II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 156

8. Freiwild
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Illustrirtes Wiener Extrablatt
29. März 1897 Nr. 88
nden ist hier angekommen und wird voraussichtlich morgen ans
würdigen weiß. Als Dritter im Bunde kam Arthur
Land gehen.
aber
Schnitzler, der den ersten Act seines Schauspieles
Die österreichisch=ungarischen und
Ihre
„Freiwild vorlas. Dieser erste Act ist ein
ledi¬
die deutschen Truppen werden Montag kleines Meisterstück an dramatischer Knappheit und
Früh erwartet.
den,
Bewegung. Man kennt die Handlung aus den Berichten
der
über die erfolgreiche Berliner Aufführung. Selbst in der
Die Panama-Affaire.
Vorlesung stellte sich die Wirkung ein. Mit wenigen
sung
Paris, 29. März. Die in der Affaire Arto¬
Strichen zeichnet der Verfasser seine Figuren aus
eingesetzte Kammercommission beschloß einstimmig, die
dem Theater- und Officiersleben in einem öster¬
gerichtliche Verfolgung der betreffenden Deputirten zu
bewilligen.
reichischen Badeorte, und doch stehen sie alle in
uto¬
Lebensgröße und Wirklichkeitstreue vor unseren
Paris, 29. März. (Privat=Depesche
eenen
Augen. Wir haben kein Urtheil über das
Für die Panama-Anklage kommen nach Aufschreibungen
aus Arton's im Ganzen einunddreißig Parlamentarier in
Werk als Ganzes, aber dieses Bruchstück
einer Betracht,
allein verräth die Hand eines echten Künstlers. Arthur
sieben Deputirte und ein
Schnitzler ist auch ein guter Interpret, er läßt jeden
tung Senator von heute, dreizehn gewesene Deputirte, ein
Charakter in seiner Sprache reden und unternimmt sogar
früherer Senator und neun Verstorbene.
bei den Rollen der Schauspieler kleine aber glückliche
ti¬
Paris, 29. März. Die „Libre Parole" behauptet
Seitensprünge in das vielverlästerte Gebiet der Stimm¬
nen die vier Parlamentarier, deren Auslieferung demnächst
portraitisten. Die Leute folgten mit Spannung dem
verlangt werden soll, seien die Deputirten Rouvier
die
Vortragenden und überhäuften ihn zum Schlusse mit
Gotrand, Jullian und Clovis Hugues. Der
Beifallskundgebungen. Als die Schnitzler'sche Blondlocke
Untersuchungsrichter Le Poitterin habe der Com¬
den
von der Bildfläche verschwunden war, tauchte die Schwarz¬
mission erklärt, er besitze Beweise dafür, daß Burdeau
locke von Hermann Bahr auf. Der Ueberwinder, Ent¬
tung der Helfershelfer Artons gewesen sei und
iter
binder und Erfinder kam als Letzter an die Reihe, denn
dafür 50.000 Francs erhalten habe.
mit Bahr traut man sich nicht anzufangen. Bei seinem
Prag, 29. März. (Privat=Depesche,
Rei¬
Erscheinen senkten die Mädchen die Köpfe. Was wird er
„Narodni Listy publiciren eine Replik gegen das von
sagen? Große Enttäuschung. Gerade er hielt den harmlosesten
iner der „Boh." mit einem leitenden Staatsmanne (Grafen Vortrag. Man denke nur. Nachdem sich das Schnitzler'sche
be=Baden) geführte Interview über Sprachen verordnun
Laster erbrochen hatte, setzte sich Bahr als Tugend zu
und Majoritätsbildung. In dieser, vermuthlich von der Tisch! Ja, gibt es denn keine Erwachsenen mehr? Er
htig jungczechischen Parteileitung, heißt es, las eine Anekdote „Die schöne Frau“. Es ist ein per¬
eine
der betreffende Staatsmann gebe sich einer verhängni߬
sönliches Erlebniß. Der Mann einer reizenden Frau, die
vollen Täuschung hin, wenn er glaubt, daß eine Sprachen¬
es nirgends aushält, wo sie nicht bewundert wird, dingt
verordnung, deren Zweck es wäre, die Czechen zu be¬ in Schliersee einen Bewunderer gegen Barzahlung.
