8. Fre
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Klein), von dem er weiß, daß er sich
Anna interessirt, Händel. Er macht eine Bemerkung, die die
weibliche Ehre der Schauspielerin verdächtigt, und wird von
Rönning deshalb mit einer Ohrfeige gezüchtigt. Seine
Kameraden verhindern ihn, den Beleidiger sofort niederzu¬
schlagen, und so sendet er ihm seine Zeugen. Rönning lehnt
als principieller Duellgegner die Forderung ab, und weigert sich
auch, auf den ihm von den Kameraden Karinski's gemachten Vor¬
schlag eines Scheinduells einzugehen, durch welches diese hoffen,
vor der Welt die Ehre Karinski's retten zu können. Er will mit
Anna, welche durch sein Eintreten für ihre Ehre gerührt, ein¬
willigt, seine Frau zu werden, abreisen. Als er aber von an¬
deren hört, sein Bleiben könne ihm gefährlich werden, da Karinski
ein neues Rencontre mit ihm suche, bleibt er und be¬
gegnet dem leidenschaftlich erregten Gegner auf der Promenade.
clusive
Dieser fordert ihn drohend auf, ihm Satisfaction zu geben. Er
Porto.
10 lehnt ab und begehrt energisch von Karinski, er solle ihm nicht
Zahlbar
den Weg vertreten. Als das erfolglos bleibt, will er sich mit in Voraus.
5 dem Revolver, den er zu sich gesteckt hat, freie Bahn erzwingen,
„ 10 in demselben Augenblicke hat aber auch schon der Officier te ist das
seine Waffe gezogen und ihn mit einer wohlgezielten Kugel eht es den
Ahon durchbohrt. Das die Handlung der Novität, die bereits den dern.
Abon Weg über eine Reihe deutscher Bühnen nahm, ehe sie hier in
Scene ging. Der Dialog behandelt mit längst abgenützten
Phrasen die sociale Stellung der Schauspielerinnen und di
Duellfrage. Schnitzler polemisirt gegen das Duell, vermag
aber nur den Theil des Publikums für sich zu gewinnen, der
schon vor der Aufführung mit ihm eines Sinnes war. Aus den
Vorgängen dieses Stückes kann man gerade so viel Argumente für
das Duell entnehmen, wie gegen dasselbe. Das eingehend zu be¬
gründen würde uns zu weit führen und hieße auch der Novität,
in der einige thatsächlich spannenden Scenen mit vielen anderen,
in denen zum Ueberdruß leeres Stroh gedroschen wird, ab¬
wechseln, zu viel Ehre anthun. Der Hauptfehler des Stückes
liegt in der Inconsequenz der Handlungen des Helden, der
um in der Sprache der Duellgegner zu sprechen, wohl den
„Muth" hat, ein Duell auszuschlagen, aber nicht den „Muth"
findet, abzureisen, weil er nicht den Verdacht auf sich laden
will, er fliehe feige vor der ihm durch Karinski drohenden Ge¬
fahr. Der mit Schnitzler gehende Zuschauer sagt sich
natürlich: „Der Mann, der es wagt, ein Duell
auszuschlagen, muß auch den Muth haben, den Verdacht auf
sich zu nehmen, daß man glaubt, er fliehe vor den Drohungen
Karinskis." Die Darstellung der Hauptpartien war, jede für
sich betrachtet, ausgezeichnet. Der leidenschaftliche Karinski, der
Officier, der nur in den Anschauungen des Kreises lebt, in
dem er aufgewachsen ist, kann unmöglich charakteristischer,
vornehmer und wirkungsvoller gegeben werden, als dies Herrn
Reusch gelang; und auch mit Herrn Klein, dem Darsteller
des Rönning, wird der Autor sehr zufrieden sein, er ließ keinen der
ihm in den Mund gelegten Schlager gegen das Duell fallen.
Ein rührendes Bild mädchenhafter Keuschheit und Anmuth
bot Fräulein Sangora, und auch die übrigen als Militär
und Civilisten in die Duellaffaire eingreifenden Darsteller,
die Herren Korff als ein streng nach dem „Codex" lebender
Gentleman und Herr Meyer=Eigen als Rittmeister
voran, traten mit ihrer ganzen Persönlichkeit wirksam für die
Ideen des Autors ein, ausgenommen Herr Blum, der als
Officier absolut unmöglich war und seine Rolle in recht schüler¬
hafter Manier herunterleierte. Famose Schauspielertypen boten
die Damen Glümer und Martin, sowie die Herren
Tewele, Worms und Czasta, So gut die einzelnen
Leistungen, so schlecht war aber das Ensemble. Herr Reusch
sprach im echtesten preußischen Lieutenantston, Herr Blum
versuchte ein Ungarisch deutsch zu radebrechen, Herr Meyer¬
Eigen sprach ein reines Hochdeutsch und Herr Korff wienerisch.
