5. Liebelei
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beschrossen hal, die racendelnsch, das heißt, anti= fund wahrhästig, daß sie die Sache des Deutsch=1 geschwacht wird? Wir stimmen keine Klagelieder
semitisch sein soll. So sahen wir denn, nachdem thums fördern, wenn im Lager der Deutschen eine an; wir unterdrücken den Ruf: „Feuer im eigenen
Niederösterreich, nachdem Wien, aus Gründen, die Spaltung herrscht? Wer wird dann die einzelnen Haus!“ Die Geschicke gehen ihren Lauf. Die
Führer werden von den kommenden Ereignissen
nicht näher erörtert werden müssen, dem Libe= Punkte der Verständigung in Böhmen
kaum berührt werden, es werden — nur — die
ralismus, den fortschrittlich gesinnten Deutschen ab= diktiren? Die Czechen! Denn die geschwächten
großen, sachlichen Güter des Deutschthums und des
gefallen, noch ein Bollwerk des Deutschthums, Deutschen haben dann nicht die vollwerthige Stipu¬
das, der modernen Kultur Rechnung tragend, die ationskraft. Das Bollwerk wird geschwächt, ge= Fortschrittes geschädigt. Nur diese! Ein er¬
en un un ihen elsen aune dun sen galne
Zwei Novitäten im Burgtheater.
und ein kleines, improvisirtes Souper — bei dem auf demtrauten Junggesellenheim.
Der zweite Alt führt Fritz, der eben zur Liebes¬
Pianino Musik gemacht wird und scherzhafte Tischreden!
Die alte Liebes= und Lebensweisheit, daß man in
sentimentalität neigt, in das bescheidene Heim der Musikers¬
gesprochen werden, zuletzt ein improvisirter „Sechsschritt“.
einem illegalen Verhältniß mit den Frauen keine Briefe
tochter Christine, wo er sich darin gefällt, ein bischen
Fräulein Mizzi Schläger, die offenbar noch nicht recht
austauschen soll, ist schon zu seiner Zeit von Dumas in
siehe „Kabale und Liebe“ — zu
„Ferdinand“ —
weiß, ob sie Nähterin oder Cocotte werden soll, ist das
überzeugender Weise exemplifizirt worden, siehe „Demi¬
spielen und sein „Klärchen“, siehe „Egmont“, darauf vor¬
belebende Element dieser ungezwungenen Vreinigung, sie
monde“. Diese unerlaubten schriftlichen Seelenergüsse spielen
bereitet, daß er auf einige Tage verreisen müsse. Christine
gehört zu der Klasse weiblicher Existenzen, für die man in
auch in den beiden tragischen Komödien, die vorgestern im
ist sehr seelenvoll und kennt die Welt viel weniger, wie
Wien das süße Wort „Muzz. Buzzi“ gefunden hat, anderswo
Burgtheater zur ersten Aufführung gelaugten, eine wichtige
ihre leichtlebige Freundin Mizzi, die sich eben nur so
nennt man derartige von Haus aus auf Männerschwüre
Rolle.
durchsoupirt. Sie glaubt Fritz halten zu können und für
nicht vertrauende Damen „Verhältnisse“, „Soupeusen“
Also zunächst Arthur Schnitzler's dreiaktiges Schau¬
das Opfer ihrer Epte — mit seiner Hand belohnt zu
u. dgl. Sie ist die Geliebte des Herrn Theodor Kaiser,
spiel „Liebelei“. Der Vorgang kann in einem Athem
werden. Das ist ja der gewöhnliche Vorgang, die her¬
der als Raisonneur im Stück, die angenehme und gesunde
erzählt werden. Herr Fritz Lobheimer unterhält ein empfind¬
kömmliche weibliche Spekulation.
