II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 293

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8. Freiwild
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nicht liebe, in Wahrheit wohl, um nicht den Verdacht baut ist. Nur die Verbindung zwischen den
aufkommen zu lassen, daß sie Rönning seines Geldes Typen des Freiwildes, Anna Riedel und Paul
wegen heirate. Da wird die junge, umschwärmte ning, erscheint durch das Band der Liebe etwas
Feuilleton.
Künstlerin eines Tages von dem Oberleutnant Ka= waltsam geknüpft. Daß der Dichter den fa
rinski zu einem Souper eingeladen. Sie schlägt na¬ Ehrbegriff obsiegen läßt, ist ihm wohl zum Vo
Freiwild.
türlich das beleidigende Ansinnen ab. Aus diesem gemacht worden. Doch mit Unrecht. Ist es im
Schauspiel in 3 Akten von Artur Schnitzler. Anlaß geraten Karinski und Rönning aneinander, nicht meistens auch so Gerade in dem Ausgang
Dramas zeigt sich die Objektivität, mit der der E
t. Nürnberg, 8. Febr. (Intimes Theater.) Als Karinski, der den Streit provoziert hat, Rönning
schwer reizt und beleidigt, wird er von diesem geohr= die Frage behandelt hat, und gerade wegen dieser
Artur Schnitzler ist noch immer der kraftvollste und
feigt. Die Folge ist natürlich eine Forderung seitens jektivität ist das Schnitzlersche Stück wie wenige
bedeutendste der jungösterreichischen Dramatiker, der
eignet, Aufklärung zu geben über den falschen
glänzendste Stern „Jungwiens“, neben dem die des Oberleutnants, die Rönning aber ablehnt. Wenn
Sterne des jüngsten Wien": Hawel, Schönherr, Karinski keine Satisfaktion erhält, dann muß er den begriff, der der Mord sanktioniert.
Die Hauptrollen wurden ganz vorzüglich
Offiziersrock ausziehen. Seine Freunde versuchen
Werkmann verschwinden wie Meteore, die ebens¬
gegeben, namentlich die des Paul
schnell verbleichen wie sie auftauchen. Schnitzler war darum, Rönning durch Ueberredung zur Einwilligung
in den Zweikampf zu bewegen. Er soll nur spielen ning von Herrn Walter, des Oberstleutnants
es, der in der „Liebelei" den Typus des „füßen Mä
stedt von Hrn. Beck, der Anna Riedel von Frl.
mit der Formalität. Doch Rönning gesteht dem
dels" und in seinen feinziselierten „Anatol=Dialogen
den Typus der weltmüden Anatols schuf, denen die jenigen, der ihn grundlos beleidigt hat, weder das Gut waren auch Hr. Kirsch als Oberleutnan
bunte, sich um Hermann Bahr scharende Gruppe Recht zu, ihn zu töten noch ihn zu begnadigen. Eben rinski, Hr. Krampff als Poldi Grehlinger,
„Jungwiens“ so fest anhing, daß es außer Schnitzler ist er im Begriff, Anna, die ihre Stellung am Kur= Herbig als Enderle. Hr. Rehfeld gab den Di
theater des kleinen Badeortes aufzugeben gezwungen des Sommertheaters zu sehr als Karikatur.
keinem von ihnen gelang, sich davon los zu machen.
Schon in die „Liebelei" mengen sich soziale Töne, ist, nach Wien zu ihrer Mutter zu begleiten, als er Milieu war nicht durchweg bestimmt genug he
stärker noch schlägt der Dichter sie in „Freiwild“ an, erfährt, daß Karinski eine Gewalttat gegen ihn plant, gearbeitet.
Das Publikum nahm Stück und Vorstellung
Freiwild ist die Schauspiel in für den skrupellos sie Um nicht als Flüchtling und Feigling zu erscheinen
starkem Beifall auf. Einmal gab es sogar Beif¬
bleibt er, trotz der Bitten Annas, die endlich einge¬
verfolgenden Lebemann, Freiwild für eine gewiss
Kaste der Gesellschaft, die wähnt, eine besondere Ehre willigt hat, die seine zu werden. Bald wird er von offener Szene.
zu haben, der Mann, der den Ehrenkodex dieser Kaste Karinski gestellt, und, als er auch jetzt noch die Satis¬
nicht anerkennt. Anna Riedel stammt aus einer faktion verweigert, von diesem niedergeschossen. Ka¬
armen Familie. Die Liebe zur Kunst hat sie zum rinskis Ehre ist nach dem Offiziers=Ehrenkoder da¬
Theater getrieben. An einem kleinen Kurtheater hat mit wiederhergestellt. Schutzlos aber ist das arme
sie ihre erste Anstellung gefunden, und mit einer Mädchen geworden. Die Jagd auf das Freiwild wird
Gage von 50 Gulden monatlich schlägt sie sich schlecht von neuem aufgenommen werden, und dieses über
und recht durch. Sie könnte allen Sorgen mit einem kurz oder lang wohl der Hetze zur Beute fallen.
Im 1. Akt setzt das Schnitzlersche Schauspiel mi¬
Male ein Ende machen, wenn sie der ehrlichen Wer¬
bung des jungen, wohlhabenden Malers Paul Rön einer etwas breiten Milieuschilderung ein, aus
dann allmählich die Handlung herauswächst, die
ning Gehör schenken wollte, doch sie lehnt es ab,
seinem Antrage nachzugeben, angeblich weil sie ihn kurzen, knappen Strichen technisch meisterhaft auf