8. Freiwil
box 14/4
den Helden Minas,
Armut hinweg, bis sich zwei Verehrer melden. Paul
die Großen gefährlich hält
Rönning, der eine, meint es ehrlich, Karinski, der
ihe und der Erniedrigung
andere, ein von allen Offizierslastern berührter Provinz¬
de Mächtigen aus Neigung
Don Juan, sucht nur flüchtige Augenblicke des Glückes
sehr, sondern alles nur der
bei ihr. Die beiden Rivalen geraten heftig aneinander,
Rönning ohrfeigt den Offizier, der im Gefühle seines
die Gnade verabscheut und
nigs will. Er wurde
militärischen Uebergewichtes Anna frech beschimpft, und
sche Grundsätze, und aus
da der modern fühlende Zivilist sich nicht schlagen will,
schießt ihn Karinski über den Haufen. Riedl wie ihr Ver¬
gen Manne gut tue, eine
lobter sind ihm — „Freiwild.
versuchen; er vermag den
begreifen, der seinen Arm
Diesen Vorgang, der sich gewiß mehr als einmal
Staate vermietet hat," und
zutrug, hielt man in Wien auf der Bühne lange für
er mit strengem Ernst:
unstatthaft. „Freiwild“ wurde nicht ausdrücklich verboten
sen, daß du nicht sowohl
aber so oft es dargestellt werden sollte, wurde irgend eine
liche Lebensart liebst, die
einflußreiche Macht rege, um Wiederholungen des Stückes
den ist. Man muß Soldat
zu unterdrücken. Und doch verläßt es, bald nachdem die
tebe zu der Sache, für die
Exposition sich abgespielt, die anfangs flüchtig angedeutete
heute hier, morgen da
antimilitärische Tendenz, um sich vornehmlich zu einem
derknecht reisen — weiter
Proteste gegen das Duell zu entwickeln; loyal kommt
Für und Wider in der Frage, die der Dichter anregt
Verkehr mit Offizieren
zum Ausdrucke; selbst der Held, der sich nicht schlagen
„Soldaten die revo¬ will, spricht sich im letzten Akte zum Schaden für die
Das tat auch der
Logik des Stückes in einen dem Geiste des Duells nahe
Jugendbrama Schillers.
verwandten Mut. Wie erklärt man nun die Gegnerschaft,
der Fürst." ruft Lady
die dieses wirkungsvolle Stück geweckt? Ist denn nich
erwidert Ferdinand, der wirklich die barbarische Unsitte des Duells längst verur¬
in will. Von dem Geiste
teilt 2. Besteht nicht eine Liga gegen den Zweikampf, die
hen Wortes ist es
auch die Zustimmung der regierenden Kreise fand?
Gefreiten der „Weber er Haben nicht die verschiedensten Epochen den Zweikamp
wenn der Staat aufhört
als einen Brauch verurteilt, der wohl früheren Verhält¬
en, und er klingt auch nissen, aber nicht einer vorgeschrittenen Kultur entspricht?
des „Zapfenstreiches
Und den Autor, der die gleiche Anschauung auf dem
sich wider die Lands¬
Theater drastisch verkörpert, ließ man hierzulande neun
zur Wehr setzt.
Jahre warten, ehe seinem Stücke Gerechtigkeit wurde ! Den
tenstücke gehört auch das
dramatischen Dichtern Oesterreichs wird ihr Wirken in der
Titel bezeichnet die jungen
Tat herzlich schwer. Jene von ihnen die einer Clique an¬
Künstlergesellschaft.
gehören, gewinnen die Bühne allerdings ohne Schwierig¬
keit; aber gerade ihre Besten werden wie ein Freiwild
ja Riedl jene Wunder,
auftauchen; sie erhält
behandelt, das brutalen Regungen zum Opfer fällt.
Selbst die Ehrenzeichen der Literatur, die in Wien
ihre Kunst die Reinheit
über Beschränkung und zur Verteilung gelangen, fallen ihnen nur spärlich zu und
der richtigen
gelangen in überraschender Regelmäßigkeit an denselben
theater viel
auswärtigen Dichter, auch wenn dessen lorbeer¬
Freiwild
gekröntes Werk hier keinen genügenden Anteil fand.
voller Hervor
Einer der berufensten und durch sein kritisches Talent her¬
des Dichters
vorragendsten Vertreter in dem Kollegium zur Bestimmung
stellung besser
des Grillparzer=Preises hatte die Aufmerksamkeit auf den
das Aeußere
„Zapfenstreich Beyerleins und die „Elektra“ Hofmannsthals
oberflächliche
gelenkt; ohne Erfolg und gewiß nur in Erkenntnis der rela¬
zehnten Jahr.
tiven Vorzüge beider Stücke. Hofmannsthal, mit der Gabe
kokozeit ansch
der Form ausgerüstet, ist, wenn der Vers den Dichter
den
macht, ein Poet.
