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dem
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spiel
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8. Freiwil¬
a
Seite 3
13. Feber 1928
Tagesbote
begriff rückfällig werden. Paul hört, daß ihm Karinski auflauer,
und rennt ihm, um seinen Mut zu beweisen, auf der Straße
direkt vor den Lauf des Revolvers. Aller Reformatoraufwand
Schrifttum.
ist umsonst vertan, Karinskis „Ehre" ist gerettet, Paul tot und
Anna der Willkür der Wirtschafts= und Sexualausbeuter aus¬
geliefert. Auf jeden Fall aber ist „Freiwild“ — der Titel bezieht
inger den Anforderungen oßer Partien und des großen
sich auf Anna und auf Paul — ein die Spannung und das In¬
auses standhalten würde. Ein Gutes hatten wir diesem Probe¬
teresse des Zuhörers bis zur letzten Szene fesselndes Drama —
stspiel zu danken — eine von Temperament getragene, mit
seit langen Monaten bekamen wir kein solches zu hören — und
lektrischer Hochspannung geladene Aufführung der beiden
erzielte daher gestern im ausverkauften Haus einen starken, ja
Operneinakter, die Kapellmeister Mihalovits, dem Nach¬
begeisterten Erfolg.
mittag trotzend, wie in Neuaufführungen erstehen ließ. „Caval¬
Spielleiter Dr. Guido Glück gab allen Szenen bewegtes
leria" brachte wieder Herrn Pazals burschikos verfaßten, zu
Leben und wußte sowohl dem Offiziers, wie dem Schauspieler¬
schönem Gefühl gesteigerten Turiddu. Frau Rantzau entbot
milieu die charakteristischen Seiten abzugewinnen. Bloß die
diesmal alle Kraft des Affekts, das Duett mit Triddu gewann
Ohrfeige muß nächstens prompter erfolgen und darf nicht zu
glaubhaften Ausdruck. Die Krone des „Bajazzo“ war der Titel¬
einem Brustschlag werden. Peter Widmann war gestern zum
held selbst — Herr Barton erfang sich einen endlosen Bei¬
erstenmal in einer tragenden Aufgabe zu sehen und erwies sich
fallsturm, der sich auch nach der Wiederholung der Arie noch
ihr aufs beste gewachsen. Sein Paul war eine sympathische, über¬
nicht legen wollte, Fräulein Steiner hat ihre Nedda zur pa¬
zeugende Gestalt und der Dichter hätte sich keinen wärmeren
tenden Charakterfigur ertüchtigt. Prächtig klangen die Chöre. Anwalt für seine Weltanschauung wünschen können. Hoffentlich
Der erfreulich volle Saal wollte sich auch nach Schluß nicht
bleibt uns Widmanns zukunftsreiche künstlerische Kraft noch für
leeren, und den sich immer erneuernden Beifallskundgebungen
nächstes Jahr erhalten. Gustav Wehrles Karinski war scharf
konnte nur durch Verfinsterung des Saales ein Ende bereitet
profiliert und als Gegenpol Pauls trefflich herausgearbeitet.
werden. Anerkennenswert jedenfalls das Bestreben unserer Büh¬
Dem vernünftigeren Rohnstedt gab Hans König, namentlich in
nenleitung, auch den auswärtigen Besuchern gute Opernauffüh¬
der Szene mit Paul in 2. Akt, die bei uns in ihrer ursprüngli¬
rungen zu vermitteln.
chen, das nochmalige Erscheinen des Unterhändlers viel besser
begründenden Fassung gespielt wurde, während die spätere, in
Freiwila.
der Gesamtausgabe der Werke Schnitzlers enthaltene den An¬
Schauspiel in drei Arten von Arthur Schnitzler.
trag auf ein Scheinduell beseitigt, ausgezeichnete Haltung. Eine
Sondersensation war unseres lyrischen Tenors Julius Patzak
Erstaufführung im Schauspielhaus.
