II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 205

8.
Freiwil
box 14/3
Telefon 1911.
Unternehmen für Zeitungs-Ausschn.
„OBSERVER
1. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichte.
Wien, IX. Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyel“, VIII. Josefsring 31 a.
Telefon 12801.
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
chnitt aus:
Wiener Abendpost
Ausschnitt
Nr.
OBSERVER
vom
1. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
2
Wien, IX/ Türkenstrasse 17.
Im Carl-Theater wurde gestern zum
— Filiale in Budapest: „Figyelö", VIII. Josefsring 31 a.
ersten Male aufgeführt: „Freiwild“, Schauspiel
in drei Acten von Arthur Schnitzler. Das Stück
hatte sehr guten Erfolg, es brachte dem Wiener
Ausschnitt aus:
Wiener Tagblatt
Dichter, den Darstellern und Director Jauner, der
uns mit dem neuen Werke des Autors von „Liebelei¬
bekannt machte, Ehren.
5. FEB. 1898
Das Schauspiel erweckt im ersten Acte durch das
vom
treffende Genrebild: Schauspielerleben in kleinen
Badeorten Oesterreichs, heiteren und betrübenden Ein¬
(Carl-Theater.) Einen der tiefen Konflikte, die
blick in das Revier des „Freiwildes", der jungen
aus unseren gesellschaftlichen Zuständen und Anschauungen
Frauen vom Theater, erörtert in den folgenden Auf¬
entspringen, jenen zwischen ritterlichen und bürgerlichen
zügen in Rede und Gegenrede die Duellfrage, welche
Ehrbegriffen, behandelt Arthur Schnitzler in seinem
so alt ist und doch wohl ewig neu bleibt, und übt
dretaktigen Schauspiel „Freiwild, das gestern hier
durch die bewegten Scenen, welche von der gering¬
zum erstenmale aufgeführt wurde. Er behandelt den Kon¬
fügig scheinenden Ursache bis zum traurigen Ende
flikt, aber er vermeidet das vergebliche Beginnen, den
führen, starke Wirkung. Der Autor will nicht be¬
Versuch einer Lösung zu unternehmen, ja er läßt seinen
weisen, nicht lehren, er läßt die Vorgänge wirken.
bürgerlichen Helden sogar eine arge Inkonsequenz begeben.
Mit Recht, denn die Frage ist individuell, und Jeder
Durch die beweist er aber, daß ein Mann, der das Duel
muß mit sich über sein Thun und Lassen ins Reine
grundsätzlich verhorreszirt, wenn er kein Feigling ist, seinem
kommen.
„ritterlichen Gegner zum Opfer fallen muß, daß er für
diesen — Freiwild ist, ebensogut Freiwild, wie die kleine
Man kann in dem einzelnen Falle des Stückes
Schauspielerin für das Unterhaltungsbedürfniß hoch¬
Schnitzlers Manches für und gegen vorbringen, aber
fahrender Gecken. Lieutenant Karinski spricht unziemlich
nur für den Autor werden wohl Alle sein, die man
von der Naiven Anna Riedel. Der Zivilist Paul Rönning
fragt: war er mit Herz und Geist bei der Sache?
ist darüber empört und ohrfeigt ihn. Die Genugthuung
200 So klug und fast weise hat der Dichter die Dialektik
mit den Waffen verweigert er aber, unter allen Umständen.
500 geführt, Gründe und Gegengründe der Denker beider
Es fällt ihm nicht ein, sein Leben aufs Spiel zu setzen,
1000 Parteien erhellend vorgebracht, daß man rasch, von
weil er einen Buben gezüchtigt hat. Seine Freunde
dem was auf das wie übergehend, dem Dramatiker
lonne
wenden sich von ihm und er will mit Anna Riedel,
und seinen Menschenfreund die Hand drücken wird,
die in dieser schweren Stunde seine Braut geworden
nachdem man ihm Zeichen des Beifalls gegeben.
abreisen. Allein er bleibt, wie er erfährt, daß Karinski
Arthur Schnitzler ist, wie er der Erste war, der das
dies als Flucht auffassen müßte. Beim ersten
moderne Wiener Gesellschaftsstück in Stoff und
Zusammentreffen der Beiden thut der Lieutenant, was er
Sprache gestaltet, auch der Beste, Allen, die ihm
von seinem Standpunkte aus muß, er nimmt sich selber 50
nacheitern, Vorbild in der vornehmen Art anzu¬
Satisfaktion und schießt Rönning nieder. Auf all das
inclusive
Porto.
wird noch näher einzugehen sein. Das Stück ist mit einer
schauen und wiederzugeben. Welchen Stoff immer
Zahlbar
im Voraus.
Schnitzler anfaßt, er thut es literarisch.
enormen Geschicklichkeit gemacht; trotzdem man weiß, was
Gespielt wurde „Freiwild vortrefflich, man sah
nothwendig kommen muß, läßt die Spannung keinen schnitte ist das
Augenblick nach, man nimmt persönlichen Antheil an den auch steht es den
fast durchwegs Menschen und nicht Rollengeber. Herr
Abon Vorgängen auf der Bühne. Nur will es nicht recht passen, zu ändern.
Klein, der von uns schon vor Mitterwurzers Ab¬
Abo daß auf dieses förmlich aus dem Leben gerissene Bild
leben und dringender nach dessen Tode als reif für
ohne jeden zwingenden Grund, des theatralischen Kon¬
das Burgtheater bezeichnet wurde, war so einfach
trastes wegen Komödiantentypen aus den „Fliegenden
wahr und bezwingend, daß man seine Freude an dem
Blättern geklebt sind. Gespielt wurde von Herrn
Manne und seiner Art hatte. Und wie ist Klein
Klein, der den Zivilisten, Herrn Reusch, der den
jedes Wortes mächtig, dadurch frei, auf der Bühne
Lieutenant, und Herrn Korff, der einen Dutzendkerl aus
Herr. Das sonst Selbstverständliche fällt heute Jedem
der guten Gesellschaft gab, mit solcher Vollendung, daß
auf, weil es .... so selten geworden ist. Außer diesem
man bedauert, in einer an Lobesworten so armen Sprache
Künstler zeichneten sich die Damen Sangora und
zu schreiben. Alle Anderen haben nur Episodenrollen. Herr
Casta spielte die seine, die eines eifersüchtigen Komikers,
Glümer und die Herren Reusch, auch ein erster
im richtigen Tone. Die Aufnahme des Stückes war eine
Künstler, Korff, Meyer=Eigen und Czasta
rauschende, Schuttler wurde ungezählemale gerufen:
aus. Man glaubte in dieser Schar nur von der
großer Erfolg.
Sache erfüllte Menschen an Ort und Stelle, und

nicht Schauspieler, die sich dem Publicum aufdrängen,
zu sehen und zu hören.
inclusive
Porto.
Zahlbar
im Voraus.
itte ist das
steht es den
andern.