II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 234

8.
box 14/3
reiwi

Frau Pohl=Meiser mit ihrem Tugendwahn hervorragt;
denn auch das gewohnheitsmäßige Laster dieser Stücke war heute
ziemlich langweilig — fast so wie die Tugend.
Carl-Theater. Das dreiaktige Schauspiel „Freiwild
von Arthur Schnitzler, das auf deutschen Bühnen längst
Heimatsrecht gefunden, ist gestern endlich auch in Wien, der Stätte
des Schaffens seines Autors, mit großem Erfolge aufgeführt
worden. „Freiwild“ ist ein kräftiges und packendes, tiefernstes,
mehr noch: ein muthiges Stück, und deshalb mag es begreiflich
sein, daß man in Wien so lange gezögert hat, es dem Publikum
vorzuführen. „Freiwild“ nennt der Verfasser die armen jungen
Theaterproletarierinnen, die von lächerlich niedrigen Gagen leben
sollen, die oft große Talente sind, aber mit der Entlassung be¬
droht werden, wenn sie sich nicht den Gönnern des Direktors hin¬
geben. „Freiwild" sind aber auch jene Männer, die einen
frechen Buben züchtigen und sich dann von diesem, weil
sie sich nicht mit ihm duelliren wollen, niederschießen lassen
müssen, weil dieser Bube, der seinen Lebenslauf in
Mädchen verführung und Schuldenmachen erfüllt, zufällig in einer
Offiziersuniform steckt. Man begreift, daß das Stück in diesen
Tagen der Brüsewitzerei eine mächtige Wirkung üben muß, wenn¬
gleich oder trotzdem der Autor den Zwang und den Wahn, in
dem die Militärangehörigen leben und künstlich erhalten werden
nicht nur von der albernen, sondern auch von der sozusagen
menschlichen Seite darzustellen versucht. Das Publikum wurde
von der Tendenz des Werkes mächtig gepackt, und die schlagenden
Ausführungen „Rönnings" gegen das Duell wurden wiederholt
demonstrativ beklatscht. Die Darstellung war eine geradezu
glänzende: Herr Meyer=Eigen als „Rittmeister Rohn¬
stedt" wird aber gut thun, sein etwas zu starkes Pathos, das mi¬
der einfachen Sprache und echten Natürlichkeit des Stückes
gestern ein bischen kontrastirte, zu mildern. Sonst müssen wir
alle Künstler unbedingt loben. Auf das Stück kommen wir noch
kr.
zu sprechen.
Gerichtssaal.
(Verbrechen oder Vergehen der Religionsstörung?
Landesgerichtsrath Dr. Böhm
er aus
Telefon 192911.
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
Nr. 23
„OBSERVER
1. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/ Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyel“, VIII. Josefsring 31a.
te
Ausschnitt aus:
de
een in
von
Sund 12
wild wurde Freitag zum erstenmale im Wiener Carltheater ge¬
geben. Das Stück hatte einen sehr schönen Erfolg. Besonders gefielen
der zweite und dritte Act. Der Autor wurde sechsmal gerufen. —
Die Prager Polizeidirection hat die Aufführung von Sudermanns
„Johannes" im Prager Deutschen Landestheater verboten, weil
der der Bibel entnommene Stoff „Missverständnisse herbeiführen.
einzelne Stellen Aergernis confessioneller Natur erregen könnten
Bezugs-Bedingungen.
Für 50 Zeitungsausschnitte (Artikel oder Notizen fl. 7.50
inclusive
14.—
Porto.
25.—
Zahlbar
„ 55.—
im Voraus.
50
100.-
„ 1000
Im Gegensatze zu anderen Bureaux für Zeitungsausschnitte ist das
Abonnement durch keine bestimmte Zeitdauer begrenzt; auch steht es den
Abonnenten frei die aufgegebenen Themen zu ergänzen oder zu ändern.