köstliches wienerisches Codex-Idioterl. Selbstsüchtig wünscht man
J. J. — Man muß dem sonst verehrungsfreudigen und
beinahe, er möge über Nacht seine Stimme verlieren; unsere
liebevollen Interpreten der Welt und der Seele Schnitzlers
leidige Bonvivantfrage fände mit einem Schlage eine fabelhafte
Josef Körner „Arthur Schnitzlers Gestalten und Probleme
Lösung! Mit breiter, sonorer Wucht, umspielt von allen Humoren
entschieden widersprechen, wenn er gerade für „Freiwild nichts
eines Theaterdirektorlebens, schuf Ernst Wurmser den
übrig hat und es des Dichters „uninteressanteste Leistung
Schmierenchef. Anna Riedle theatralischer und menschlicher
nennt. Uninteressant ist dieses auch theatralisch packende und cha¬
Leidensweg hätte innigerer seelischer Resonanz bedurft als sie
rakterologisch fesselnde Sittengemälde aus dem letzten Jahrzehnt
Friedericke Heilinger zur Verfügung stand. Immerhin gab
des verflossenen Jahrhunderts nicht, auch heute noch nicht, wo
sie ihr Bestes. Die kleineren Aufgaben waren bei Alfred Im¬
der wesentliche Faktor seiner Geschehnisse, der Kreis der Ka¬
mendorf (Vogel, Gerda Ortens und Maria Warden
rinski, Rohnstedt, Vogel und Konsorten, in Österreich wenigstens,
den beiden Schmieren=Flitschern), Siegfried Holger, Karl
glücklicherweise der Vergangenheit angehört, Springlebendig hin¬
Schroth, Karl Kalwoda, Guido Wilhelm, Moritz Ma¬
gegen ist noch der zweite Kreis, der des Schmierendirektors
luschinsky und Toni Kuhlmann in guter Hut. Stuck und
Schneider, einer österreichischen Variante von Zolas Bordenave, Darstellung werden gewiß noch eine Reihe ausverkaufter Häuser
an dem auch der eiserne Kehrbesen spurlos vorübergesegt ist. Im
erzielen.
Mittelpunkt der in lebhafte Handlung umgesetzten Diskussion
Ursinin
des Schauspiels steht die Frage des Duellunfugs, der wohl heute
nur noch wenige Verteidiger haben dürfte, zur Zeit jedoch, als
Schnitzler sein Stück schrieb, 1896, in der Blüte seiner Barbarei
stand, so daß des Dichters Stellungnahme, zumal er damals noch
Reserveoffizier war — seine Ausstoßung erfolgte erst auf Grund
der Novelle „Leutnant Gustl“ im Jahre 1900 — einen nicht ge¬
ringen Mut bewies, als ihn des Schauspiels Held, der Maler
Paul Röning, aufbringt, der einen Tagedieb und Schuft, den
syphilitischen Oberleutnant Karinski, wegen einer Schurkerei —
Beschimpfung eines anständigen Mädchens — öffentlich ohrfeigt
und sich trotz der angedrohten Verachtung der sogenannten „Ge¬
sellschaft" weigert, Karinski mit der Waffe Genugtuung zu ge¬
ben, in der völlig richtigen Erkenntnis, daß die Ohrfeige die
einzig gebührende Reaktion auf ein Individuum solcher Art ist
und daß das Leben für ihn nicht so gering im Kurse steht, um
es den an der Sachlage nichts ändernden Zufälligkeiten eines
dummen Geschießes auszusetzen. Bis hierher folgt man der Be¬
weisführung des Dichters mit, restloser Zustimmung, weil durch
Mit
Paul Rönings Vorgehen endlich ein mal ein Exempel statuiert
werden könnte, die lächerlichen Vorurteile von einer Sonder¬ „Lei
ehre irgendeines Standes, sei es der des Offiziers oder der der mie
Schauspielerin, des Freiwilds, als nichtig zu erweisen. Denn die „Die
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Lebensauffassung Karinskis verdient absolut keine Duell=Rein¬
waschung. Entweder er sieht sein Unrecht ein und reinigt sich von nach
haus
Tat und Schlag durch Umkehr in ein ehrliches Leben der Ar¬
beit, und sei es auch in das eines Handlangers, oder er schießt
sich selbst die ihm schon lange gebührende Kugel in den Kopf.
Leider läßt Schnitzler Paul im dritten Akt selbst zum alten Ehr¬
Bur¬
Setzt.
Kostümaufnahmen
vor den Ballen und Kränzchen der Voranmeldung
an
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begriff rückfällig werden. Paul hört, daß ihm Karinski auflauer,
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Schrifttum.
ist umsonst vertan, Karinskis „Ehre" ist gerettet, Paul tot und
Anna der Willkür der Wirtschafts= und Sexualausbeuter aus¬
geliefert. Auf jeden Fall aber ist „Freiwild“ — der Titel bezieht
inger den Anforderungen oßer Partien und des großen
sich auf Anna und auf Paul — ein die Spannung und das In¬
auses standhalten würde. Ein Gutes hatten wir diesem Probe¬
teresse des Zuhörers bis zur letzten Szene fesselndes Drama —
stspiel zu danken — eine von Temperament getragene, mit
seit langen Monaten bekamen wir kein solches zu hören — und
lektrischer Hochspannung geladene Aufführung der beiden
erzielte daher gestern im ausverkauften Haus einen starken, ja
Operneinakter, die Kapellmeister Mihalovits, dem Nach¬
begeisterten Erfolg.
