II, Theaterstücke 8, Freiwild. Schauspiel in 3 Akten, Seite 357

8. Freiwil¬
ihrer melden. Paul
Karinski,
in berührter Provinz
genblicke des Glückes
heftig aneinander
im Gefühle seines
frech beschimpft, und
nicht schlagen will
fr. Riedl wie ihr Ver¬
iß mehr als einmal
Bühne lange für
ausdrücklich verboten,
wurde irgend eine
holungen des Stückes
s, bald nachdem die
flüchtig angedeutete
vornehmlich zu einem
ickeln; loyal kommt
der Dichter anregt,
er sich nicht schlagen
im Schaden für die
ist des Duells nahe
nun die Gegnerschaft,
Ist denn nicht
Pells längst verur¬
den Zweikampf, die
den Kreise fand?
chen den Zweikamp
hi früheren Verhält¬
den Kultur entspricht:
Anschauung auf dem
hierzulande neun
rechtigkeit wurde ! Den
ihr Wirken in der
die einer Clique an¬
ings ohne Schwierig¬
wie ein Freiwild
im Opfer fällt.
gatur, die in Wien
ner spärlich zu und
box 14/4
gelangen in überraschender Regelmäßigkeit an denselben
auswärtigen Dichter, auch wenn dessen lorbeer¬
gekröntes Werk hier keinen genügenden Anteil fand,
Einer der berufensten und durch sein kritisches Talent her¬
vorragendsten Vertreter in dem Kollegium zur Bestimmung
des Grillparzer=Preises hatte die Aufmerksamkeit auf den
Zapfenstreich Beyerleins und die „Elektra“ Hofmannsthals
gelenkt; ohne Erfolg und gewiß nur in Erkenntnis der rela¬
tiven Vorzüge beider Stücke. Hofmannsthal, mit der Gabe
der Form ausgerüstet, ist, wenn der Vers den Dichter
macht, ein Poet.
In der Sturm= und Drangepoche der deutschen
Literatur pflegt man jedoch, um die richtige Wert¬
schätzung einer Dichtung zu erhalten, ihre gebundene
Sprache in Prosa aufzulösen. Ein ähnliches Verfahren
auf die Kunst Hofmannsthals angewendet, würde
zeigen, wie wenig dramatisch seine Ausdrucksweise
ist und wie schwach der geistige Inhalt seiner tönenden
Sentenzen und Bilder geriet. Aber Berlin, das ehedem die
Verse der Wiener Schule als einen wertlosen dekorativen
Schmuck verwarf, berauscht sich jetzt an dem glatten Worte
Hofmannsthals. Man hat „Elektra" im Neuen Theater
über hundertmal gespielt. Hat der Verfasse dadurch nicht
ein Anrecht, auch in seiner Heimat gegeben zu werden:
Aber unser erstes Theater, das mit den echten Griechen
nichts Rechtes anzufangen wußte, verschmäht das Werk
des Wiener Pseudohellenen. Es geht Schnitzler nicht besser,
wiewohl er viel bühnenmäßiger, viel dramatischer, viel
innerlicher als sein Kollege ist. Die Kühnheit seiner Stoffe, der
Freimut seiner Gesinnung schließt ihn vom Burgtheater
aus, und das Volkstheater schenkt ihm erst jetzt, nach
langer ablehnender Haltung, Beachtung. Das ist eine
erfreuliche Umkehr, denn Schnitzlers Talent, seine
Form, sein dramatischer Geist, seine Art, zu charak¬
terisieren, sein Humor sind durchaus wienerisch. Auf der
Wanderung in die Fremde hat er, wie seine letzten Stücke
zeigen, manches von der Leichtigkeit, in der er seine ersten
Stelle entwickelte, eingebüßt, um erklügelt und verworren
zu den. In der Berührung mit dem Heimatboden
wird die frühere Klarheit sicher neu gewinnen, und bei
der richtigen Pflege seines Talents kann er dem Volks¬
theater viel mehr sein, als der Retter in der Not.
„Freiwild“ ist diesmal flott und flach, aber nicht mit
voller Hervorkehrung der feinen charakteristischen Züge
des Dichters gespielt worden. Dennoch gelang seine Dar¬
stellung besser als die der „Minna von Barnhelm". Selbst
das Aeußere der Szene wirkte hier ungünstig, weil die
oberflächliche Regie Möbelstücke und Dekorationen des neun¬
zehnten Jahrhunderts zusammentragen ließ, um die Ro¬
kokozeit anschaulich zu machen. Herr Reinhard in Berlin
zog den greisen Menzel für das Szenarium
der Lessingschen Komödie heran, indes hat schon
ein Zeitgenosse des Dichters, Chodowiecki, Illustrationen
gefertigt, die das mustergiltige Vorbild für das Milieu
Minnas sind. Aber nicht nur der Rahmen des Bildes
auch dieses selbst ließ, so gut einzelnes den Darstellern ge¬
lang, das Beste doch vermissen.
Fräulein Petri allein erfaßte die Bedeutung ihrer
Rolle, und was Lessing einer Schauspielerin des
Hamburger Theaters nachgerühmt, galt diesmal
ihr: „Der Dichter erhielt durch sie die deutlichste
klärung, den vollständigsten Kommentar. Soll ihre Um¬
gebung in dem gleichen Sinne wirken, müßte
Herr
Kutschera, der offenbar ein viel zu weitgehendes
Entscheidungsrecht über Annahme und Ablehnung seiner
Rollen hat, Tellheim sein, Herr Räder hätte den Just,
Tyrolt — an mancher Stelle der berufenste Erbe
Baumeisters — den Werner, Tewele den Wirt
spielen, die „Dame in Trauer wäre Fräulein Sandrock
zuzuteilen, deren letzte Bühnenerfahrungen sie wohl reif
ihre Rettung und die Wiederkehr aus Volkstheater
macht; für Franziska wäre vielleicht Frau Schratt
nicht schwer zu gewinnen, die in dieser volkstümlichen
Figur die Kunst der Hartmann reizvoll zu erneuern
wußte. Bei solcher Besetzung wäre „Minna von Barnhelm
zweifellos sehr oft gespielt worden, und das Volkstheater
hätte es kaum nötig gehabt, auf die sträflich geistlose
Muse Kadelburgs und den albernen „Familien¬
tag Hoffnungen zu setzen, die der gute Geschmack des
Publikums glücklich zerstört hat.
F. Sch.