8.
Freiwild
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heinwerfer derung — (trotz berechtigten Einwandes das Beste
dann seine an dem Stücke) — ausgefüllt ist. In dieser Akt¬
ohne setzt: Schlußszene zeigt sich Schnitzlers Bühnenmeister¬
men zu erschaft. Wie sich der Konflikt zwischen dem Offizier
Sensations= und dem Maler leise entwickelt und natürlich
pelte Gage steigert, das beklemmt fast den Atem. Die rohe Be¬
Mittelpunkte schimpfung der Dame und der Schlag ins Gesicht
— das kommt, hastig und doch solid aufgebaut, als
efflich sind
reien der Lösung nach größter Spannung.
Der Offizier hatte keine Waffe bei sich. Er
den Roma¬
Opfer un konnte den Züchtiger nicht niedermachen. Und der
Maler lehnt die Forderung zum Zweikampfe ab.
alles
sönlich mit Er lehnt sie ab, weil er nicht sein Leben für einen
fremden Bubenstreich aufs Spiel setzen will. Nun
t das Ver¬
hen Welten, wird aus dem „Freiwild“ eines der vielen über¬
flüssigen Duell-Dramen, — überflüssig deshalb,
eilen Witz¬
es aus. Er weil weder Dichter noch Philosophen in der Duell¬
frage eine allgemein giltige Entscheidung treffen
m nicht ge¬
ist, zwischen können. Es ist in den Augen vorurteilsfreier Men¬
und daß es schen eine ganz persönliche, individuelle Angelegen¬
heit, wie sich der Einzelne in der Duellfrage stellt
schmiere sein
fähr: „Jetzt vorausgesetzt natürlich, daß die Duellgegnerschaft
on anständig nicht auf Feigheit beruht. Paul Rönning ist nicht
feig. Er behauptet sogar viel Mut, indem er sich
meinte et
und über das Urteil der Mitmenschen seiner Klasse hin¬
licht,
tete ihn nur wegsetzt. Aber der Dichter hielt es für notwendig,
nicht so, denn diesem Mut noch eine besondere Beglaubigung zu
geben. Weshalb Fand er in sich nicht die ruhige
Wild, diese Sicherheit des Überzeugten? Paul Rönning und
gehetzt von Anna Riedel werden durch den Drang der Ereig¬
ein Recht zu nisse zusammengeführt. Jetzt erst erkennen sie, ge¬
stehen sie ihre Liebe. Und jetzt erst, da er nicht mehr
das Theater
eine Über für sich allein zu sorgen hat, jetzt, da ihm das
Leben lieblich schimmert, jetzt unterliegt Paul dem
verkaufen.
auf die Spitze Urteile der fremden Menschen, dem Wunsche,
rie=Oberleut seinem Mute Geltung zu verschaffen. Früher, ehe
werden zu er Anna gebunden hatte, lehnte er das Duell ab;
jetzt, da ihm bekannt wird, daß der rasende
letzten Szene
Milieu-Schil=Karinski, dessen Existenz die Duellverweigerung
vernichtete, ihm auflauert, um ihn zu töten, — jetzt freiung endlich ein¬
will Paul nicht für feige gehalten sein, jetzt ver¬ günstig war das A
zögert er die Abreise mit Anna und wird denn auch Berliner Deutscher
von dem Gegner ermordet —. Die Schießwaffe Jahre 1896 auffi¬
des Gegners, des „Buben", dem er nur sein Recht strophe auf eine
zuerteilt hatte, mußte dem Maler in dem einen Hintergrunde füh¬
Falle ebensowenig verpflichtend sein, wie in dem Stufe, trat Karin
anderen. Die „Niederträchtige Komödie vom wurde die Entwick
äußerlich unwahr
Mannesmut", wie er sich ausdrückt, wurde gewiß
nicht besser dadurch, daß er sich sinnlos als Opfer an die erste Kul
ich wei¬
Strich
hingibt, und ein anderes Motiv ist für sein Ver
herren Orte nicht zu finden, als es für den der Zensur oder
den gewesen wäre: das Urteil der nach Abhilfe. Das
Zweikampf
Leute. Diesem Urteile der Fremden gibt er nun aufgebaut, den
spricht. Und hier
aber auch seine Liebe und das Schicksal seines Mäd¬
strichen, aus „ing
chens preis. Das ist der logische „Knacks“ des
Dramas. Wäre au Rönning ein weniger beson¬ „se eine vom The¬
