II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 23

iebelei
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5. LieseIeT
er Kolrungen eine Besse¬
ließ. Im Widdiner Luge¬
nj
ie mit
bercito gemerbet, zum 4. Regiment der Tiroler Kaiser=Jäger versetzt
hatsbahn=Aktien begegneten
ihrem Humor die unglücklichen Krieger trösteten, ihnen Zuversicht
wurde, wird nach Linz i Garnison kommen und ein Bataillons= und Muth einflößten. Im Vorjahre wurde Kaminek plötzlich von

1
genen Frau Mama eilt, das
dungen, einem Selbstmord am Anfang und einer Scheidung am
im quartier latin. Fritz hat zwar auch eine Beziehung zu einem un¬
Schluß, und dabei doch ein Tugendstück. Das mache dem Italiener
udermann=Styl spielen; das
heimlichen schwarzen Sammtkleide, das verheirathet ist, aber er „erholt
Einer nach, innerhalb einer halben Stunde, und ohne alle Gezwungen¬
sich“ jetzt auf Theodor's Rath, der sich schon besser auskennt, bei der
so spielen, denn der ist von
heit!... Das Ehepaar heißt Paul und Anna. Der nothwendige
harmloseren Musikustochter Christine. Theodor geht mit einer Ex¬
Jahrhunderts. Er sieht aus
„Dritte“ heißt Ludwig, der tritt aber nicht auf, denn er hat sich schon
Modistin Mizi. Das Quartett dieser vier Leutchen im ersten Aufzug
die Luft, in der er lebt, er
vor Beginn des Stückes in London erschossen. Aus unerwiederler
ist von ganz wienerischer Gemüthlichkeit. Umso mehr, als es keine
st ein belasteter Organismus
Liebe zu Anna, wie Paul den durch den Konsul eingesandten Briesen
Konsequenzen haben kann. Liebelei, das ist ja erolische Konsequenzen¬
will, kann man ihm etwas
entnimmt. „Ich liebe nur meinen Gatten!“ schrieb sie ihm. Paul
losigkeit. „Gefragt wird nicht,“ sagt einmal Fritz, „das ist ja das
könnte nun ungefähr zufrieden sein, aber da fängt er an zu brüten.
nachweisen. Das ist so recht
Schöne dabei.“ Man unterstützt sich gegenseitig im Pflücken des
so hat er ihn auch gespielt.
Jener Todte steht nun zwischen ihm und ihr, als das Ideal, als der
Augenblicks und fragt „im Mai nicht nach dem August“, wie Mizi
Geliebte. Andere Verdachtsgründe finden sich, seine Eifersucht
ken Allmächtigen. Nicht als
sehr richtig erklärt. In jenen gemüthlichen Abend bei Fritz, mit
Nervenleidenden mit allen
rührt unzart an die Tadellose, seine Reue noch unzar¬
Vöslauer Ausstich, Rosen, Klaviergeklimper und Brüderschaftküssen
ständen. Dazwischen lichte,
ter, und seine entschädigende Zärtlichkeit wird unerträglich.
tritt plötzlich der Gatte jenes schwarzsammtenen Kleides. Fritz muß
unnachahmlichen Königlichkeit
Anna schleudert ihm das Geständniß ins Gesicht: „Ja, ich
sich mit ihm schießen und fällt. Christine geht ihm verzweifelt
nem Throne gehabt, wie er
habe ihn geliebt!“ Sie war ihrem Gatten, dessen Seele
in den Tod nach. Das ist die ganze Handlung von drei Akten. Und
osa mit fast väterlicher Kritik
tief unter der ihren steht, treu bis in den Tod ... ihres Geliebeen.
dennoch hat das Stück sehr angesprochen. Das machte der natürliche
Nun aber, da er auf die Rechte des Gatten pocht, pocht sie auf die
Herr Mitterwurzer hat
Ton von stark lokaler Färbung; die Leutchen sprechen wienerisch, so
Rechte ihrer Seele. Empört weist sie ihn zurück, entrüstet weist er
hätte Monarch werden
gut die Schauspieler es herausbringen. Dann der Schein von Wirk¬
fung, derselbe gedämpfte
1 die Thür. Mit Wonne geht sie, auf ewig, und läßt den nun Ver¬
lichkeit, der auf dem ganzen Treiben liegt; die Szenen haben etwas,
e leidenschaftliche Szenen.
zweifelten allein ... Ehebruch mit dem Jenseits, das ist die neue
was jeder Zuschauer jeden Tag mitmacht. Dann aber das rührend
gin, wo kaum ein lautes
Pikanterie des alten Themas von der unverstandenen Frau. Psycholo¬
Poetische in den einfachen Liebesgeschicken Christinens. Fritz ist ihre
and an sie legt. Da ist er
gischee Seiltanz auf der scharfen Schneide zwischen zwei Welen.
erste und letzte Liebe. Anspruchslos, ein Kind der Wiener Natur,
in krampfhaften, lähmungs¬
Rechte der Seele? Als ob sie vor dem Altar nur ihren Körper und
schenkt sie sich ihm für ewig und erwartet als Gegengeschenk ihn,
nicht auch ihre Seele mit ihm verheirathet hätte. Freilich, es spielt
nig Philipp gewiß niemals
wenn auch nur für einen Augenblick. Das liegt so in der Luft ihrer
berde gespielt worden. Der
1 das alte, ewige Unrecht darein: die Rücksichtslosigkeit des Rechtes.
