II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 155

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jungczechischen Parteileitung, heißt es
las eine Anekdote „Die schöne Frau“. Es ist ein per¬
der betreffende Staatsmann gebe sich einer verhängni߬
eine
sönliches Erlebniß. Der Mann einer reizenden Frau, die
vollen Täuschung hin, wenn er glaubt, daß eine Sprachen¬
es nirgends aushält, wo sie nicht bewundert wird, dingt
verordnung, deren Zweck es wäre, die Czechen zu be¬ in Schliersee einen Bewunderer gegen Barzahlung.
friedigen, lediglich den äußeren Verkehr berühren Um die Komik der an Drolerien reichen Humoreske zu
eren würde, ohne den inneren zu alteriren. Es sei unwahr, erhöhen, ist der Bewunderer ein — Meßner! Von der
daß eine Sprachen verordnung, geschweige denn eine so ersten bis zur letzten Zeile währte die Heiterkeit im
magere, die einzige Bedingung für irgend ein Ab¬
Saale, zumal Bahr der beste Vorleser ist, dem
als kommen zwischen den Czechen und der Regierung abgeben wir jemals begegneten. Das macht ihm kein Schau¬
könnte. Welche Bedingungen erfüllt werden müßten, dami
spieler nach. Er sollte dem Bonn die Rolle
in der czechischen Politik eine Wendung eintrete, darüber
in „Tschapel wegnehmen und sie selber spielen. Wir
sei mit den czechischen Abgeordneten überhaupt nicht ver
kennen auch keinen Volkstribun, der so zu wirken ver¬
handelt worden.
stünde, zumal Bahr aus der Wiener Mundart ungeahnte
Berlin, 29. März. (Privat=Depesche,
Effecte zu gewinnen versteht. Wir fürchten, er wird noch
Nach einer Pariser Privatmeldung wurde gelegentlich
im Parlamente enden. Der Erfolg läßt sich nicht beschreiben.
Nansen's Pariser Aufenthaltes die Gründung eine
Die Leute eilten zur Estrade und drückten Bahr die Hand.
internationalen Clubs für Nordpolforschung beschlossen. Trotzdem die Vorlesung bis 10 Uhr dauerte, zeigte das
Nansen, der den Plan dazu fertig aus London mit
Publicum keine Ermüdung. Die Locken von Schnitzler
brachte, wird Director des Institutes. Zur praktischen Durch¬
und Bahr waren sogar bis 10 Uhr bewundert und
führung der im Institut vorgenommenen wissenschaftlichen begehrt. Und wenn sie noch nicht abgeschnitten sind, so
Resultate soll eine Flottille von sechs bis acht Rund¬ leben sie noch heute.
schiffen nach Muster der „Fram" gebaut und aus
Im Carltheater beginnen von Donners¬
gerüstet werden. Die Betheiligung von englischen und tag, den 1. April angefangen die Vorstellungen um
halb 8 Uhr.
französischen Finanzhäusern ist gesichert. Vorläufig seien
* Aus Carlsruhe wird uns telegraphirt:
fünf Millionen Francs zur Verfügung gestellt. Auch von
Gestern wurde Freifrau Marie v. Glaubitz=Alton¬
Berlin und Petersburg werde eine rege Be¬
gel beerdigt, die, eine geborene Wienerin, als Fräulein
theiligung erwartet. Der Centralsitz des Unternehmens sol
Für die erste tragische Liebhaberin der Carlsruher
vorläufig Paris sein.
Hofbühnte gewesen.
Budapest, 29. März. (Privat=Telegramm.
Die Generalversammlung der ungarischen Credit¬
bank setzte eine Dividende von 21 fl. fest und beschloß
den Emissionswerth der neuen 50.000 Stück Actien mit Situati
Abreise
525 fl. und mit 200 fl. Nominale zu bestimmen.
die Aeut
Krieg
Theaterzeitung.
tion zu
Jung Wien bei Bösendorfer. Unter diesem stärker he
Schlagworte wurde die gestrige Vorlesung angekündigt sehr sch¬
Es war Jung=Wien, gemischt mit Jung=Berlin, denn zu Thronred
den hierorts gemeldeten Schriftstellern Hermann Bahr, sich in
Hugo v. Hofmannsthal und Arthur Schnitzler Valuten
gesellte sich Georg Hirschfeld, der in Berlin zu
394.— bi
Hause ist. Die geistreiche Frau eines berühmten Anatomen Länderba
kam auf die gute Idee, die vier Parnaßgänger für einen Staatsba
wohlthätigen Zweck als Vorleser zu gewinnen. Ein zahl¬
82.—,
reiches Publicum strömte herbei, doch fehlten merk¬
Buschtieh¬
Montan
würdigerweise die theuren Häupter des literarischen Wien
Rente
die den Bestrebungen unserer begabten Jugend denn doch mehr
Aufmerksamkeit zuwenden sollten. Die Mehrzahl der Besucher ungarische
98.50, T
bestand aus schönen Frauen und Mädchen, die mit Wonne ich
am Rande des Arthur Schnitzler wandelten. Man sah
sogar einige unerschrockene Damen, die auf den
Fredit 80
äußersten Hermann Bahr gefaßt waren. Die Vor¬
Bankverei.
lesung begann mit dem Dichter der „Mütter" und endete 437.—.
mit dem Verfasser der „Mutter". Der sympathische Georg thalbahn;
Hirschfeld las eine hübsche Erzählung „Bei Beiden" 80.50,
mark 68.7.
so zaghaft und schüchtern, daß wir ihn kaum verstanden
Es war uns, als hielte er ein Buch mit sieben Siegeln
in der Hand. Das Publicum ließ es sich indeß nicht Der dies
flusse der
nehmen, den beliebten Dichter durch Beifall auszuzeichnen
liche Arti
Nun setzte sich Hugo von Hofmannsthal an der
1000 Me¬
Lesetisch. Wir verstanden Hirschfeld nicht, weil er schlecht
1000 Met
las; werden wir Hofmannsthal verstehen, wenn er gut
liest: Der vielbelobte Poet, den sie an das Talent des
76 kr., M.
modernen Oesterreich preisen, war so gescheidt
Herbstweiz
eine Dichtung aus der Zeit seiner Anfänge roggen 6
vorzutragen, als er noch nicht zum Dichterfürsten des Roggen
hiesigen Platzes gesalbölt worden. „Der Thor und der 5 kr. bis
8 fl. 78
Tod“ ist ein dramatisches Gedicht voll schönen
98 kr., F.
Gedanken und herber Weisheit. Der Thor mus
August=See
seine Rechnung mit dem Himmel machen, aber er ist
April=Mai
schließlich mit der Bilanz des Todes nicht unzufrieden
und stirbt mit so formvollendeten Versen auf den Lippen
daß er die Achtung und Bewunderung des Thanatos österreichi¬
85 Percen:
in's Grab mitnehmen darf. Stürmischer Beifall lohnt
den Dichter, von dessen Liedermund die Verse hell er¬
dieses Jah
klangen. Das Publicum freute sich kindisch, Hofmannsthal
945 fl.) in
zu verstehen. Es hörte von Todten, die nicht entgleiten
gegen 1,14
von einer alten Frau, die ohne Essig nud Salböl zubereite
ist, und vernahm klingende Worte, die man auch beim
13. Woche
„Schwarzen Adler“, beim „Silbernen Pfau"
(Minus 20
beim „Goldenen Lamm" mehr oder minder zu 187.721 fl.
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