II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 278

8. F.
wi
box 14/3
de
se an da an die
lung, der über das Duell genau die vorge¬ die Rolle einheitlich durch. Man glaubte
schrittenen Gedanken hegt, wie zweifellos im vollauf den Revolver=Schuß.
der größte Theil des Publikums, das seine Herr Faber gab den Rönning im Ganzen
tapferen und vernünftigen Worte gestern
mit gutem Gelingen, nur sollte er seiner
Abend oft stürmisch applaudirte. Rönning
Neigung zum Posiren mit unerbittlicher
geht sogar noch einen sehr beträchtlichen
Strenge entgegenarbeiten, sie verleiht seinen
Schritt weiter: er hält das Duell, soweit Charakteren etwas Eitles und Unaufrich¬
er selbst in Frage kommt, nicht allein für
tiges. Fräulein Braga fand für die brave
einen vollständig überwundenen Stand¬
A na die schlichten Töne und die überzeu¬
punkt, er zeigt auch den vollen Muth seiner
Meinung durch die That. Für seine Uebersende Herzenswärme. Ein guter, würde¬
voller Rohnstedt war Herr Senius und als
zeugung wird er das Opfer eines Mordes.
Wiener Gigerl, der aber für das Duel
schwärmt, brachte Herr von Seyfferlitz in
se
der Rolle des Poldi Greßlinger die Lacher
auf seine Seite. Eine treffliche Charge
war der Enderle des Herrn Hanno, voll
komischer Nuancen, und Frl. Estrée als
Pepi bot eine gute Studie einer kleinen
Schmieren=Soubrette. In den übrigen
Rollen sind noch Herr Ascher, Herr Heber
als Dr. Wellner, Herr Horwitz und Herr
Müller hervorzuheben.
Das Publikum nahm das Stück mit
großem Interesse entgegen, applaudirte
mehrfach sogar bei offener Scene und rief
die Darsteller nach allen Aktschlussen wie¬
derholt vor den Vorhang.
Heute gelangt als volksthümliche Vor¬
stellung das reizende Lustspiel „Mauer¬
brüchen von Blumenthal und Kadelburg
zur Aufführung.
Arthur Schnitzler.
Die Handlung ist in einen kleinen österrei¬
chischen Badeort verlegt, in dem sich eine
Garnison befindet. Ihre freie Zeit ver¬
bringen die jungen Officiers im Sommer¬
Theater, wo sie Liaisons mit den Schau¬
spielerinnen anknüpfen und in frivolen
Amusements Zeitvertreib suchen. An die¬
sem Theater ist auch Anna Riedel für das
Fach der Naiven engagirt, ein Mäde von
reinem Charakter und unbescholtenem Ruf.
Dieser für jene Verhältnisse etwas unge¬
wöhnliche Charakter macht Anna zur Ziel¬
scheibe aller Verleumdungen von Seiten
ihrer weniger spröden Kolleginnen und zum
Gegenstand eifrigster Nachstellungen von
Seiten des Oberlieutenants Karinski, der,
wie Schnitzler ihn selbst durch den Mund
seines Kameraden Rohnstedt charakterisiren
läßt, vielleicht ein Heros in einem großen
Kriege geworden wäre, dessen gefährliche
Eigenschaften der Müßiggang des Garni¬
sonlebens jedoch üping in's Kraut schießen
läßt. Anna Riedel besitzt in Paul Rön¬
ning einen Freund in der lautersten Bezie¬
hung des Wortes, einen Freund, der sie
schon zu Beginn der Handlung liebt, wenn
er es sich auch noch nicht eingesteht.
Karniski erhielt für eine zudringliche
Einladung zu einem Souper von der
Schauspielerin einen scharfen Refus, wo¬
rüber Rönning seine innere Genugthuung
durch ein Lächeln offenkundig zeigt. Dieses
Lächeln gefällt Karinski nicht, er beschwört
eine Scene, beschimpft das Mädchen und
erhält von Rönning einen Schlag in's Ge¬
sicht. Das ist der Schlußeffekt der meister¬
lich geführten Exposition, womit der erste
Akt schließt.
In diesen Kreisen wird ganz selbstver¬
ständlich von Allen angenommen, daß die
tödtliche Beleidigung nur durch Blut abge¬
waschen werden kann. Allein Rönning will
sich nicht duelliren, und alle Beredsamkeit
seiner Freunde Dr. Wellner und Poli
Greßlinger vermögen ihn von seinem
Standpunkt nicht abzubringen. Er hat
einem Elenden die verdiente Züchtigung er¬
theilt, warum soll er sich dafür todtschießen
lassen? Auch als Karistis Kamerad,