8.
box 14/4
-
in Berlin, Budapest, he
Paris, Rom, Mailand, Stockholm, Christiana,
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
vom 13. 2.
Montags-Blatt ab. B.), Man
Platte II.
Kriser. Hier soll von einer anständigen Schauspielerin erzählt
werden. Vor ein paar Jahren noch wäre jetzt hier ein Witz am
Platze gewesen, von Tugendbund u. dgl. Heute weiß man es ja,
daß manche Künstlerinnen mindestens das gleiche Recht auf Anstän¬
digkeit haben wie die Nichtkünstlerinnen auf Unanständigkeit....
Die junge Dame, eine hübsche Wienerin aus guter Familie, hält
an der Auffassung fest, daß die Bretter nicht die Halbwelt bedeuten.
Aber wenn es schwer genug ist, die Pflicht zur Tugend zu er¬
füllen, so ist es noch schwerer, das Recht auf die Tugend zu ver¬
teidigen. An Nachstellungen fehlt es der jungen Dame nicht. Es
gibt Leute, die sich bei Schauspielerinnen von der Anständigkeit
immer erst selbst überzeugen wollen und gern die nötigen Experi¬
mente riskieren. Die Damen aber, so glauben sie, haben kon¬
traktlich, daß sie sich als Opfer solcher Experimente betrachten
müssen.
Schnitzlers „Freiwild“ ist aus derartigen Zuständen heraus¬
gewachsen, und als neulich das Stück am Deutschen Volkstheater
aufgeführt wurde, hatte eine junge Liebhaberin den lebhaften
Wunsch, die Rolle der jungen Schauspielerin darzustellen, die von
dem Offizier verfolgt wird und sich seiner Zudringlichkeiten so
lange nicht erwehren kann, bis ihr Bräutigam ihn handgreiflich
zurückweist. Man wußte zuerst nicht, weshalb sich die junge Dame
gar so sehr um die Rolle bemühte. Schließlich wußten aber die
Tratschbasen des Theaters doch den Grund. Es tauchte über die
Schauspielerin die schreckliche Verleumdung auf, daß sie — tugend¬
haft sei. Und wirklich hatte ihre Sehnsucht nach der Rolle den
Grund, daß sie darin sich selbst, ihr eigenes Schicksal spielen
wollte. Sie spielte die Rolle glänzend. Sie weiß, was bedrängte
Tugend ist. Sie hat natürlich jetzt den Spitznamen „Die — Jung¬
frau keinen Die Zeiten hat sie als einen
Rollen zugesagt.
Telephon 12801.
Alex. Weigls Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
SERER
I. österr. behördl. konz. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, New-York,
Paris, Rom, Mailand, Stockholm, Christiania, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
Linzer Tagespost
vom
190
Artur Schnißlers Schauspiel „Freiwild", welches
über schon im Carl-Theater gegeben worden war, fand am 28. d.
bei eine Neuaufführung im „Deutschen Volkstheater“ in Wien eine
schieden günstige Aufnahme. Das Antiduell=Tendenzstück, welches
sildert, wie die jungen Theaterdamen von der Offiziers=Lebewelt
Freiwild“ betrachtet werden, wurde von Direktor Cavar hier
aufgeführt, weil es unter Statthalter Puthon Zensur¬
schwierigkeiten begegnet wäre. Nun, da hierin ein liberaler Geist
herrscht, wäre es an der Zeit, den Linzern dieses Werk des Dichter¬
der „Liebelei“ und der „Lebendigen Stunden“ vorzuführen.
Der Bau des „Wiener Bürgertheaters auf dem
ehemaligen Eis ausplatze auf der Landstraße wurde an die durch
verschiedene erste Preise prämiierte Baufirma Baron Krausend
Tölk vergeben. Es soll 1200 Personen fassen und 1040 Silplätze,
30 Logen und 200 Stehplätze erhalten. Im Stil der Maria Theresia¬
Zeit gehalten, soll es auch äußerlich spezifisch wienerischen Charakter
tragen. Man hofft, daß es am 1. Dezember l. J. eröffnet werden
kann. Direktor ist bekanntlich unser einstiger Naturbursche Oskar
ron. Er will das Panoramasystem für „freie Gegenden einführen
und auch eine neue Beleuchtung.
tietei¬
box 14/4
-
in Berlin, Budapest, he
Paris, Rom, Mailand, Stockholm, Christiana,
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
vom 13. 2.