Lehre verbreitet, daß in puncto Liebe alle Sentiments
sames Verhältniß mit einer „verheirateten Frau“, die
Ihr Vater ist ein optimistischer Philosoph, der in
Unsinn sind, und daß die Frauen „weder Dämonen
bereits von Gewissensbissen geplagt wird und den Ehe¬
einem Vorstadttheater die Geige streicht und nebenbei den
noch Engel“ sind, sondern einfach eine Erholung für
bruch von der ernsthaften Seite anzusehen beginnt. Sein
Standpunkt vertritt, daß das Opfer der Tausende armen
die Männer. Bravo! Fräulein Mizzi, die als Neuling
Freund, Herr Theodor Kaiser, empfiehlt ihm gegen die
weiblichen Geschöpfe, die ohne Entschädigung im Diesseits
in diesen Kreis tritt, ist eine von den Sentimentalen, die
seelischen Beschwerden, die ein derartiges Verhältniß
ihre Tugend bewahren, bis schließlich, wenn's gut geht,
Herzenssachen ernst nehmen, und bei Fritz finden ihre
schließlich doch erzeugt, das Mittel einer Liebelei mit einem
ein Strumpfwirker davon legitim Besitz ergreift, daß
Sentimentalitäten fruchtbaren Boden. Sie will nicht nur
noch nicht gebundenen weiblichen Wesen, dem man ohne
dieses Opfer eine problematische Heldenthat
die temporäre Geliebte des eleganten Junggesellen sein,
Skrupel eines Tages einfach den Abschied geben kann,
ist, er sieht den Dingen ruhig zu und läßt es gehen,
sondern seine Vertraute, sie will „etwas aus seinem Leben
und führt ihm ein Kind aus dem Volke, Fräulein
wie's Gott gefällt. Er hat in seinem Leben schon einmal,
erfahren“, an seinen Leiden und Freuden Antheil nehmen
Christine zu. Fritz findet an dem schönen Kind Gefallen,
und ohne Genugthnung darüber zu empfinden, ein Weib
und die Erlaubniß haben, neugierig sein zu dürfen. Das
im besseren Sinne sogar, und steht im Begriff, sich in sie
„vor allen Gefahren, aber auch vor allem Glück“ bewahrt,
amusante, vom Autor mit realistischen Details ausgemalte
nach allen Regeln des Romans zu verlieben. Dabei wird
und — raisonnirt er — das Leben ist trotz alledem schön
Picknick wird unangenehm unterbrochen durch die späte
er durch die Duellforderung des Ehemannes überrascht,
und es gibt unter allen Umständen noch hundert Dinge,
Ankunft eines Herrn, der sozusagen mitten in der Nacht
der bei seiner Frau Briefe von Fritzens Hand fand und
an denen man sich erfreuen kann, auch wenn die Ehre
ankommt, um den bewußten Schleier und die Ehre seiner
den Schleier vermißt, den die Ungetreue bei Fritz zurück¬
verloren ist.
Gattin zu reklamiren. Der Theaterzettel nennt den be¬
gelassen. Unter uns gesagt, so leichtsinnig, ihren Schleier
Christine gesteht endlich diesem philosophischen Vater
trogenen Gatten einfach „Ein Herr“, und das ist vom
zu vergessen, ist keine Frau. Fritz fällt im Duell, und
ihren Fall, den er seiner Auffassung entsprechend, mit
Autor sehr zartsinnig. Zur Nachahmung empfohlen! Was
Christine, die gemüthvolle, kleine Geliebte, begeht in der
äußerster Milde beurtheilt, er dachte auch wohl kaum
braucht denn alle Welt zu wissen, wie der hintergangene
Verzweiflung wahrscheinlich einen Selbstmord.
Das ist der Inhalt des Schauspiels „Liebelei“. Ehemann heißt. Die kurze Szene schließt mit einer For= daran, daß jener Herr sein Kind heiraten werde, und er
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beschrossen hal, die racendelnsch, das heißt, anti= fund wahrhästig, daß sie die Sache des Deutsch=1 geschwacht wird? Wir stimmen keine Klagelieder
semitisch sein soll. So sahen wir denn, nachdem thums fördern, wenn im Lager der Deutschen eine an; wir unterdrücken den Ruf: „Feuer im eigenen
Niederösterreich, nachdem Wien, aus Gründen, die Spaltung herrscht? Wer wird dann die einzelnen Haus!“ Die Geschicke gehen ihren Lauf. Die
Führer werden von den kommenden Ereignissen
nicht näher erörtert werden müssen, dem Libe= Punkte der Verständigung in Böhmen
kaum berührt werden, es werden — nur — die
ralismus, den fortschrittlich gesinnten Deutschen ab= diktiren? Die Czechen! Denn die geschwächten
großen, sachlichen Güter des Deutschthums und des
gefallen, noch ein Bollwerk des Deutschthums, Deutschen haben dann nicht die vollwerthige Stipu¬
das, der modernen Kultur Rechnung tragend, die ationskraft. Das Bollwerk wird geschwächt, ge= Fortschrittes geschädigt. Nur diese! Ein er¬
en un un ihen elsen aune dun sen galne
Zwei Novitäten im Burgtheater.
und ein kleines, improvisirtes Souper — bei dem auf demtrauten Junggesellenheim.
Der zweite Alt führt Fritz, der eben zur Liebes¬
Pianino Musik gemacht wird und scherzhafte Tischreden!
Die alte Liebes= und Lebensweisheit, daß man in
sentimentalität neigt, in das bescheidene Heim der Musikers¬
gesprochen werden, zuletzt ein improvisirter „Sechsschritt“.
einem illegalen Verhältniß mit den Frauen keine Briefe
tochter Christine, wo er sich darin gefällt, ein bischen
Fräulein Mizzi Schläger, die offenbar noch nicht recht
austauschen soll, ist schon zu seiner Zeit von Dumas in
siehe „Kabale und Liebe“ — zu
„Ferdinand“ —
weiß, ob sie Nähterin oder Cocotte werden soll, ist das
überzeugender Weise exemplifizirt worden, siehe „Demi¬
spielen und sein „Klärchen“, siehe „Egmont“, darauf vor¬
belebende Element dieser ungezwungenen Vreinigung, sie
monde“. Diese unerlaubten schriftlichen Seelenergüsse spielen
bereitet, daß er auf einige Tage verreisen müsse. Christine
gehört zu der Klasse weiblicher Existenzen, für die man in
auch in den beiden tragischen Komödien, die vorgestern im
ist sehr seelenvoll und kennt die Welt viel weniger, wie
Wien das süße Wort „Muzz. Buzzi“ gefunden hat, anderswo
Burgtheater zur ersten Aufführung gelaugten, eine wichtige
ihre leichtlebige Freundin Mizzi, die sich eben nur so
nennt man derartige von Haus aus auf Männerschwüre
Rolle.
