II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 294

8.
Freiwild
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r. Max Goldschmidt¬
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en mit direktem Nachrichtendienst durch
eigene Korrespondenten.
N. 24
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Ausschnitt aus
scher Courier, Nürnberg
FER, 10
ch leben in Wahrheit von uns nicht den Bedacht hat. Nur die Verbindung zwischen den Ueber¬
aufkommen zu lassen, daß sie Rönning seines Geldes Typen des Freiwildes, Anna Riedel und Paul Rön¬
wegen heirate. Da wird die junge, umschwärmte ning, erscheint durch das Band der Liebe etwas ge¬
Feuilleton.
waltsam geknüpft. Daß der Dichter den falschen
Künstlerin eines Tages von dem Oberleutnant Ka
Ehrbegriff obsiegen läßt, ist ihm wohl zum Vorwurf
rinski zu einem Souper eingeladen. Sie schlägt na¬
türlich das beleidigende Ansinnen ab. Aus diesem gemacht worden. Doch mit Unrecht. Ist es im Leben
Freiwild.
Anlaß geraten Karinski und Rönning aneinander, nicht meistens auch so? Gerade in dem Ausgang des
el in 3 Akten von Artur Schnitzler

enberg, 8. Febr. (Intimes Theater.) Als Karinski, der den Streit provoziert hat, Rönning Dramas zeigt sich die Objektivität, mit der der Dichter
Schnitzler ist noch immer der kraftvollste und schwer reizt und beleidigt, wird er von diesem geohr= die Frage behandelt hat, und gerade wegen dieser Ob¬
jektivität ist das Schnitzlersche Stück wie wenige ge¬
ste der jungösterreichischen Dramatiker, der feigt. Die Folge ist natürlich eine Forderung seitens
eignet, Aufklärung zu geben über den falschen Ehr¬
des Oberleutnants, die Rönning aber ablehnt. Wenn
ste Stern „Jungwiens“, neben dem die
des jüngsten Wien": Hawel, Schönherr, Karinski keine Satisfaktion erhält, dann muß er den begriff, der den Mord sanktioniert.
Die Hauptrollen wurden ganz vorzüglich wieder¬
Offizierstock ausziehen. Seine Freunde versucher
Inn verschwinden wie Meteore, die ebens¬
gegeben, so namentlich die des Paul Rön¬
erbleichen wie sie auftauchen. Schnitzer war darum, Rönning durch Ueberredung zur Einwilligun¬
in der „Liebelei den Typus des „süßen Mä- in den Zweikampf zu bewegen. Er soll nur spielen ning von Herrn Walter, des Oberstleutnants Rohn¬
stedt von Hrn. Beck, der Anna Riedel von Frl. Schiff.
din seinen feinziselierten „Anatol"-Dialogen mit der Formalität. Doch Rönning gesteht dem¬
bus der weltmüden Anatols schuf, denen die jenigen, der ihn grundlos beleidigt hat, weder das Gut waren auch Hr. Kirsch als Oberleutnant Ka¬
ch um Hermann Bahr scharende Gruppe Recht zu, ihn zu töten noch ihn zu begnadigen. Eben rinski, Hr. Krampff als Poldi Grehlinger, Hr.
Herbig als Enderle. Hr. Rehfeld gab den Direktor
ns" so fest anhing, daß es außer Schnitzler ist er im Begriff, Anna, die ihre Stellung am Kur¬
theater des kleinen Badeortes aufzugeben gezwungen des Sommertheaters zu sehr als Karikatur. Das
von ihnen gelang, sich davon los zu machen.
on in die „Liebelet mengen sich soziale Töne, ist, nach Wien zu ihrer Mutter zu begleiten, als er Milieu war nicht durchweg bestimmt genug heraus¬
gearbeitet.
och schlägt der Dichter sie in „Freiwild“ an. erfährt, daß Karinski eine Gewalttat gegen ihn plan¬
Das Publikum nahm Stück und Vorstellung mit
Um nicht als Flüchtling und Feigling zu erscheinen,
ist die Schauspielerin für den skrupellos si
starkem Beifall auf. Einmal gab es sogar Beifall bei
den Lebemann, Freiwild für eine gewisse bleibt er, trotz der Bitten Annas, die endlich einge
offener Szene.
r Gesellschaft, die wähnt, eine besondere Ehre willigt hat, die seine zu werden. Bald wird er vor
, der Mann, der den Ehrenkodex dieser Kaste Karinski gestellt, und, als er auch jetzt noch die Satis¬
faktion verweigert, von diesem niedergeschossen. Ka¬
erkennt. Anna Riedel stammt aus eine
Familie. Die Liebe zur Kunst hat sie zum rinskis Ehre ist nach dem Offiziers=Ehrenkoder da¬
getrieben. An einem kleinen Kurtheater hat mit wiederhergestellt. Schutzlos aber ist das arme
erste Anstellung gefunden, und mit einer Mädchen geworden. Die Jagd auf das Freiwild wird
von neuem aufgenommen werden, und dieses über
in 50 Gulden monatlich schlägt sich schlecht
t durch. Sie könnte allen Schen mit einem urz oder lang wohl der Hetze zur Beute fallen.
Im 1. Akt setzt das Schnitzlersche Schauspiel mi
in Ende machen, wenn sie der ehrlichen Wer¬
jungen, wohlhabenden Malers Paul Rön einer etwas breiten Milieuschilderung ein, aus de
hör schenken wollte, doch sie lehnt es ab, dann allmählich die Handlung herauswächst, die
Antrage nachzugeben, angeblich weil sie ihn kurzen, knappen Strichen technisch meisterhaft aufge¬