II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 236

8.
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Freiwild
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Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
Nr.
„OBSERVER
1. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyel, VIII. Josefsring 31 a.
Ausschnitt uns dortige Bett¬
a
vom

1
Carl-Theater.
Als im vorigen Jahre Schnitzlers „Freiwild“ zum
erstenmale in Berlin aufgeführt wurde, waren die Leute dort gerade
von dem Fall Brüsewitz sehr erregt. Heute, da das Schauspiel bei
uns aufgeführt wird, beschäftigt der Vorfall in Marburg die öffent¬
liche Discussion. Energischer könnte die Actualität des Stückes nicht
dargethan werden. Es ist aus brennenden Forderungen und Mei¬
nungen des Tages herausgehoben und es prüft und zersetzt uner¬
schrocken alle die stattlichen Worte, wie Mannesmuth und Zwei¬
kampf und Officiersehre und ritterliche Vertretung seine Ueberzeugung.
Ein junger Künstler hat einen Officier geohrfeigt, weil dieser öffent¬
lich die Ehre einer Dame angegriffen hat. Den Zeugen des Officiers
verweigert er jede Genugthuung. Er hat einen Buben gezüchtigt,
weil dieser es verdiente; aber er fühlt gar kein Bedürfniß sich dafür
niederschießen zu lassen. Allen Einwänden, allen gesellschaftlichen
Einschüchterungen zum Trotz beharrt er auf seiner Meinung. Er
wird gewarnt, er möge abreisen, denn der gedemüthigte Officier
plane Böses gegen ihn. Er aber will nicht fliehen. Der Officier tritt
ihm in den Weg, er fragt ihn zum letzten Male, ob er sich mit ihm
schlagen will. Der Maler verneint und der Officier schießt ihn
nieder. Das ist logisch und einsichtsvoll entwickelt. Aber nicht nur
mit einer brillanten Kraft des Verstandes, sondern mit einer herz¬
lichen Wärme, die das Stück weit über das Niveau des traditionellen
Thesenstückes hebt. Alle akademische Dialectik ist überwunden, die
Frage ist allseitig, mit rühmenswerther Gerechtigkeit beleuchtet, aber
jedes Argument quillt unmittelbar und lebendig aus der Em¬
pfindung. Und der Autor geht in der Analyse mit dem sicheren Ge¬
fühl des Dichters auf die letzten, rein menschlichen Grundlagen zurück;
inclusive
indem er hier, in einem verwickelten Verhältnis des Culturlebens,
Porto.
die einfachen natürlichen Linien wieder herzustellen sucht, nimmt er dem Zahlbar
Werke die quälende Enge des Tendenzstückes und gibt ihm Freiheit voraus.
und künstlerisches Leben. Der Dialog ist von einer Beweglichkeit und An¬
muth, mit der sich heute kein deutscher Autor messen kann Er fließt leichte ist de
te de
und mühelos und gibt doch den Dingen den präcisesten Ausdruck. Nur
ein Mangel stört an dem Stücke; der freilich empfindlich. Dem Dichter dern.
fehlt die Kraft für seinen Helden. Dieser junge Mensch, der sich an die
Welt mit klammernden Organen hält, der müßte von der Fülle des
Lebens dampfen, vor kräftigen Bodengefühls, wie Egmont oder der
Prinz von Homburg, einer der den Tod verabscheut, weil er das
Leben so stark fühlt. Das hat Schnitzler seinem Helden nicht gegeben.
Es ist eine müde Liebe zum Leben, die ihn durchrieselt, hat er kein
Wort ergreifender, elementarer Lebensfreude.
- Den Darstellung
wurde dem schwierigen Werke nur in einer einzigen Rolle voll
gerecht: in der Rolle des Helden, die Herr Klein mit siegreicher
Beredsamkeit und warmer Empfindung spielte. Die Uebrigen, die
Herren Reusch, Tewele, Korff, Czasta und Martin,
sowie Frl. Sangora ist viel gelungen, manches mißrathen; aber
sie haben alle ein Recht auf volle Anerkennung.

on 1899.
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Nr. 28
„OBSERVER
1. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/ Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö", VIII. Josefsring 31a.
Ausschnitt aus: at
von
B. Aus Wien, den 4. Februar, wird uns geschrieben:
Arthur Schnitzlers dreiaktiges Schauspiel „Freiwild“ ist
heute mit starkem Erfolge im Carl-Theater zum ersten Male
aufgeführt worden. Die empfindliche und bisher ungelöste
Duellfrage und namentlich die Duellverpflichtung bildet be¬
kanntlich den Kern des geistvollen Stückes, das selbstverständlich
zum Theil auch Opposition hervorrief. Die Aufführung war
eine gerundete, und das ausverkaufte Haus kargte nicht mit
seinem Beifall. — Ein Faschingsstück lustiger Prägung mit
einem Stich ins Pikante ist der Schwank „Aschermittwoch
von Hans Fischer und Josef Farno, das heute zum ersten
Male im Josefstädter=Theater in Scene ging und durch die famose
Darstellung von Herrn Marau und Frau Pohl=Meiser
Beifall und laute Heiterkeit erregte.
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