der Lessing
In der Sturm= und Drangepoche der deutschen
ein Zeitgeno¬
Literatur pflegt man jedoch, um die richtige Wert¬
gefertigt, die
schätzung einer Dichtung zu erhalten, ihre gebundene
Minnas sind
Sprache in Prosa aufzulösen. Ein ähnliches Verfahren
auch dieses sell
auf die Kunst Hofmannsthals angewendet, würde
lang, das B.
seine Ausdrucksweise
zeigen, wie wenig dramatisch
Fräulein
ist und wie schwach der geistige Inhalt seiner tönenden
Sentenzen und Bilder geriet. Aber Berlin, das ehedem die Rolle, und
Hamburger
Verse der Wiener Schule als einen wertlosen dekorativen
ihr: „Der
Schmuck verwarf, berauscht sich jetzt an dem glatten Worte
klärung, den
Hofmannsthals. Man hat „Elektra" im Neuen Theater
gebung in
über hundertmal gespielt. Hat der Verfasser dadurch nicht
Kutscher
ein Anrecht, auch in seiner Heimat gegeben zu werden:
Entscheidung
Aber unser erstes Theater, das mit den echten Griechen
nichts Rechtes anzufangen wußte, verschmäht das Werk Rollen hat,
Tyrolt
des Wiener Pseudohellenen. Es geht Schnitzler nicht besser
Baumeisters
wiewohl er viel bühnenmäßiger, viel dramatischer, viel
spielen; die
innerlicher als sein Kollege ist. Die Kühnheit seiner Stoffe, der
zuzuteilen, de
Freimut seiner Gesinnung schließt ihn vom Burgtheater
ihre Rettung
aus, und das Volkstheater schenkt ihm erst jetzt, nach
macht
langer ablehnender Haltung, Beachtung. Das ist eine
nicht schwer
erfreuliche Umkehr, denn Schnitzlers Talent, seine
Figur die
Form, sein dramatischer Geist, seine Art, zu charak¬
terisieren, sein Humor sind durchaus wienerisch. Auf der wußte. Bei
Wanderung in die Fremde hat er, wie seine letzten Stücke zweifellos se
zeigen, manches von der Leichtigkeit, in der er seine ersten hätte es kaum
Muse Kade
Stelle entwickelte, eingebüßt, um erklügelt und verworren
tag Hoffnun
zu den. In der Berührung mit dem Heimatboden
wird die frühere Klarheit sicher neu gewinnen, und bei Publikums
box 14/4
den Helden Minas,
Armut hinweg, bis sich zwei Verehrer melden. Paul
die Großen gefährlich hält
Rönning, der eine, meint es ehrlich, Karinski, der
ihe und der Erniedrigung
andere, ein von allen Offizierslastern berührter Provinz¬
de Mächtigen aus Neigung
Don Juan, sucht nur flüchtige Augenblicke des Glückes
sehr, sondern alles nur der
bei ihr. Die beiden Rivalen geraten heftig aneinander,
Rönning ohrfeigt den Offizier, der im Gefühle seines
die Gnade verabscheut und
nigs will. Er wurde
militärischen Uebergewichtes Anna frech beschimpft, und
sche Grundsätze, und aus
da der modern fühlende Zivilist sich nicht schlagen will,
schießt ihn Karinski über den Haufen. Riedl wie ihr Ver¬
gen Manne gut tue, eine
lobter sind ihm — „Freiwild.
versuchen; er vermag den
begreifen, der seinen Arm
Diesen Vorgang, der sich gewiß mehr als einmal
Staate vermietet hat," und
zutrug, hielt man in Wien auf der Bühne lange für
er mit strengem Ernst:
unstatthaft. „Freiwild“ wurde nicht ausdrücklich verboten
sen, daß du nicht sowohl
aber so oft es dargestellt werden sollte, wurde irgend eine
liche Lebensart liebst, die
einflußreiche Macht rege, um Wiederholungen des Stückes
den ist. Man muß Soldat
zu unterdrücken. Und doch verläßt es, bald nachdem die
tebe zu der Sache, für die
Exposition sich abgespielt, die anfangs flüchtig angedeutete
heute hier, morgen da
antimilitärische Tendenz, um sich vornehmlich zu einem
derknecht reisen — weiter
Proteste gegen das Duell zu entwickeln; loyal kommt
Für und Wider in der Frage, die der Dichter anregt
Verkehr mit Offizieren
zum Ausdrucke; selbst der Held, der sich nicht schlagen
„Soldaten die revo¬ will, spricht sich im letzten Akte zum Schaden für die
Das tat auch der
Logik des Stückes in einen dem Geiste des Duells nahe
Jugendbrama Schillers.
verwandten Mut. Wie erklärt man nun die Gegnerschaft,
der Fürst." ruft Lady
die dieses wirkungsvolle Stück geweckt? Ist denn nich
erwidert Ferdinand, der wirklich die barbarische Unsitte des Duells längst verur¬
in will. Von dem Geiste
teilt 2. Besteht nicht eine Liga gegen den Zweikampf, die
hen Wortes ist es
auch die Zustimmung der regierenden Kreise fand?