Dazu kam noch, daß die in dem kleinen Badeorte in der
Nähe von Wien verweilenden Officiere eine Phantasie=Uniform
trugen, die der preußischen weit ähnlicher sah, wie der öster¬
reichischen, und trotzdem gebrauchten sie Ausdrücke, wie „Servus"
und „Du Herr Rittmeister", die in preußischen Officierskreisen
absolut nicht gebräuchlich sind. Gibt es denn am Carl-Theater
keinen Regisseur, der derartige störende Fehler unmöglich macht?
Freunde Schnitzler's suchten diese Schnitzer damit zu entschuldigen,
daß die Censurbehörde nicht erlaube, das Stück in der
Originalfassung zu geben, die natürlich österreichische Officiers¬
typen auf die Bühne stellte. Diese Entschuldigung gilt
indeß nicht. Wäre dem so, so müßte der Autor, der ja
doch auch ein Apostel des Verismus ist, sein Stück einfach
borussisiren. Die Aufnahme der Novität war natürlich
eine sehr enthusiastische, Schnitzler predigt ja Tendenzen,
die den Repräsentanten des „Neuen Ghetto", die sich auch
gestern wieder ein Rendezvous gegeben hatten, aus der Seele
geschrieben sind. Warum sollte ihm dieses Publikum
dafür nicht dankbar sein. Am meisten jubelten die guten Leute
ganz wie bei der Première des „Neuen Ghetto", als der
Officier die tendenziöse Ohrfeige bekam. Wir fanden das
begreiflich. „Unsere Leut" scheinen sich ja auch in Ohrfeigen¬
angelegenheiten im Leben nach dem Grundsatze zu richten:
„Nehmen ist seliger denn geben", warum sollten sie da nicht
jubeln, wenn es auf der Bühne einmal umgekehrt zugeht.
in
i.
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Klein), von dem er weiß, daß er sich
Anna interessirt, Händel. Er macht eine Bemerkung, die die
weibliche Ehre der Schauspielerin verdächtigt, und wird von
Rönning deshalb mit einer Ohrfeige gezüchtigt. Seine
Kameraden verhindern ihn, den Beleidiger sofort niederzu¬
schlagen, und so sendet er ihm seine Zeugen. Rönning lehnt
als principieller Duellgegner die Forderung ab, und weigert sich
auch, auf den ihm von den Kameraden Karinski's gemachten Vor¬
schlag eines Scheinduells einzugehen, durch welches diese hoffen,
vor der Welt die Ehre Karinski's retten zu können. Er will mit
Anna, welche durch sein Eintreten für ihre Ehre gerührt, ein¬
willigt, seine Frau zu werden, abreisen. Als er aber von an¬
deren hört, sein Bleiben könne ihm gefährlich werden, da Karinski
ein neues Rencontre mit ihm suche, bleibt er und be¬
gegnet dem leidenschaftlich erregten Gegner auf der Promenade.
clusive
Dieser fordert ihn drohend auf, ihm Satisfaction zu geben. Er
Porto.
10 lehnt ab und begehrt energisch von Karinski, er solle ihm nicht
Zahlbar
den Weg vertreten. Als das erfolglos bleibt, will er sich mit in Voraus.
5 dem Revolver, den er zu sich gesteckt hat, freie Bahn erzwingen,
„ 10 in demselben Augenblicke hat aber auch schon der Officier te ist das
seine Waffe gezogen und ihn mit einer wohlgezielten Kugel eht es den
Ahon durchbohrt. Das die Handlung der Novität, die bereits den dern.