nener Mann, so könnte ja gerade seine Inkonse- wie sage ich's h
quenz ein Charakteristikum und ein tragisches Ele¬ Einige Proben
ment seint. So steht jedoch die Sache nicht. Der gutem Auge gel
Dichter selbst bekennt sich zu dem Mute, der das kommen. An der
das plötzliche Un
Duell verweigert und die Ermordung duldet
Der ethische Gewinn des Schauspieles ist meines unschuldige Schul¬
Schauspieler nich
Erachtens gering. Seine dichterischen Werte reicher
an die der „Liebelei" nicht hinan, obwohl die Liebes¬ szene extemporier
Herr Wirt¬
szene des zweiten Aktes manche zarte psychische
Schattierung hat. Aber ein packendes Theaterstück einen warmen, fo¬
ist Freiwild" in der fliegenden Flucht seiner sicher er Doktrinen zu
Gerhard gab
ausgearbeiteten Szenen und im guten Glücke seiner
ist die Gestalt
Milieu-Schilderung.
Sauers (Berlin)
Der Erfolg war denn auch ein recht kräftiger
und die Darstellung eine sehr gute. Die ich fest, daß ich i
Regie (Herr Emil Reiter) hatte die Rollen gabten jungen
zweckmäßig besetzt. Nach dem alten Rollenkasten, dergefunde
Zug, das fahr
standpunkte wäre vielleicht gegen diese glückliche in
dividuelle Verwertung der Kräfte mancher Einwand Menschen, der so
erhoben worden. An der Beseitigung jenes theatra¬ brüchigen hat un
lischen Erbübels arbeiteten die führenden Geister nierte. Nur der
der deutschen Bühnen jahrzehntelang, bis die Beanschlug, wäre
Freiwild
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heinwerfer derung — (trotz berechtigten Einwandes das Beste
dann seine an dem Stücke) — ausgefüllt ist. In dieser Akt¬
ohne setzt: Schlußszene zeigt sich Schnitzlers Bühnenmeister¬
men zu erschaft. Wie sich der Konflikt zwischen dem Offizier
Sensations= und dem Maler leise entwickelt und natürlich
pelte Gage steigert, das beklemmt fast den Atem. Die rohe Be¬
Mittelpunkte schimpfung der Dame und der Schlag ins Gesicht
— das kommt, hastig und doch solid aufgebaut, als
efflich sind
reien der Lösung nach größter Spannung.
Der Offizier hatte keine Waffe bei sich. Er
den Roma¬
Opfer un konnte den Züchtiger nicht niedermachen. Und der
Maler lehnt die Forderung zum Zweikampfe ab.
alles
sönlich mit Er lehnt sie ab, weil er nicht sein Leben für einen
fremden Bubenstreich aufs Spiel setzen will. Nun
t das Ver¬
hen Welten, wird aus dem „Freiwild“ eines der vielen über¬
flüssigen Duell-Dramen, — überflüssig deshalb,
eilen Witz¬
es aus. Er weil weder Dichter noch Philosophen in der Duell¬
frage eine allgemein giltige Entscheidung treffen
m nicht ge¬
ist, zwischen können. Es ist in den Augen vorurteilsfreier Men¬
und daß es schen eine ganz persönliche, individuelle Angelegen¬
heit, wie sich der Einzelne in der Duellfrage stellt
schmiere sein
fähr: „Jetzt vorausgesetzt natürlich, daß die Duellgegnerschaft
on anständig nicht auf Feigheit beruht. Paul Rönning ist nicht
feig. Er behauptet sogar viel Mut, indem er sich
meinte et
und über das Urteil der Mitmenschen seiner Klasse hin¬
licht,
tete ihn nur wegsetzt. Aber der Dichter hielt es für notwendig,
nicht so, denn diesem Mut noch eine besondere Beglaubigung zu
geben. Weshalb Fand er in sich nicht die ruhige
Wild, diese Sicherheit des Überzeugten? Paul Rönning und
gehetzt von Anna Riedel werden durch den Drang der Ereig¬
ein Recht zu nisse zusammengeführt. Jetzt erst erkennen sie, ge¬
stehen sie ihre Liebe. Und jetzt erst, da er nicht mehr
das Theater
eine Über für sich allein zu sorgen hat, jetzt, da ihm das
Leben lieblich schimmert, jetzt unterliegt Paul dem
verkaufen.
