II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 243

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8. Freiwild
Unbeschnittene Theaterberichte des Dr. Hahn.
wirklich für jeden schwarzgelben Oesterreicher empörend.
gesinnt sind, haben ihrem Ekel gegen Aaron's Stück
Theater.) „Freiwild." Sauspiel von Aaron
Wo sind denn die berufenen Vertheidiger der Armee? Der
kräftigen Ausdruck verliehen und sogar die Judenzeitungen,
Herr Melingo und das „Armeeblatt" stecken selber bis
die klügere Referenten als den Felix Salten und den Ehren¬
etto=Welt, in der man so gerne höchst coura¬
an den Hals im Judenthum drinnen und von sonst be¬
juden Chiavacci haben, lassen die krummen Judennasen
n, dann aber um keinen Preis Genugthuung
rufenen autoritativen Factoren rührt sich auch Niemand,
betrübt hängen ob der gräßlichen Blamage Aarons.
hatte sich letzten Freitag wieder vollzählig
um dem Herrn Ritter von Jauner energisch auf die
auner versammelt, um sich an den Orfeigen,
Doch weniger von den Bekenntnissen und Anschauungen
Hühneraugen zu treten. Ist es möglich, daß es in der
auernswerthe Officiers=Watschenmann Reusch
einer feigen Judenseele über das Duell, als vom „Frei¬
Residenz des allerhöchsten Kriegsherrn ein Theaterdirector
über sich ergehen lassen mußte, zu ergötzen.
wild“ wollten wir reden.
wagen darf, allabendlich die Darsteller von Officierstypen
geborenen Duell=Gegner der Leopoldstadt
abohrfeigen zu lassen und dadurch einen Brand zu
um Aaron's Theorie vom Heroismus der
Wer ist das „Freiwild“ und wer die Jäger? Nach
verschulden, bei dem mehr als das Ringtheater, bei dem
Verweigerung auf das wüthendste zu be¬
der Meinung Aaron's sind Provinz=Schauspielerinnen das
das Ansehen und Prestige der Armee in Flammen
dieselben Juden, die sich über die Absprechung
„Freiwild“ und Officiere die Jäger. Nach dem Talmud
aufgeht?
ctionsfähigkeit durch die arische Studenten
hingegen sind alle Nichtjuden das „Freiwild“ und
r kränkten, klatschten sich die schmutzigen Hände
Man muß sich ja heutzutage bei¬
alle Juden sollen die auserwählten Jäger sein und das
lown Klein, nachdem er den Clown Reusch
nahe schämen, Officier zu sein; und ob
Stück Aaron's selbst ist der beste Beweis dafür, indem der
hatte, großartig erklärte, er habe ganz einfach
wohl dem Kaiser berichtet wird, welches
Lieutenant Kazinski durch alle Phasen der Verzweiflung
h erschießen zu lassen und Reusch möge seine
Schindluder die Judenliberalen und
gehetzt wird, bis er direct zum Mörder wird.
ruhig behalten und nach Hause tragen.
ihr Spießgeselle Jauner mit seinen
Was aber speciell die Frauen und die Frauenehre be¬
sollte eigentlich „Bekenntnisse
Officieren treiben?
trifft, so ist noch niemals ein Officier in der Gerichtssaal¬
igen Judenseele" heißen, denn un¬
Bei dieser Gelegenheit vermögen wir nicht eine Remi¬
rubrik der Tagesblätter vorgekommen, während es darin
immer und brutaler sind niemals die Ge¬
niscenz zu unterdrücken, die geeignet ist, ein Fingerzeig ge¬
alltäglich von geilen Judenbuben wimmelt, die wegen Ehe¬
Indenschaft ausgesprochen worden und zumal
bendes Streiflicht auf die Keckheit zu werfen, derartige
bruch, Verführung, Nothzucht und anderen scheußlichen
stische Zug mit dem proponirten Schein=Duell
Stücke continuirlich, ja principell zur Aufführung zu brin¬
Sittlichkeits Delicten verurtheilt werden, und was kleiner
In tief in die Judenseele blicken. Durch und
gen. Als man in einer einzigen relativ harmlosen, wenn
beleidigende Judenfrechheiten und Juden=Insulten gegen
sein und doch satisfactionsfähig sein wollen
auch nicht sehr taktvollen Coupletstrophe in einer Posse
Frauen und Frauenehre anbelangt, da weiß der Wiener
urch feige sein sein und doch in Schein=Duellen
eines durch und durch schwarzgelben Autors eine verletzende
ein Lied davon zu singen. Die Zeiten sind ja längst vorüber,
olle spielen wollen: das ist das hölzern
Kritik der Armee erblicken zu sollen glaubte, wurde dem
wo der Officier der „verfluchte Kerl war. Heute spielt den
die Juden mit dem ganzen Aufwand ihrer
betreffenden Theater — es war dies das Theater an der
„verfluchten Kerl ausschließlich der Judenjüngel und der
Juden Casuistik so gerne darstellen möchten
Wien — sofort von Seite des Obersthofmeister¬
lausigste Judenbub betrachtet in Wirklichkeit jedes arische
m unmöglichen Beginnen blamiren sich die
Amtes das Hoflogen=Abonnement gekündigt und
Weib als sein „Freiwild". Das ist die thatsächliche
lich bis auf die Knochen. Selbst die schlitz
erst nach Jahren gelang es der Direction, das Wieder=Abon¬
nüchterne Prosa zur Schnitzler'schen Phantasie.
kellockigen Schönen Israels sahen bei der Erst
nement der Hofloge auf dem Petitionswege durchzusetzen.
Und nun noch ein Wort. Uns geht ja die Geschichte
pre klatschenden Gatten und Brüder ziemlich
Es war dies eine empfindliche pecuniäre, aber noch empfind¬
nicht viel an, wir sind ja kein Militär=Fachblatt, sondern
d die Officiere auf der Bühne und im Par
lichere moralische Remedur,
ein antisemitisches Volksblatt, aber was seit letzterer Zeit
freundlich an; Blätter, die als ausgesprochene
mit der Lemee im Carl-Theater getrieben wird, ist schon
sane dem Officier nicht sonderlich freundlich
Weingärten,
„Wien hat nicht nur Häuser, sondern auch
sagte Dr. Lueger in Abwesenheit des Ackerbauministers auf dem Weinbauern-Tag.