II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 312

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Telephon 12801.
Alex. Weigls Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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„OBSERVER
I. österr. behördl. konz. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, New-York,
Paris, Rom, Mailand, Stockholm, Christiania, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: Montags-Blatt (publ. Batt), Wien
30. 1. 1905
vom
Bühnenwelt.
Deutsches Volkstheater.
In Schnitzlers „Freiwild wird der bürgerliche Antiduellis
ungeachtet seiner zureichenden Vernunftgründe und angenehme
Eigenschaften von dem Beleidigten statt im Zweikampf im Attenta
niedergeschossen, als „Freiwid", das keinem Codex untersteht. De¬
militärische Ehrbegriff will sich schlechterdings mit dem bürgerliche
nicht decken, trotzdem für den letzteren nicht nur Herr Schnitzler
sondern das Stehparterre wärmstens plaidie te. Neben dem blutige
Ernst des Stückes laufen untere Bilder aus der Luderwirtschaf
eines Provinztheaters und der überwiegende Teil der Dar
stellung wurde der immung des Stückes gerecht, Kramer
Krapinski entsprach dem Typus den Weibern und Karte
zugrunde gehenden Leutnants, der sich eine Lag von Uebermenschen
moral zurechtgelegt. Höfers Leutnant Boge gehört zu den liebens
würdigsten Chargen dieses trefflichenen Künstlers. Eine weniger gute Figu=
machte Herr Jensen. Der Waffenrock ist ihm nicht auf den Lei¬
geschrieben. Für die weibliche Hauptrolle war gleichfalls nicht di
glückliche Wahl getroffen, den Frl. Erl, eine sonst wirksame Kraft
entbehrt der logischen Außerlichkeit als verführerische Naive. Vie
gelacht wurde über Worte und Erscheinung der Herren
Tewele, Richter Roland und der Frau Glöckner. Di¬
besseren Menschen des Abends wurden von den Herren Kutscher
und Raeder sehr eindrucksvoll zur Geltung gebracht. So oft von
der Bühne her das Prinzip „Die Waffen nieder" zu Worte kam
applaudierte das Publikum wie nicht gescheit. Es scheint, daß die
Friedensfreunde sich alle ins Theater flüchten.
Telephon 12801.
Alex. Weigls Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
„OBSERVER
I. österr. behördl. konz. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien. I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, New-York,
Paris, Rom, Mailand, Stockholm, Christiania, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
29 1. 19 ustriertes Wiener Extrablatt
.
Theaterzeitung.
Deutsches Volkstheater. „Freiwild von
Schnitzler wurde gestern gegeben. Dieses sehr
beredte Anti=Duell=Brevier ist vor Jahren schon von
einer anderen Bühne herunter gesprochen worden.
Wer seiner Tendenz zustimmt und ihre so laute und
umständliche Aeußerung für nöthig hält, der wird
auch heute noch an den starken Angelpunkten des
mit
Gespräches — nicht der Handlung
starkem Beifall antworten können; was denn auch
gestern ausgiebig geschah. Wer über die Grundfrage
wegsieht, weil sie ihn nicht mehr beschäftigt, weil sie
ihm auf dem Theater nicht discutabel erscheint, oder
gar, weil seine Instincte ihm eine andere Meinung,
als die hier geäußerte vorschreiben, der wird, die
künstlerischen Werthe des Stückes überprüfend, er¬
kennen müssen, wie weit Schnitzler heute von seiner
damaligen Art, Menschen zu sehen und Schicksale zu
gestalten, abgerückt, wie hoch er darüber hinaus¬
gewachsen ist. Was heute an „Freiwild" am meisten
verstimmen muß, ist nicht die Absichtlichkeit und
Dünne der tendenziösen Handlung, nicht die flache
und wesenlose Zeichnung der Hauptfiguren, sonder
vor Allem die wortreiche Ueberdeutlichkeit, mit
gar so zielbewußt und standhaft über die wichtig
Dinge, über Leben und Tod, Glück und
große uralte Anschauungen und große jetzte
Strebungen gesprochen — man könnte fast je
gepredigt — wird. Wenn Künstler künstlerisch sche
dann drücken sie ihr Heiligstes, ihr Innerstes, G
oder Meinung, was ja im Tiefsten dasselbe is
Formen, nicht in Worten aus. Diese Form
„Freiwild nicht gefunden; nicht für den
lichen Inhalt und nicht für den Inhalt an
danken. Das bleibt sein schwerer Fehler je
von aller Tendenz, und es heißt Schnitzler
wenn man feststellt, wie weit seine Kunst die
lebte Beredsamkeit dieses Stückes heute schon
lich
sich gelassen hat. Das Volkstheater hat, ab
oder nicht, mit seiner leichtblütigen, auf einen
rösterreichischen Ton zusammengestimmten Auf¬
führung die Menschen und Vorgange, so weit es
möglich war, des Abstracten und Zweckmäßigen auf
das Wohlthuendste entkleidet. Herr Kutschera
machte mit der anspruchslos heiteren Art, die ihm so
gut steht, dem Paul Rönning das Leben und Sterben
viel leicher, als der Dichter. Für die verzweifelte
Wildheit des Lieutenants Karinski fand Herr
Kramer als discreter und lebenstreuer Darsteller
auch ein paar schneidend schmerzliche Töne, in denen das
zerstörte Gute dieser verwahrlosten Kriegernoblesse noch
mitschwang. Sympathisch, aber ohne rechte Kraft, sprach
Fräulein Erl ihre Rolle. Ganz ausgezeichnet gefiel
Herr Jensen, der aus dem farblosen Rohnstedt
so etwas wie einen interessanten Charakter, den
idealen Officier der Friedenszeit, machte. In den
feinen und den derberen Chargen, die um die Haupt¬
figuren gestellt waren, zeichneten sich aus: Herr
Höfer als Lieutenant Vogel, der lustige Tewele
als Theaterdirector, Frau Glöckner, die Herren
Meixner und Czasta im Ensemble der famosen
Sommerbühne und als Cassier dieses Theaters Herr
Amon, in einer Maske, als hätte er den Theater¬
. .
cassier Schapira schapirographirt.