auf die Spitze Urteile der fremden Menschen, dem Wunsche,
rie=Oberleut seinem Mute Geltung zu verschaffen. Früher, ehe
werden zu er Anna gebunden hatte, lehnte er das Duell ab;
jetzt, da ihm bekannt wird, daß der rasende
letzten Szene
Milieu-Schil=Karinski, dessen Existenz die Duellverweigerung
vernichtete, ihm auflauert, um ihn zu töten, — jetzt freiung endlich ein¬
will Paul nicht für feige gehalten sein, jetzt ver¬ günstig war das A
zögert er die Abreise mit Anna und wird denn auch Berliner Deutscher
von dem Gegner ermordet —. Die Schießwaffe Jahre 1896 auffi¬
des Gegners, des „Buben", dem er nur sein Recht strophe auf eine
zuerteilt hatte, mußte dem Maler in dem einen Hintergrunde füh¬
Falle ebensowenig verpflichtend sein, wie in dem Stufe, trat Karin
anderen. Die „Niederträchtige Komödie vom wurde die Entwick
äußerlich unwahr
Mannesmut", wie er sich ausdrückt, wurde gewiß
nicht besser dadurch, daß er sich sinnlos als Opfer an die erste Kul
ich wei¬
Strich
hingibt, und ein anderes Motiv ist für sein Ver
herren Orte nicht zu finden, als es für den der Zensur oder
den gewesen wäre: das Urteil der nach Abhilfe. Das
Zweikampf
Leute. Diesem Urteile der Fremden gibt er nun aufgebaut, den
spricht. Und hier
aber auch seine Liebe und das Schicksal seines Mäd¬
strichen, aus „ing
chens preis. Das ist der logische „Knacks“ des
Dramas. Wäre au Rönning ein weniger beson¬ „se eine vom The¬
nener Mann, so könnte ja gerade seine Inkonse- wie sage ich's h
quenz ein Charakteristikum und ein tragisches Ele¬ Einige Proben
ment seint. So steht jedoch die Sache nicht. Der gutem Auge gel
Dichter selbst bekennt sich zu dem Mute, der das kommen. An der
das plötzliche Un
Duell verweigert und die Ermordung duldet
Der ethische Gewinn des Schauspieles ist meines unschuldige Schul¬
Schauspieler nich
Erachtens gering. Seine dichterischen Werte reicher
an die der „Liebelei" nicht hinan, obwohl die Liebes¬ szene extemporier
Herr Wirt¬
szene des zweiten Aktes manche zarte psychische
Schattierung hat. Aber ein packendes Theaterstück einen warmen, fo¬
ist Freiwild" in der fliegenden Flucht seiner sicher er Doktrinen zu
Gerhard gab
ausgearbeiteten Szenen und im guten Glücke seiner
ist die Gestalt
Milieu-Schilderung.
Sauers (Berlin)
Der Erfolg war denn auch ein recht kräftiger
und die Darstellung eine sehr gute. Die ich fest, daß ich i
Regie (Herr Emil Reiter) hatte die Rollen gabten jungen
zweckmäßig besetzt. Nach dem alten Rollenkasten, dergefunde
Zug, das fahr
standpunkte wäre vielleicht gegen diese glückliche in
dividuelle Verwertung der Kräfte mancher Einwand Menschen, der so
erhoben worden. An der Beseitigung jenes theatra¬ brüchigen hat un
lischen Erbübels arbeiteten die führenden Geister nierte. Nur der
der deutschen Bühnen jahrzehntelang, bis die Beanschlug, wäre