friedigen, lediglich den äußeren Verkehr berühren um die Komik der an Drolerien reichen Humoreske zu
ren
würde, ohne den inneren zu alteriren. Es sei unwahr, erhöhen, ist der Bewunderer ein — Meßner! Von der
daß eine Sprachen verordnung, geschweige denn eine so ersten bis zur letzten Zeile währte die Heiterkeit in
magere, die einzige Bedingung für irgend ein Ab¬
Saale, zumal Bahr der beste Vorleser ist, dem
kommen zwischen den Czechen und der Regierung abgeben
wir jemals begegneten. Das macht ihm kein Schau¬
könnte. Welche Bedingungen erfüllt werden müßten, dami
spieler nach. Er sollte dem Bonn die Rolle
in der czechischen Politik eine Wendung eintrete, darüber
in „Tschapel wegnehmen und sie selber spielen. Wir
sei mit den czechischen Abgeordneten überhaupt nicht ver¬
kennen auch keinen Volkstribun, der so zu wirken ver¬
handelt worden.
stünde, zumal Bahr aus der Wiener Mundart ungeahnte
Berlin, 29. März. (Privat=Depesche
Effecte zu gewinnen versteht. Wir fürchten, er wird noch
Nach einer Pariser Privatmeldung wurde gelegentlich
im Parlamente enden. Der Erfolg läßt sich nicht beschreiben.
Nansens Pariser Aufenthaltes die Gründung eines
Die Leute eilten zur Estrade und drückten Bahr die Hand.
internationalen Clubs für Nordpolforschung beschlossen
Trotzdem die Vorlesung bis 10 Uhr dauerte, zeigte da¬
Nansen, der den Plan dazu fertig aus London mit Publicum keine Ermüdung. Die Locken von Schnitzler
brachte, wird Director des Institutes. Zur praktischen Durch¬
und Bahr waren sogar bis 10 Uhr bewundert und
führung der im Institut vorgenommenen wissenschaftlichen begehrt. Und wenn sie noch nicht abgeschnitten sind, so
Resultate soll eine Flottille von sechs bis acht Rund leben sie noch heute.
schiffen nach Muster der „Fram" gebaut und aus¬
Im Carltheater beginnen von Donners¬
gerüstet werden. Die Betheiligung von englischen und
tag, den 1. April angefangen die Vorstellungen um
französischen Finanzhäusern ist gesichert. Vorläufig seien halb 8 Uhr
fünf Millionen Francs zur Verfügung gestellt. Auch von
Aus Carlsruhe wird uns telegraphirt,
Gestern wurde Freifrau Marie v. Glaubitz=Alton¬
Berlin und Petersburg werde eine rege Be¬
guel beerdigt, die, eine geborene Wienerin, als Fräulein
theiligung erwartet. Der Centralsitz des Unternehmens soll
Für die erste tragische Liebhaberin der Carlsruher
vorläufig Paris sein.
Hofbühne gewesen.
Budapest, 20. März. (Privat=Telegramm.

Die Generalversammlung der ungarischen Credit¬
bank setzte eine Dividende von 21 fl. fest und beschloß,
den Emissionswerth der neuen 50.000 Stück Actien mit Situatio
825 fl. und mit 200 fl. Nominale zu bestimmen.
Abreise
die Aeu
Krieg
Theaterzeitung.
tion zu
Jung=Wien bei Bösendorfer. Unter diesem
stärkere
Schlagworte wurde die gestrige Vorlesung angekündigt, sehr sche
Es war Jung=Wien, gemischt mit Jung=Berlin, denn zu Thronre¬
den hierorts gemeldeten Schriftstellern Hermann Bahr,
Bauten
Hugo v. Hofmannsthal und Arthur Schnitzler
gesellte sich Georg Hirschfeld, der in Berlin zu
394.—
Hause ist. Die geistreiche Frau eines berühmten Anatomen
Länderba
kam auf die gute Idee, die vier Parnaßgänger für einen Staatsba
wohlthätigen Zweck als Vorleser zu gewinnen. Ein zahl¬ 82.—,
reiches Publicum strömte herbei, doch fehlten merk¬
Buschtieh¬
würdigerweise die theuren Häupter des literarischen Wien,
Montan
die den Bestrebungen unserer begabten Jugend denn doch mehr
Rente
merksamkeit zum