II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 260

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Nr. 6.


Bühnenwelt.
Der Druckfehlertenfel des Herrn Thimig.
Herr Thimigt. Es sei ihm niemals eingefallen
se behaupten, Herr Directe Burckhard habe ihm den
theilt, Herrn Dr. Schlenther zur Nachfolger zufort
und zwar führt Herr Thimig aus:
In meinem Briefe an die „Frankfurter Zeitung" hieß es
nämlich
„Richtig dagegen ist es, daß im December des Herrn
directors Burckhard und meine obere Behörde, als sie Kenntniß
on einer Reise erhielt, die mich in Familien=Angelegenheiten nach
Dresden führte, mir den Auftrag ertheilte, an Herrn
Schlenther eine vertrauliche Voranfrage zu stellen.
Durch ein Versehen hat nun der Setzer aus den Worten „des
herrn Directors Burckbard“ die Worte „der Herr Director
surckhard" gemacht, so daß gedruckt in der Frankfurter Zeitung
lesen stand: „Richtig dagegen ist es, daß im December der Herr
director Burckhard und meine obere Behörde, als sie Kenntniß von
ner Reise erhielt, die mich in Familien Angelegenheiten nach
Presden führte, mir den Auftrag ertheilte, an Herrn Dr.
Schlenther eine vertrauliche Voranfrage zu stellen"
Ist das ein Spaß, den sich Herr Thimig mit der
Oeffentlichkeit erlaubt: Glaubt er, seinen Beruf als Komiker
weit ausdehnen zu müssen, daß er auch außerhalb der
ühne seine drollige Kunst bewahren will? Es gehört doch
jahrlich — na also, sind wir höflich und sagen wir Ver¬
auensseligkeit dazu — das Publicum an diese räthselhafte
hätigkeit des Setzerjungen glauben machen zu wollen. Was
err Thimig da behauptet, ist ganz unverständlich. Was soll
s heißen: im December des Herrn Director Burckhard?
t das nur einen Schimmer=Sinn? Herr Dr. Burckhard
t doch durch acht December hindurch die Direction des Burg¬
seaters geführt; welcher December ist das nun, den Herr
himig so prägnant den „December des Herrn Director
surckhard" nennt? Aber weiter: Was soll in dem berichtigten
satz das Wörtchen „und"? An was knüpft dieses „und an?
die Behörde ertheilte Herrn Thimig den Auftrag. Gut, aber
er noch? Irgendwer muß das doch gewesen sein, den die
gehörde mit dem Bindewort „und angereiht wird! Irgend
schauerhaftes Geschöpf, das sich schier im December des
errn Director Burckhard verbürgt?
Herr Thimig spielt da ein etwas gefährliches Spiel. Er
t gegen seinem Director intriguirt und dessen Vertrauen
ißbraucht; das steht nach diesem mißglückten Versuch einer
berichtigung mehr außer Zweifel denn je. Aber nun wendet er
se unmöglichste Stylverrenkung an, um sich rein zu waschen;
s ist eine Unsitte, die er dem Publicum zufügt. Herr Thimig
t in diesen letzten Tagen eine seltsame Physiognomie ge¬
sonnen. Wer hätte in dem biedern Sachsen mit den treuen
auen Augen so viel Verschmitzheit gewitter?
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plane Böses gegen ihn. Er aber will nicht flieben. Der Officier tritt wurde. H
ihm in den Weg, er fragt ihn zum letzten Male, ob er sich mit ihm bruder Herr
schlagen will. Der Maler verneint und der Officier schießt ihn
nieder. Das ist logisch und einsichtsvoll entwickelt. Aber nicht nur mit dem
alte Garde
mit einer brillanten Kraft des Verstandes, sondern mit einer herz¬
lichen Wärme, die das Stück weit über das Niveau des traditionellen
an, nur de¬
Thesenstückes hebt. Alle akademische Dialectik ist überwunden, die
Frage ist alseitig, mit rühmenswerther Gerechtigkeit beleuchtet, aber war zu¬
jedes Argument quillt unmittelbar und lebendig aus der Em¬ Dafür gab
pfindung. Und der Autor geht in der Analyse mit dem sicheren Ge¬ sinnige Bur¬
fühl des Dichters auf die letzten, rein menschlichen Grundlagen zurück; die Verse
indem er hier, in einem verwickelten Verhältnis des Culturlebens,
die einfachen natürlichen Linien wieder herzustellen sucht, nimmt er dem prechen.
Werke die quälende Enge des Tendenzstückes und gibt ihm Freiheit
Nur
und künstlerisches Leben. Der Dialog ist von einer Beweglichkeit und An¬
muth, mit der sich heute kein deutscher Autor messen kann Er fließt leicht, alten schon
und mühelos und gibt doch den Dingen den präcisesten Ausdruck. Nur
an eine ge¬
ein Mangel stört an dem Stücke; der freilich empfindlich. Dem Dichter
fehlt die Kraft für seinen Helden. Dieser junge Mensch, der sich an die den Nache¬
Welt mit klammernden Organen hält, der müßte von der Fülle des kleinste No¬
Lebens dampfen, vol, kräftigen Bodengefühls, wie Egmont oder der Rache=Sche¬
Prinz von Homburg, einer der den Tod verabscheut, weil er das
Leben so stark fühlt. Das hat Schnitzler seinem Helden nicht gegeben, hörigkeit
Es ist eine müde Liebe zum Leben, die ihn durchriefelt, hat er kein den heilig
Wort ergreifender, elementarer Lebensfreude. — Den Darstellung kennen, ni
wurde dem schwierigen Werke nur in einer einzigen Rolle voll
daß Versch¬
gerecht: in der Rolle des Helden, die Herr Klein mit siegreicher
gnügten,
Beredsamkeit und warmer Empfindung spielte. Die Uebrigen, die
Herren Reusch, Tewele, Korff, Czasta und Martin, wenn die
sowie Frl. Sangora ist viel gelungen, manches mißrathen; aber wird; die
sie haben alle ein Recht auf volle Anerkennung.
korb, das
gehängt hat
Theater in der Josefstadt.
Die Herren Hans Fischer und Josef Jarno wollten vereinigen
Ideen. Die
offenbar beweisen, daß sie dem Wildgeruche des Josefstädter=Theaters
gerecht zu werden vermögen. Und sie sind thatsächlich mit den
picanten Situationen ihres „Aschermittwoch fast französisch¬
n