Abon Weg über eine Reihe deutscher Bühnen nahm, ehe sie hier in
Scene ging. Der Dialog behandelt mit längst abgenützten
Phrasen die sociale Stellung der Schauspielerinnen und di
Duellfrage. Schnitzler polemisirt gegen das Duell, vermag
aber nur den Theil des Publikums für sich zu gewinnen, der
schon vor der Aufführung mit ihm eines Sinnes war. Aus den
Vorgängen dieses Stückes kann man gerade so viel Argumente für
das Duell entnehmen, wie gegen dasselbe. Das eingehend zu be¬
gründen würde uns zu weit führen und hieße auch der Novität,
in der einige thatsächlich spannenden Scenen mit vielen anderen,
in denen zum Ueberdruß leeres Stroh gedroschen wird, ab¬
wechseln, zu viel Ehre anthun. Der Hauptfehler des Stückes
liegt in der Inconsequenz der Handlungen des Helden, der
um in der Sprache der Duellgegner zu sprechen, wohl den
„Muth" hat, ein Duell auszuschlagen, aber nicht den „Muth"
findet, abzureisen, weil er nicht den Verdacht auf sich laden
will, er fliehe feige vor der ihm durch Karinski drohenden Ge¬
fahr. Der mit Schnitzler gehende Zuschauer sagt sich
natürlich: „Der Mann, der es wagt, ein Duell
auszuschlagen, muß auch den Muth haben, den Verdacht auf
sich zu nehmen, daß man glaubt, er fliehe vor den Drohungen
Karinskis." Die Darstellung der Hauptpartien war, jede für
sich betrachtet, ausgezeichnet. Der leidenschaftliche Karinski, der
Officier, der nur in den Anschauungen des Kreises lebt, in
dem er aufgewachsen ist, kann unmöglich charakteristischer,
vornehmer und wirkungsvoller gegeben werden, als dies Herrn
Reusch gelang; und auch mit Herrn Klein, dem Darsteller
des Rönning, wird der Autor sehr zufrieden sein, er ließ keinen der
ihm in den Mund gelegten Schlager gegen das Duell fallen.
Ein rührendes Bild mädchenhafter Keuschheit und Anmuth
bot Fräulein Sangora, und auch die übrigen als Militär
und Civilisten in die Duellaffaire eingreifenden Darsteller,
die Herren Korff als ein streng nach dem „Codex" lebender
Gentleman und Herr Meyer=Eigen als Rittmeister
voran, traten mit ihrer ganzen Persönlichkeit wirksam für die
Ideen des Autors ein, ausgenommen Herr Blum, der als
Officier absolut unmöglich war und seine Rolle in recht schüler¬
hafter Manier herunterleierte. Famose Schauspielertypen boten
die Damen Glümer und Martin, sowie die Herren
Tewele, Worms und Czasta, So gut die einzelnen
Leistungen, so schlecht war aber das Ensemble. Herr Reusch
sprach im echtesten preußischen Lieutenantston, Herr Blum
versuchte ein Ungarisch deutsch zu radebrechen, Herr Meyer¬
Eigen sprach ein reines Hochdeutsch und Herr Korff wienerisch.
Dazu kam noch, daß die in dem kleinen Badeorte in der
Nähe von Wien verweilenden Officiere eine Phantasie=Uniform
trugen, die der preußischen weit ähnlicher sah, wie der öster¬
reichischen, und trotzdem gebrauchten sie Ausdrücke, wie „Servus"
und „Du Herr Rittmeister", die in preußischen Officierskreisen
absolut nicht gebräuchlich sind. Gibt es denn am Carl-Theater
keinen Regisseur, der derartige störende Fehler unmöglich macht?
Freunde Schnitzler's suchten diese Schnitzer damit zu entschuldigen,
daß die Censurbehörde nicht erlaube, das Stück in der
Originalfassung zu geben, die natürlich österreichische Officiers¬
typen auf die Bühne stellte. Diese Entschuldigung gilt
indeß nicht. Wäre dem so, so müßte der Autor, der ja
doch auch ein Apostel des Verismus ist, sein Stück einfach
borussisiren. Die Aufnahme der Novität war natürlich
eine sehr enthusiastische, Schnitzler predigt ja Tendenzen,
die den Repräsentanten des „Neuen Ghetto", die sich auch
gestern wieder ein Rendezvous gegeben hatten, aus der Seele
geschrieben sind. Warum sollte ihm dieses Publikum
dafür nicht dankbar sein. Am meisten jubelten die guten Leute
ganz wie bei der Première des „Neuen Ghetto", als der
Officier die tendenziöse Ohrfeige bekam. Wir fanden das
begreiflich. „Unsere Leut" scheinen sich ja auch in Ohrfeigen¬
angelegenheiten im Leben nach dem Grundsatze zu richten:
„Nehmen ist seliger denn geben", warum sollten sie da nicht
jubeln, wenn es auf der Bühne einmal umgekehrt zugeht.
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