Schichte. Diese armen Leute haben nur den Augenblick sicher; sollen sie
cher Willensmensch, der noch
] Paul hat keinen Sinn für die Freude, als Geschenk zu erhalten, was
ihn „zum Fenster hinauswerfen“? Sie genießen ihn frischweg, wie Südsee¬
oderne pathologische Studie
er als Steuer eintreiben darf; nach Goethe zu erwerben, um zu be¬
Insulaner des so und so vielten Bezirks. Und ihre Alten haben nichts
Stung, wie man schon lange
sitzen, was von Rechtswegen ohnedies ihm gehört. Paul ist eine
dagegen. Christinens Vater, ein braver Mann, sagt: „Was hat denn
eshalb aus dem intensiven
Dutzendseele, Anna eine ... wie sage ich nur rasch? eine Soloseele.
so ein armes Geschöpf schließlich von dem ganzen großartigen Bewußt¬
ige nicht ähnlich gespielt
Aber darum Zweimännerei, mit einem Leibesgatten und einem
sein ihrer Tugend, wenn schon — nach jahrelangem Warten —
iht, daß diese Inkongruenz
Seelengemahl? Es ist ein absurder Einzelfall, problemartig aus¬
richtig der Strumpfwirker kommt?“ Er sagt es nämlich zu
gesonnen, aber allerbings mit viel wahren, nur zu wahren Zügen aus
at wenigstens etwas Neues
einer Strumpfwirkersgattin. Und er hat einmal eine Schwester
Wider getreulich wider, so
den Zweiseelenverhältniß, vulgo Ehe. Gespielt wurde das Stück
bei sich gehabt, jahrzehntelang, und gut auf ihre Tugend ge¬
ölle brät und im siebenten
außerordemlich. Frau Hohenfels gab die Anna mit einer
achtet, „als ihr Schützer, ihr Retter“ ist er sich vorgekommen.
bst, der ihm die allerbeste
Reinheit, daß der Gatte Unrecht haben mußte. Und mit einer
Und sie wurde immer älter, eine uralte Jungfer mit einer
Enenlose Brief zu:
plötzlich losbrechenden Leidenschaft, daß für ihn nur die Vernichtung
uralten Tugend im Leibe und einem stillen, immer stilleren Lächeln
blieb. Herr Hartmann war der Gatte, der auch schauspielerisch
mplimente.) ... Aber ganz
auf den Lippen, jenem gewissen Lächeln, das ein donnernder Staats¬
Philipp. Da kann man
ein schweres Leben hat; aber er ist solchen Schwierigkeiten gewachsen.
anwalt ist. Und dann starb sie und ... „ich hätt' mich am liebsten
ehler zu Gunsten auslegen
Das zweite Stück des Abends war Arthur Schnitzler's
vor ihr auf die Kniee niedergeworfen, um Verzeihung bitten, daß ich
Mitterwurzer's war einsach
sie so gut behütet hab' vor allen Gefahren und . . . vor allem Glück“.
dreiaktiges Schauspiel: „Liebelei“. Der junge Dichter, ein Sohn
t. Ein geflickter, Lumpen¬
Das ist die schlichte Tragödie Derer, die nicht die Mittel haben, sich
unseres zu früh verstorbenen Landsmannes Professor Johann Schnitzler,
Allgemeinen. Ich konnte
ist praktischer Arzt, aber nicht minder praktischer Novellist und Drama
Tugend zu gönnen. (Herr Sonnenthal spielt den Alten sehr
einem Berliner Possen¬
tiker. Seine Novelle „Sterben“, die nur ein Arzt schreiben konnte, hat
gut.) Christinens Tugend ist nur anderer Art; sie zahlt mit Selbst¬
Fuquisition, es sollte mir leid
viel Eindruck gemacht. Sein Schauspiel: „Das Märchen“ hat im
aufopferung. Aber sie ist schwer geprüft. Im letzten Akt, dem besten,
auf die Audienzszene, in
Deutschen Volkstheater durch Unumwundenheit in Ehesachen Aufsehen
der im Zuschauerraume manche Thräne fließen machte, vertheidigt sie
herrlich. Da ich Künstler
die Würde ihrer Liebe. Fritz ist für eine Andere gestorben, ist seit
erregt. Schnitzler ist hochmodern. Er kennt kein Pathos, eher noch die
zwei Tagen todt, ja begraben, und sie erfährt es erst jetzt. Mit der
französische Phrase, die als Paradoxon herbeigetänzelt kommt. Im
einfachsten, unwiderstehlichen Sophistik des Herzens widerlegt sie
atte seinen äußeren Erfolg
„Märchen“ führte sie ein ganzes Ballet von Epigrammen auf, in „Lie¬
Schlag auf Schlag die konventionellen Leute, die das vom Stand¬
Man gab zwei nagelnene
belei“ gibt sie sich mit einigen Entrechats zufrieden. Dabei ist Schnitzler
punkt „nur der nächsten Verwandten und Freunde“ selbstverständlich
er Seele“ von dem hoch¬
unlengbar Poet; die Hauptsachen in seinem Stücke kunn ein Nichtpoet
finden. Als ob nicht sie der nächste Verwandte und Freund ge¬
ppe Giacosa wühlte
nicht machen. Das Milien, das er schildert, ist eine untergeordnete
wesen wäre. (Fräulein Sandrock spielt das ergreifend.) Dann
den Kopf gestellte Psycho¬
Lebemännerei. Fritz und Theodor sind, laut Theaterzeitel, „junge
Leute“ und treiben es danach. Der Eine hört noch Vorlesungen,
kann nichts sie halten, fort ist sie. „Sie kommt nicht wieder, sie kommt
iger voll Wahrheit, denn
nicht wieder,“ jammert der Vater. Der Vorhang fällt.
otzdem ein regelrecht gefügter
der Andere hält vor dem Rigorosum. Es ist nicht die grande
ück mit einigen starken Wen¬
I galanterie, der sie sich ergeben haben; mit einem Fuß stehen sie noch