mittag trotzend, wie in Neuaufführungen erstehen ließ. „Caval¬
Spielleiter Dr. Guido Glück gab allen Szenen bewegtes
leria" brachte wieder Herrn Pazals burschikos verfaßten, zu
Leben und wußte sowohl dem Offiziers, wie dem Schauspieler¬
schönem Gefühl gesteigerten Turiddu. Frau Rantzau entbot
milieu die charakteristischen Seiten abzugewinnen. Bloß die
diesmal alle Kraft des Affekts, das Duett mit Triddu gewann
Ohrfeige muß nächstens prompter erfolgen und darf nicht zu
glaubhaften Ausdruck. Die Krone des „Bajazzo“ war der Titel¬
einem Brustschlag werden. Peter Widmann war gestern zum
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erstenmal in einer tragenden Aufgabe zu sehen und erwies sich
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nicht legen wollte, Fräulein Steiner hat ihre Nedda zur pa¬
zeugende Gestalt und der Dichter hätte sich keinen wärmeren
tenden Charakterfigur ertüchtigt. Prächtig klangen die Chöre. Anwalt für seine Weltanschauung wünschen können. Hoffentlich
Der erfreulich volle Saal wollte sich auch nach Schluß nicht
bleibt uns Widmanns zukunftsreiche künstlerische Kraft noch für
leeren, und den sich immer erneuernden Beifallskundgebungen
nächstes Jahr erhalten. Gustav Wehrles Karinski war scharf
konnte nur durch Verfinsterung des Saales ein Ende bereitet
profiliert und als Gegenpol Pauls trefflich herausgearbeitet.
werden. Anerkennenswert jedenfalls das Bestreben unserer Büh¬
Dem vernünftigeren Rohnstedt gab Hans König, namentlich in
nenleitung, auch den auswärtigen Besuchern gute Opernauffüh¬
der Szene mit Paul in 2. Akt, die bei uns in ihrer ursprüngli¬
rungen zu vermitteln.
chen, das nochmalige Erscheinen des Unterhändlers viel besser
begründenden Fassung gespielt wurde, während die spätere, in
Freiwila.
der Gesamtausgabe der Werke Schnitzlers enthaltene den An¬
Schauspiel in drei Arten von Arthur Schnitzler.
trag auf ein Scheinduell beseitigt, ausgezeichnete Haltung. Eine
Sondersensation war unseres lyrischen Tenors Julius Patzak
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köstliches wienerisches Codex-Idioterl. Selbstsüchtig wünscht man
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entschieden widersprechen, wenn er gerade für „Freiwild nichts
eines Theaterdirektorlebens, schuf Ernst Wurmser den
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Schmierenchef. Anna Riedle theatralischer und menschlicher
nennt. Uninteressant ist dieses auch theatralisch packende und cha¬
Leidensweg hätte innigerer seelischer Resonanz bedurft als sie
rakterologisch fesselnde Sittengemälde aus dem letzten Jahrzehnt
Friedericke Heilinger zur Verfügung stand. Immerhin gab
des verflossenen Jahrhunderts nicht, auch heute noch nicht, wo
sie ihr Bestes. Die kleineren Aufgaben waren bei Alfred Im¬
der wesentliche Faktor seiner Geschehnisse, der Kreis der Ka¬
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glücklicherweise der Vergangenheit angehört, Springlebendig hin¬
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gegen ist noch der zweite Kreis, der des Schmierendirektors
luschinsky und Toni Kuhlmann in guter Hut. Stuck und
Schneider, einer österreichischen Variante von Zolas Bordenave, Darstellung werden gewiß noch eine Reihe ausverkaufter Häuser
an dem auch der eiserne Kehrbesen spurlos vorübergesegt ist. Im
erzielen.
Mittelpunkt der in lebhafte Handlung umgesetzten Diskussion
Ursinin
des Schauspiels steht die Frage des Duellunfugs, der wohl heute
nur noch wenige Verteidiger haben dürfte, zur Zeit jedoch, als
Schnitzler sein Stück schrieb, 1896, in der Blüte seiner Barbarei
stand, so daß des Dichters Stellungnahme, zumal er damals noch
Reserveoffizier war — seine Ausstoßung erfolgte erst auf Grund
der Novelle „Leutnant Gustl“ im Jahre 1900 — einen nicht ge¬
ringen Mut bewies, als ihn des Schauspiels Held, der Maler
Paul Röning, aufbringt, der einen Tagedieb und Schuft, den
syphilitischen Oberleutnant Karinski, wegen einer Schurkerei —
Beschimpfung eines anständigen Mädchens — öffentlich ohrfeigt
und sich trotz der angedrohten Verachtung der sogenannten „Ge¬
sellschaft" weigert, Karinski mit der Waffe Genugtuung zu ge¬
ben, in der völlig richtigen Erkenntnis, daß die Ohrfeige die
einzig gebührende Reaktion auf ein Individuum solcher Art ist
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sich selbst die ihm schon lange gebührende Kugel in den Kopf.
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