Montags-Blatt ab. B.), Man
Platte II.
Kriser. Hier soll von einer anständigen Schauspielerin erzählt
werden. Vor ein paar Jahren noch wäre jetzt hier ein Witz am
Platze gewesen, von Tugendbund u. dgl. Heute weiß man es ja,
daß manche Künstlerinnen mindestens das gleiche Recht auf Anstän¬
digkeit haben wie die Nichtkünstlerinnen auf Unanständigkeit....
Die junge Dame, eine hübsche Wienerin aus guter Familie, hält
an der Auffassung fest, daß die Bretter nicht die Halbwelt bedeuten.
Aber wenn es schwer genug ist, die Pflicht zur Tugend zu er¬
füllen, so ist es noch schwerer, das Recht auf die Tugend zu ver¬
teidigen. An Nachstellungen fehlt es der jungen Dame nicht. Es
gibt Leute, die sich bei Schauspielerinnen von der Anständigkeit
immer erst selbst überzeugen wollen und gern die nötigen Experi¬
mente riskieren. Die Damen aber, so glauben sie, haben kon¬
traktlich, daß sie sich als Opfer solcher Experimente betrachten
müssen.
Schnitzlers „Freiwild“ ist aus derartigen Zuständen heraus¬
gewachsen, und als neulich das Stück am Deutschen Volkstheater
aufgeführt wurde, hatte eine junge Liebhaberin den lebhaften
Wunsch, die Rolle der jungen Schauspielerin darzustellen, die von
dem Offizier verfolgt wird und sich seiner Zudringlichkeiten so
lange nicht erwehren kann, bis ihr Bräutigam ihn handgreiflich
zurückweist. Man wußte zuerst nicht, weshalb sich die junge Dame
gar so sehr um die Rolle bemühte. Schließlich wußten aber die
Tratschbasen des Theaters doch den Grund. Es tauchte über die
Schauspielerin die schreckliche Verleumdung auf, daß sie — tugend¬
haft sei. Und wirklich hatte ihre Sehnsucht nach der Rolle den
Grund, daß sie darin sich selbst, ihr eigenes Schicksal spielen
wollte. Sie spielte die Rolle glänzend. Sie weiß, was bedrängte
Tugend ist. Sie hat natürlich jetzt den Spitznamen „Die — Jung¬
frau keinen Die Zeiten hat sie als einen
Rollen zugesagt.
Telephon 12801.
Alex. Weigls Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
SERER
I. österr. behördl. konz. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, New-York,
Paris, Rom, Mailand, Stockholm, Christiania, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
Linzer Tagespost
vom
190
Artur Schnißlers Schauspiel „Freiwild", welches
über schon im Carl-Theater gegeben worden war, fand am 28. d.
bei eine Neuaufführung im „Deutschen Volkstheater“ in Wien eine
schieden günstige Aufnahme. Das Antiduell=Tendenzstück, welches
sildert, wie die jungen Theaterdamen von der Offiziers=Lebewelt
Freiwild“ betrachtet werden, wurde von Direktor Cavar hier
aufgeführt, weil es unter Statthalter Puthon Zensur¬
schwierigkeiten begegnet wäre. Nun, da hierin ein liberaler Geist
herrscht, wäre es an der Zeit, den Linzern dieses Werk des Dichter¬
der „Liebelei“ und der „Lebendigen Stunden“ vorzuführen.
Der Bau des „Wiener Bürgertheaters auf dem
ehemaligen Eis ausplatze auf der Landstraße wurde an die durch
verschiedene erste Preise prämiierte Baufirma Baron Krausend
Tölk vergeben. Es soll 1200 Personen fassen und 1040 Silplätze,
30 Logen und 200 Stehplätze erhalten. Im Stil der Maria Theresia¬
Zeit gehalten, soll es auch äußerlich spezifisch wienerischen Charakter
tragen. Man hofft, daß es am 1. Dezember l. J. eröffnet werden
kann. Direktor ist bekanntlich unser einstiger Naturbursche Oskar
ron. Er will das Panoramasystem für „freie Gegenden einführen
und auch eine neue Beleuchtung.
tietei¬