durchsoupirt. Sie glaubt Fritz halten zu können und für
nicht vertrauende Damen „Verhältnisse“, „Soupeusen“
Also zunächst Arthur Schnitzler's dreiaktiges Schau¬
das Opfer ihrer Epte — mit seiner Hand belohnt zu
u. dgl. Sie ist die Geliebte des Herrn Theodor Kaiser,
spiel „Liebelei“. Der Vorgang kann in einem Athem
werden. Das ist ja der gewöhnliche Vorgang, die her¬
der als Raisonneur im Stück, die angenehme und gesunde
erzählt werden. Herr Fritz Lobheimer unterhält ein empfind¬
kömmliche weibliche Spekulation.
Lehre verbreitet, daß in puncto Liebe alle Sentiments
sames Verhältniß mit einer „verheirateten Frau“, die
Ihr Vater ist ein optimistischer Philosoph, der in
Unsinn sind, und daß die Frauen „weder Dämonen
bereits von Gewissensbissen geplagt wird und den Ehe¬
einem Vorstadttheater die Geige streicht und nebenbei den
noch Engel“ sind, sondern einfach eine Erholung für
bruch von der ernsthaften Seite anzusehen beginnt. Sein
Standpunkt vertritt, daß das Opfer der Tausende armen
die Männer. Bravo! Fräulein Mizzi, die als Neuling
Freund, Herr Theodor Kaiser, empfiehlt ihm gegen die
weiblichen Geschöpfe, die ohne Entschädigung im Diesseits
in diesen Kreis tritt, ist eine von den Sentimentalen, die
seelischen Beschwerden, die ein derartiges Verhältniß
ihre Tugend bewahren, bis schließlich, wenn's gut geht,
Herzenssachen ernst nehmen, und bei Fritz finden ihre
schließlich doch erzeugt, das Mittel einer Liebelei mit einem
ein Strumpfwirker davon legitim Besitz ergreift, daß
Sentimentalitäten fruchtbaren Boden. Sie will nicht nur
noch nicht gebundenen weiblichen Wesen, dem man ohne
dieses Opfer eine problematische Heldenthat
die temporäre Geliebte des eleganten Junggesellen sein,
Skrupel eines Tages einfach den Abschied geben kann,
ist, er sieht den Dingen ruhig zu und läßt es gehen,
sondern seine Vertraute, sie will „etwas aus seinem Leben
und führt ihm ein Kind aus dem Volke, Fräulein
wie's Gott gefällt. Er hat in seinem Leben schon einmal,
erfahren“, an seinen Leiden und Freuden Antheil nehmen
Christine zu. Fritz findet an dem schönen Kind Gefallen,
und ohne Genugthnung darüber zu empfinden, ein Weib
und die Erlaubniß haben, neugierig sein zu dürfen. Das
im besseren Sinne sogar, und steht im Begriff, sich in sie
„vor allen Gefahren, aber auch vor allem Glück“ bewahrt,
amusante, vom Autor mit realistischen Details ausgemalte
nach allen Regeln des Romans zu verlieben. Dabei wird
und — raisonnirt er — das Leben ist trotz alledem schön
Picknick wird unangenehm unterbrochen durch die späte
er durch die Duellforderung des Ehemannes überrascht,
und es gibt unter allen Umständen noch hundert Dinge,
Ankunft eines Herrn, der sozusagen mitten in der Nacht
der bei seiner Frau Briefe von Fritzens Hand fand und
an denen man sich erfreuen kann, auch wenn die Ehre
ankommt, um den bewußten Schleier und die Ehre seiner
den Schleier vermißt, den die Ungetreue bei Fritz zurück¬
verloren ist.
Gattin zu reklamiren. Der Theaterzettel nennt den be¬
gelassen. Unter uns gesagt, so leichtsinnig, ihren Schleier
Christine gesteht endlich diesem philosophischen Vater
trogenen Gatten einfach „Ein Herr“, und das ist vom
zu vergessen, ist keine Frau. Fritz fällt im Duell, und
ihren Fall, den er seiner Auffassung entsprechend, mit
Autor sehr zartsinnig. Zur Nachahmung empfohlen! Was
Christine, die gemüthvolle, kleine Geliebte, begeht in der
äußerster Milde beurtheilt, er dachte auch wohl kaum
braucht denn alle Welt zu wissen, wie der hintergangene
Verzweiflung wahrscheinlich einen Selbstmord.
Das ist der Inhalt des Schauspiels „Liebelei“. Ehemann heißt. Die kurze Szene schließt mit einer For= daran, daß jener Herr sein Kind heiraten werde, und er
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