II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 162

8. Freiwild
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Bösendorfer=Saale der einzige Liederabend des kön¬
m.) Der lich sächsischen Kammersängers Carl Scheidemantel sie
vatsekretär
Jung=Wien hatte Sonntag zu wohlthätigem Zw.
mit seinen
seine besten Truppen ins Feuer geschickt und obendrein an
en in allen von auswärts Hilfsmannschaft requirirt; kein Wunder als
ich im Ab- daß der Bösendorfer=Saal gesteckt voll war und daß das
ie Blätter Publicum literarische Sensationen von einer bei Akademien
lichen Fest¬
selten vertretenen Art erwartete. Diese Hoffnungen wurden
bemerkt,
nur zur Hälfte erfüllt, da von den vier Treffen, in denen
lege willen
ämpen anrückten, gerade nur die Hälfte ihren bereits,
möglich und zumeist mit Recht, über das Café Griensteidl, seligen
Angedenkens, hinausgedrungenen Ruf bewährt hat. Daß Georg
gerecht¬
zu be¬
Hirschfeld, der Verfasser der „Mütter", welcher zuerst
Aufschluß am Vorlesertischchen sich niederließ, nicht zu den voll
orten, wer triumphirenden Siegern zählte, that uns herzlich leid. Es
den inter¬
war dies allerdings nicht die Schuld des so reich begabten
er geheime jungen Dichters und dessen, was er las, sondern die des
is v. Lu¬
Vorlesers Hirschfeld. Ein sympathischer Blondkopf mit
nann an breiter, freier Stirne und einem Gesicht, dessen Glätte mehr
chtmäßige
der Jugend als dem Rasirmesser zuzuschreiben ist; schüchterne,
nervöse, elige Bewegungen. Der norddeutsche Accent und die
Wien, Dienstag
sichtliche Befangenheit ließen die stimmungsvolle
Mann herung
zählung „Bei Beiden", die Hirschfeld las, nicht zur oft mit meinem
dem Haus auf
vollen Geltung kommen. Herr v. Hofmannsthal trug
Dr. Nitzelb¬
sein dramatisches Gedicht „Der Thor und der Tod“ um ver¬ Damals muß
schiedene Grade sicherer und — schlechter vor. Er ist so lange
Ein Ge¬
Entführen
als der künftige Goethe posirt worden, daß er schließlich
mein Mann zu
anfängt, selbst als solcher zu posiren. Aber sch goetheisch
Testament zu
anklingende Verse ohne viel Inhalt verstehen außer Herrn Sachen zu Hat
v. Hofmannsthal noch viele andere, weniger talentirte junge
Nach ei¬
befragte der
Leute zu drechseln. Arthur Schnitzler las den ersten
Werthpapiere
Act seines Schauspieles „Freiwild" in jenem leichten,
Mein Mann
seinen Conversationston, den der Dialog moderner Stücke
gezeigt, wie
gebieterisch fordert, und dank der geschickten Art des Vor¬
liegt, gehört
kleine Lose la
trages ging auch nicht eine Pointe verloren. Mit großem
Präs.:
Interesse sah das Publicum die Verhältnisse eines Sommer
Zeugin:
theaters in einem Curorte sich entrollen. Schnitzler dachten Sie si¬
konnte mit dem Erfolge des Stückes wie der Vorlesung
Sie doch Uni¬
mir gedacht,
zufrieden sein. Den Vogel schoß aber diesmal Hermann
dann nicht Ge¬
Bahr ab, der durch die „Anekdote", welche er gab, bewies,
Präs.:
daß er noch lange nicht „demonie ist. „Die schöne Frau
seinem Tode
— so lautet der Titel der Anekdote — ist geradezu ein Zeugin (le
Cabinetstück, und der Verfasser hat mit der Schalkhaftigkeit geglaubt, er
werden. —
und mit der Ironie eines alterfahren; Vortragsmeisters
zwischen seinen
all das Mißgeschick geschildert, das der Gatte einer ewige
Ist die Ges¬
Bewunderung heischenden Frau erduldet. So stark wirkte
Zeugin:
diese humor= und temperamentvolle Satire, daß Bahr, der
hundertmal se
Präs.
die letzte Nummer hatte, sogar den Wunsch des Publicums,
darüber aus¬
möglichst rasch zur Garderobe zu kommen, überwand, und
Strafprocesse,
vier- oder fünfmal gerufen wurde.
beschuldigte,
Der Wiener kaufmännische Gesang die Schenkung
verein gab am letzten Donnerstag im Saale Bösendorfer aufgeschrieben.
könne schon die
sein statutarisches Frühjahrsconcert, das sich durch die
anders auszeichnete der Schenkung