Gefreiten der „Weber er Haben nicht die verschiedensten Epochen den Zweikamp
wenn der Staat aufhört
als einen Brauch verurteilt, der wohl früheren Verhält¬
en, und er klingt auch nissen, aber nicht einer vorgeschrittenen Kultur entspricht?
des „Zapfenstreiches
Und den Autor, der die gleiche Anschauung auf dem
sich wider die Lands¬
Theater drastisch verkörpert, ließ man hierzulande neun
zur Wehr setzt.
Jahre warten, ehe seinem Stücke Gerechtigkeit wurde ! Den
tenstücke gehört auch das
dramatischen Dichtern Oesterreichs wird ihr Wirken in der
Titel bezeichnet die jungen
Tat herzlich schwer. Jene von ihnen die einer Clique an¬
Künstlergesellschaft.
gehören, gewinnen die Bühne allerdings ohne Schwierig¬
keit; aber gerade ihre Besten werden wie ein Freiwild
ja Riedl jene Wunder,
auftauchen; sie erhält
behandelt, das brutalen Regungen zum Opfer fällt.
Selbst die Ehrenzeichen der Literatur, die in Wien
ihre Kunst die Reinheit
über Beschränkung und zur Verteilung gelangen, fallen ihnen nur spärlich zu und
der richtigen
gelangen in überraschender Regelmäßigkeit an denselben
theater viel
auswärtigen Dichter, auch wenn dessen lorbeer¬
Freiwild
gekröntes Werk hier keinen genügenden Anteil fand.
voller Hervor
Einer der berufensten und durch sein kritisches Talent her¬
des Dichters
vorragendsten Vertreter in dem Kollegium zur Bestimmung
stellung besser
des Grillparzer=Preises hatte die Aufmerksamkeit auf den
das Aeußere
„Zapfenstreich Beyerleins und die „Elektra“ Hofmannsthals
oberflächliche
gelenkt; ohne Erfolg und gewiß nur in Erkenntnis der rela¬
zehnten Jahr.
tiven Vorzüge beider Stücke. Hofmannsthal, mit der Gabe
kokozeit ansch
der Form ausgerüstet, ist, wenn der Vers den Dichter
den
macht, ein Poet.
der Lessing
In der Sturm= und Drangepoche der deutschen
ein Zeitgeno¬
Literatur pflegt man jedoch, um die richtige Wert¬
gefertigt, die
schätzung einer Dichtung zu erhalten, ihre gebundene
Minnas sind
Sprache in Prosa aufzulösen. Ein ähnliches Verfahren
auch dieses sell
auf die Kunst Hofmannsthals angewendet, würde
lang, das B.
seine Ausdrucksweise
zeigen, wie wenig dramatisch
Fräulein
ist und wie schwach der geistige Inhalt seiner tönenden
Sentenzen und Bilder geriet. Aber Berlin, das ehedem die Rolle, und
Hamburger
Verse der Wiener Schule als einen wertlosen dekorativen
ihr: „Der
Schmuck verwarf, berauscht sich jetzt an dem glatten Worte
klärung, den
Hofmannsthals. Man hat „Elektra" im Neuen Theater
gebung in
über hundertmal gespielt. Hat der Verfasser dadurch nicht
Kutscher
ein Anrecht, auch in seiner Heimat gegeben zu werden:
Entscheidung
Aber unser erstes Theater, das mit den echten Griechen
nichts Rechtes anzufangen wußte, verschmäht das Werk Rollen hat,
Tyrolt
des Wiener Pseudohellenen. Es geht Schnitzler nicht besser
Baumeisters
wiewohl er viel bühnenmäßiger, viel dramatischer, viel
spielen; die
innerlicher als sein Kollege ist. Die Kühnheit seiner Stoffe, der
zuzuteilen, de
Freimut seiner Gesinnung schließt ihn vom Burgtheater
ihre Rettung
aus, und das Volkstheater schenkt ihm erst jetzt, nach
macht
langer ablehnender Haltung, Beachtung. Das ist eine
nicht schwer
erfreuliche Umkehr, denn Schnitzlers Talent, seine
Figur die
Form, sein dramatischer Geist, seine Art, zu charak¬
terisieren, sein Humor sind durchaus wienerisch. Auf der wußte. Bei
Wanderung in die Fremde hat er, wie seine letzten Stücke zweifellos se
zeigen, manches von der Leichtigkeit, in der er seine ersten hätte es kaum
Muse Kade
Stelle entwickelte, eingebüßt, um erklügelt und verworren
tag Hoffnun
zu den. In der Berührung mit dem Heimatboden
wird die frühere Klarheit sicher neu gewinnen, und bei Publikums