II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 111

8.
box 14/3
Freiwild

uns gegenüber,
de Mächtigkeit der minenartigen Spring, une diejenige er sandte deshe¬
überlegen entwickelten Eisenbahnnetzes und der numerischen Ueber der heutigen Schießwollgranaten über Nacht ihre Granatsicherhei¬
sich von den dort
seiner ehrw.
zahl, besonders seiner Streitkräfte der ersten Linie, in der Lage, seine wieder völlig in Frage stellen kann, und daß daher nicht sowohl in nannt und mit den
-

Lächeln des Malers reizt ihn, den, wie er meint, ihn verhöhnenden Anderen Er¬
Feuilleton.
glücklichen Nebenbuhler zu provociren. Bei einer plumpen Beleidigung geben. Glaubt
au / und
Annas verliert Rönning die Kaltblütigkeit und ohrfeigt den Lieutenant
nimmt ihm das
entgegnet Robuste
Im zweiten Akt verweigert er dem Beschimpften aus Prinzip die
darum bedenken
Lobe=Theater.
Genugthuung. Muß man jede Infamie erdulden, oder mit seinen
Weltanschauungen
Leben für ihre Züchtigung eintreten? Seine Freunde verlassen ihn, en
Sonnabend, den 12. Dezember
seines Freundes vo
ist gesellschaftlich unmöglich, „Freiwild geworden, ein jeder darf ihn belei
„Freiwild." — „Opus I."
nicht ins Wanken
digen, da er die Satisfaktionsfähigkeit verloren hat. Aber Rönning steht übe
Auf Arthur Schnitzler scheint das dramatische Motiv eines Duell
der Gesellschaft und ihren Vorurtheilen. Nichtachtend ihres Rufes kommt einer
welches mit brutaler Gewaltsamkeit durch den Tod ein mehr idea
seinen Math zu
Anna auf sein Zimmer gestürmt, ihrem Beschützer zu danken, ihn von
gedachtes, nach Außen hin nur suspektes Liebesverhältniß zerstö
biltig, ob ihn sein
der Annahme der Forderung abzuhalten. Sie wird hier Dr. Wellne
und herabwürdigt, einen eigenthümlichen Bann zu üben. In de
Soll er vor ihm
gesehen und ist nun endgiltig als Geliebte Rönnings compromittir
„Liebelei bildet es die Grundlage, von dem etwas zwiespaltig ent¬ Der Direktor hat ihr gekündigt, er kann weibliche Mitglieder, die so weni
Karinskis Ehr
wickelten „Freiwild mindestens den Rahmen
Spaß verstehen, nicht brauchen. Beide wollen das Bad ungesäumt verlassen
seine ganze Welta
Zum Vergnügen für das Publikum in und außerhalb des Theaters die Trennung steht bevor. Schonungslos setzt ihr Rönning die Aussichts¬ haben. Wenn ni
besonders das letztere — hat in einem kleinen österreichischen losigkeit ihrer Carrière auseinander, die sie wohl selber erkennt: früher ist nach dem C.
Badeorte eine Schmiere ihr Wesen, unter deren weiblichen Mitgliedern
oder später wird sie, des Widerstandes müde, zu dem sittlichen Niveau von dem Lieutena
sich eine junge Anfängerin befindet, welche das Theaterspiel und ihr
ihrer Kolleginnen, der „Theatermenscher“ herabsinken. Aber noch
kann. Laut aussa
weibliche Ehre sehr deplacirt ernst nimmt. Niemand glaubt ihr das, si
wehrt sie sich mit voller Kraft. Er bietet ihr seine Unterstützung an, Sein Freund weist
ist ja „Freiwild" für alle Mädchenjäger, und bis zu einem gewissen die sie als vorurtheilsfreie Künstlerin ja annehmen könne, in den
wieder „Freiwild
Grade selbst für den Mann, der sie liebt, der in recht gesundem Bewußtsein, daß kein Verhältniß zwischen ihnen bestehe. Das arm
Es ist unverken
Egoismus wohl Acht hat, sich nicht zu verplempern und ihr seine Mädel weist den gefährlichen Antrag zurück und er macht sich übe
überwiegt. Schnitz
Hand erst bietet, als ihm kein anderes Mittel übrig bleibt, sie sich ihre naive Bitte lustig, sie nicht zu verlassen. Soll er als ih
wollen, er hätte so
zu erhalten. Paul Rönning, ein reicher junger Maler, der Man¬
Impresario mit ihr von Schmiere zu Schmiere ziehen? Sie müssen zwischen die genau
ohne Vorurtheile, ist ein alter Bekannter Annas, er macht täglich also von einander gehen. Da, im letzten Augenblicke, angesichts der auch Karinski gen
große Spaziergänge mit ihr und gilt in Folge dessen für ihren Liebhaber. Trennung weicht seine kritische Verständigkeit und er trägt ihr seine sei Dank den Cod
Unter den Offizieren, welche Anna nachstellen, ist der Oberlieutenant Hand an — weiß er doch längst, daß sie ihn liebt, wenn sie es aus
überlegener Logik
Karinski der zudringlichste. Ein wüster Gesell, welchem die Ver¬ mit aller Entschiedenheit leugnet. Es folgt eine herbe allmählich sich erwär
alle haben oder ge
abschiedung droht, ein Schuldenmacher, Spieler, Weiberjäger, ein
mende Liebesscene, die für Schnitzlers etwas blasirten Skeptizismus
die Vernunft zur
Raufbold, der die Civilisten mit der Reitpeitsche traktirt, wenn sie ihr
überaus charakteristisch ist. Rönning und Anna wollen nun zusammen
unter dem Einflu¬
im Café aus Versehen anstoßen; ein nervös gewaltthätiger Mensch
ohne Verzug abreisen.
über dieselbe, wie
den jeder Widerstand maßlos reizt, unberechenbar, zehnmal anders in
Da erscheint der Kartellträger Karinskis, Oberlieutenant Rohnstedt, und Rohnstedt dat
einer Stunde, eine cholerische Natur, die ihn als Offizier im Krieg
zum zweiten Male. Wie vorhin mit den Freunden hat Rönnin
hätte er die in die
zum Helden werden lassen würde, während sie im Frieden sich vor jetzt mit ihm eine lange Auseinandersetzung über seine Prinzipien. Karinskis mit Ver
ungenutzter Thatkraft aufreibt. Dabei trotz aller moralischen Nervosität Rohnstedt will Karinski retten, der verloren ist, wenn er für den Die Ohrfeige bew
ein guter Kamerad und nach den strikten Ehrbegriffen, nach dem Schimpf keine förmliche Genugthuung erhält. Um dieser rettende
nichts, im Gegent
„Kodex“, ein unantastbarer Ehrenmann. Ein Mensch, der nur in Form willen schlägt er ein Scheinduell vor und bittet Rönning, au
gesiegt. Und eben
diesem Milieu denkbar und existenzfähig ist, der mit der Uniform di
diese Weise Karinski Leben und Ehre wiederzugeben. Aber der hat Akt über den Din¬
Lebensmöglichkeit verlieren würde.
kein Mitleid mit dem Niedergeschmetterten und bleibt seinem Prinzip beweisen oder doch
Karinski wettet im Café, daß er auf der Stelle den Widerstand getreu. Hat er doch nicht aus Feigheit das Duell zurückgewiesen, eine Unterordnung
Annas besiegen werde und kommt abgeblitzt zurück. Ein schadenfrohes Er hot Karinski gezüchtigt, wie er es verdiente, was geht ihn das eigenen, persönlich
der
el