II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 242

8.
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Freiwild
Unbeschnittene Theaterberichte des Dr. Hahn.
(Carl-Theater.) „Freiwild." Sauspiel von Aaron
gesinnt sind, haben ihrem Ekel gegen Aaron's Stück
wirklich für jeden schwarzgelben Oesterreichere
Schnitzler.
kräftigen Ausdruck verliehen und sogar die Judenzeitungen,
Wo sind denn die berufenen Vertheidiger der Arm
Die Ghetto=Welt, in der man so gerne höchst coura¬
die klügere Referenten als den Felix Salten und den Ehren¬
Herr Melingo und das „Armeeblatt" stecken
girt Ohrfeigen, dann aber um keinen Preis Genugthuung
juden Chiavacci haben, lassen die krummen Judennasen
an den Hals im Judenthum drinnen und von
geben möchte, hatte sich letzten Freitag wieder vollzählig
betrübt hängen ob der gräßlichen Blamage Aaron's.
rufenen autoritativen Factoren rührt sich auch
im Circus Jauner versammelt, um sich an den Orfeigen,
um dem Herrn Ritter von Jauner energisch
Doch weniger von den Bekenntnissen und Anschauungen
die der bedauernswerthe Officiers=Watschenmann Reusch
Hühneraugen zu treten. Ist es möglich, daß e
einer feigen Judenseele über das Duell, als vom „Frei¬
auch diesmal über sich ergehen lassen mußte, zu ergötzen.
Residenz des allerhöchsten Kriegsherrn ein Theate
wild“ wollten wir reden.
Alle geborenen Duell=Gegner der Leopoldstadt
wagen darf, allabendlich die Darsteller von Officie¬
waren da, um Aaron's Theorie vom Heroismus der
abohrfeigen zu lassen und dadurch einen B
Wer ist das „Freiwild“ und wer die Jäger? Nach
Satisfactions=Verweigerung auf das wüthendste zu be¬
verschulden, bei dem mehr als das Ringtheater.
der Meinung Aaron's sind Provinz=Schauspielerinnen das
klatschen, und dieselben Juden, die sich über die Absprechung
das Ansehen und Prestige der Armee in F.
„Freiwild“ und Officiere die Jäger. Nach dem Talmud
ihrer Satisfactionsfähigkeit durch die arische Studenten
aufgeht?
hingegen sind alle Nichtjuden das „Freiwild“ und
schaft so bitter kränkten, katschten sich die schmutzigen Hände
alle Juden sollen die auserwählten Jäger sein und das
Man muß sich ja heutzutage
wund, als Clown Klein, nachdem er den Clown Reusch
Stück Aaron's selbst ist der beste Beweis dafür, indem der
nahe schämen, Officier zu sein; u
abgewaschent hatte, großartig erklärte, er habe ganz einfach
Lieutenant Kazinski durch alle Phasen der Verzweiflung
wohl dem Kaiser berichtet wird, we
keine Lust, sich erschießen zu lassen und Reusch möge seine
gehetzt wird, bis er direct zum Mörder wird.
Schindluder die Indenliberalen
Watsche nur ruhig behalten und nach Hause tragen.
ihr Spießgeselle Jauner mit
„Freiwild sollte eigentlich „Bekenntnisse
Was aber speciell die Frauen und die Frauenehre be¬
Officieren treiben?
einer feigen Judenseele" heißen, denn un¬
trifft, so ist noch niemals ein Officier in der Gerichtssaal¬
verhüllter, dummer und brutaler sind niemals die Ge¬
rubrik der Tagesblätter vorgekommen, während es darin
Bei dieser Gelegenheit vermögen wir nicht ein
sinnungen der Indenschaft ausgesprochen worden und zumal
alltäglich von geeilen Judenbuben wimmelt, die wegen Ehe¬
niscenz zu unterdrücken, die geeignet ist, ein Finger
der charakteristische Zug mit dem proponirten Schein=Duell
bruch, Verführung, Nothzucht und anderen scheußlichen
bendes Streiflicht auf die Keckheit zu werfen,
läßt ungemein tief in die Judenseele blicken. Durch und
Sittlichkeits Delicten verurtheilt werden, und was kleinere
Stücke continuirlich, ja principell zur Aufführung
durch ehrlos sein und doch satisfactionsfähig sein wollen,
beleidigende Judenfrechheiten und Juden=Insulten gegen
gen. Als man in einer einzigen relativ harmlosen
durch und durch feige sein sein und doch in Schein=Duellen
Frauen und Frauenehre anbelangt, da weiß der Wiener
auch nicht sehr taktvollen Coupletstrophe in eine
eine Heldenrolle spielen wollen: das ist das hölzerne
ein Lied davon zu singen. Die Zeiten sind ja längst vorüber,
eines durch und durch schwarzgelben Autors eine ve
Eisen, das die Juden mit dem ganzen Aufwand ihrer
wo der Officier der „verfluchte Kerl war. Heute spielt den
Kritik der Armee erblicken zu sollen glaubte, wur
talmudistischen Juden Casuistik so gerne darstellen möchten
„verfluchten Kerl ausschließlich der Judenjüngel und der
betreffenden Theater — es war dies das Theater
Bei diesem unmöglichen Beginnen blamiren sich die
läufigste Judenbub betrachtet in Wirklichkeit jedes arisch¬
Wien — sofort von Seite des Obersthof
Inden natürlich bis auf die Knochen. Selbst die schlitz¬
Weib als sein „Freiwild". Das ist die thatsächliche
Amtes das Hoflogen=Abonnement gekünd¬
äugigen, dunkellockigen Schönen Israels sahen bei der Erst¬
nüchterne Prosa zur Schnitzler'schen Phantasie.
erst nach Jahren gelang es der Direction, das Wiede¬
aufführung ihre klatschenden Gatten und Brüder ziemlich
Und nun noch ein Wort. Uns geht ja die Geschichte
nement der Hofloge auf dem Petitionswege durch
htlich und die Officiere auf der Bühne und im Par¬
nicht viel an, wir sind ja kein Militär=Fachblatt, sondern
Es war dies eine empfindliche pecuniäre, aber noche
uel ziemlich freundlich an; Blätter, die als ausgesprochene
ein antisemitisches Volksblatt, aber was seit letzterer Zeit
lichere moralische Remedur.
Studentenorgane dem Officier nicht sonderlich freundlich
mit der Armee im Carl-Theater getrieben wird, ist schon
„Wien hat nicht nur Häuser, sondern auch
Weingärten,
sagte Dr. Lueger in Abwesenheit des Ackerbauministers auf dem Weinbauern-Tag.