II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 221

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8. Freiwild
Telefon 12801.
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
„OBSERVER
sér. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnac
Wien, IX/ Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Foyel, VIII. Josefering 312.
Ausschnitt aus.
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vom
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ten Brief. Aus Wien, 3. Februar, id und
en findet im Carltheater die erste Aufführ¬
Schaus „Freiwild statt.
der diese echte Wiener Stück des echten
Wien
sich hier zeigen durfte. Man gab es in
vorigen Jahr Norden und dachte nichts Arges dabei.
man gab es in Prag, den am Traunsee, und jetzt erst ist
man in Wien so frei, so frei zu sein Theaterleben zu geben.
Schnitzler hatte natürlich das Werk noch warm dem Burg¬
theater überreicht; man wagte nicht, es der Hauscensur vorzulegen.
Es ist so stark österreichisch, daß es bedenklich schien, daran zu
rühren, zumal sich um Offiziere handelt, die das „Freiwild
die „Mädel vom Theater, jagen oder ihnen Schlingen legen. Daß
man durch fremdländische Uniformen den Anstoß heben könne,
maskiren und cachiren, das kam Einem kaum in den Sinn, denn das
Manöver war zu durchsichtig. Zwei Offiziere sprechen Dialekt,
wienerisch und polnisch, die Theaterwirthschaft kleinerer öster¬
reichischer Theater dazu, kurz Wien kam bisher um sein vater¬
ländisches Schauspiel, ein interessantes Stück, das Geist und Herz
in Bewegung setzt. Die „Schmiere in unseren kleinen Bade=Orten
u. s. w. ist selten so gut beobachtet und so freilichtfarbig gemalt
worden wie von Schnitzler. Ich habe Ihnen schon öfter gesagt,
daß die von der Statthalterei in Wien geübte Censur, bei aller Vor¬
sicht und Rücksicht, von jeder unnöthigen Beschränkung absieht; beim
„Freiwild begnügte man sich mit dem Versprechen, die Uniformen
fremdländisch gestalten zu wollen; indessen man kann dem Husaren
noch so viel nehmen oder anhängen, Attila bleibt doch Attila. Und
endlich, gerade heraus, um was handelt es sich? Daß ein Offizier
sich schlecht benimmt, während ihm ein zweiter gegenübergestellt
wird als Ideal eines pflichtbewußten ehrenvollen Militärs u. s. w.
Stellen Civilisten nicht auch dem „Freiwild“ noch in kleinen und
la
in großen Orten? Die reine Kinderei! Dort ein Souper mit
im V.
Champagner, hier ein Brillantschmuck um 100,000 Kronen oder ein
Haus. Derlei Geschichten erzählt ganz Wien und zeigt mit dem isschnitte,
Finger auf Frau X., die nimmt, und Herrn Y., der gibt. Nun, die auch sten
Uniformen im Carltheater sind mehr norddeutsch als österreichisch,
zu ändern
damit ist der Moral Genüge gethan und man kann sich dem Genuß
des Stückes ohne Hintergedanken hingeben. Schnitzler fand im
Carltheater in der Person des leihweise vom Raimundtheater über¬
lassenen Klein einen Schauspieler ersten Ranges. Der Mann
hätte längst ins Burgtheater gehört, nach dem Tode Mitterwurzer
erst recht. Ob man jetzt an ihn denkt? Es gibt nicht nur Farben¬
blinde, sondern auch Talentblinde.
Aus den Raden.
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Ausschnitt
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Ausschnitt aus:
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vom
Ein Telegramm aus Wien meldet uns: Unter
ungewönlicher Spannung, vor dem gesammtem
literarischen und gesellschaftlichen Forum von Wien
ging soeben im Carl-Theater Schnitzler's gewagtes
Plaidoyer gegen das Duell „Freiwild in Scene.
Das Publikum nahm wahrend des mit scharf
polemischer Klinge geführten Wortduells im zweiten Acte
entschieden Stellung für die Auffassung, daß das Duell
überflüssig ist, und applaudirte einzelne Kraftstellen
demonstrativ. Wenngleich, Dank der geschickten Mache,
das Publikum bis zum Schluß gefesselt blieb, war doch
der Eindruck des erstem Actes mit dem scharf beob¬
Schnitzler wurde
achteten Milieu der stärkste.
lebhaft gerufen und erschien nach dem zweiten und
In den Zwischenacten
letzten Acte wiederholt.
zitterte die Erregung nach, eine lebhafte Discussion
über die Duellfrage entfesselnd. Die Aufführung
war im Ganzen befriedigend. Josef Klein schuf mit
dem Duell gegen Renning ein fesselndes Charakter¬
bild, Hubert Reusch, der nach Berlin in's „Lessing¬
Theater" zurückkehren soll, zeichnete seinen Gegner mit
ätzlaugenartiger Schärfe und packender Wahrheit.
Sonst ragte noch Tewele durch die ergötzliche, gut
portraitirte Studie des Theaterdirectors, ferner
Karf als Gigerl hervor.
Im Josefstädter Theater erzielte Fischer=Jarnos
Schwank „Aschermittwoche einen guten Lacherfolg.
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