II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 34

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zelingen. Diesel Reisebericht des Markidirektors vori Erkrantungen in Spital= oder in hauslicher Pflege und flinie wurden überreicht: Im 1. Bezirr; Bäckerstraße 1,
gleichsam die detaillirte Ergänzung zu dem Bilde, welches3473 in ambulatorischer Behandlung, insgesammt mit von Dr. Alois Edlen v. Marquet, Makortgasse 3.
kurz vorher der Statthalter Graf Kielmausegg in239,987 Krankheitstagen. Dem Baugewerbe zunächst stehen] Im III Bezirk: Erdbergstraße 7, von O. Luckeneder
die Diener, Hausknechte 2c. mit 10,317 Mit= I. Miserowsky, Baumeister. Im VIII. Bezirk: Lerchen¬
einem Erlasse an die Gemeinde Wien von den Appro¬
n
felderstraße 26, von Adolf und Barbara Huck. "
gliedern, 4393 Erkrankungen in Spitals= oder häuslicher
Don Ama
XIII. Bezirk: Hietzing, Weidlichgasse
visionirungsverhältnissen der Reichshauptstadt entworfen
Weidlich; Hülteldorf, Wolfersberggasse 3, pc N. von
Pflege, 2784 in ambulatorischer Behandlung, insgesammt
hatte, wie sie sein sollten.

Se!
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einem höheren und literarischen Gesichtspunkt betrachtet —
unter dem Titel „Jung=Wien“ konstituirt hat und die
ist von der Thatsache überzeugt, denn Fritz ist, wie er
ist am Ende doch nicht so leicht zu erreichen. Und mag
vornehmlich den Kultus der in Berlin begründeten,
weiß, im Duell gefallen. Theodor Kaiser, der Freund
Einer hundertmal ein Poet sein. — Wir wissen's!
durch Hauptmann, Erich Hartleben, Max Halbe u. s. w.
Fritzens, überbringt die Hiobspost.
In ein anderes Milieu, unter Menschen mit höher
Christine will zu seiner Leiche eilen, aber Fritz ist vertretenen dichterischen Glückseligkeitslehre, nebst der Ver¬
organisirten und komplizirten Gemstthern, in den Bereich
ehrung einiger Lokalgötter verwandter Richtung zum
schon bestattet. Man hat sie vom Leichenbegängnisse aus¬
der zartesten Seelenregungen, führt uns Giacosa durch
Zwecke hat. Einige von ihnen behandeln mit Vorliebe die
geschlosse=, „Wer bin ich denn dann?“ schreit sie auf.
den Einakter mit dem gekünstelten Titel „Das Recht
Die Antwort ist einfach: „Ein Opfer des Groß= auf der Straße, im Wirthshaus u. dgl. angesponnenen
der Seelc“. — Anna und Paul leben in glücklicher Ehe:
stadtlebens, unserer gesellschaftlichen Einrichtungen. Fritz] Liebesverhältnisse mit Näherinnen, Kellnerinnen u. dgl. und
das heißt, wenn man genauer hinsieht, klappt es hat
meinen ganz was Neues erfunden zu haben, als ob nicht
Lobheimer hätte Sie, liebes Christinchen, auch wenn er
auch nicht. Paul schein. sich mit seiner schwerblütigen,
schon Paul de Kock die Grisettenliebe sehr anmuthig und
nicht gefallen wäre, doch eines Tages sitzen lassen und
skeptischen Art bei seiner Frau einigermaßen mißliedig ge¬
sogar realistisch geschildert hätte. Schnitzler's hoffnungs¬
eine junge Dame „aus der Gesellschaft“ zum Altar ge¬
macht zu haben, und diese kämpft insgeheim mit einer
führt, wie es Tausende vor ihm thaten.“
volle Mizzi mit ihrer heiteren, leichten Lebensauffassung,
starken Leidenschaft für Ludwig, einen Freund des Hauses.
eine Blutsverwandte der Gudermann'schen Alma, siehe
Die Verlassene reißt sich los und stürzt in Ver¬
Paul ahnt nichts. „Du hast neben mir geschlafen — ruft
„Ehre“, ist gut, sehr gut nach dem Leben gezeichnet, von
zweiflung ab; der Vater sinkt am Fenster nieder, ver¬
seine Gattin — und hast nicht bemerkt, wie ich in die
muthlich um bald durch das Geräusch aufgeschreckt zuder besten Dialektsprechtrin dieses Theaters, Fräulein
Kissen biß vor schmerzlicher Sehnsucht" u. s. w. Angenehm
Kallina, prächtig dargestellt worden. Aber die gefühlvolle
werden, das der dumpfe Fall verursacht, wenn sich ein
für einen Ehemann! Das soll er auch noch merken! —
„Fräul'n Christin“ ist trob der gelungenen Darstellung
Mensch aus einem Fenster auf die Straße hinabstürzt. Es
ist schon konstatirt norden, daß das Schauspiel, bei allen durch Fräulein A. Sandrosk, um ehrlich zu sein, gar bald] Jener geliebte Mann wird trotzdem von ihr nicht erhört,
Vorzügen, die, wie mir scheint, Schnitzler weniger auf langweilig geworden. Beschwert dieser Ton der beschränkten denn Frau Anna opfert dieses Glück ihrer Pflichi. Er
dringt brieflich in sie; sie schreibt ihm: „Ich beschwöre
das dramatische, als auf das novellistische Romantik und Schneidermamsellen=Sentimentalität schon
Dich, quäle mich nicht weiter. Ich liebe meinen Mann,
den Liebhaber, der ihn in Kauf nehmen muß, um wie viel
Fach verweisen, einen nicht ungetheilten Erfolg hatte.
dies ist meine Antwort.“ — Darauf erschießt sich Ludwig.
mehr den unbetheiligten Zuschauer!
Zunächst erweckt der Held kein tieferes Interesse; für die
Die Behörde übersendet das bei der Leiche vorgefundene
Ein Theaterstück im richtigen Sinne ist „Liebelei“
Konsequenzen eines Verhältnisses, das in einem chambre
Portefeuille dem Freund Paul und nun kommen
kaum. Was geschieht? Die Hauptsache bleiben die
separée beginnt und bei einem heimlichen Picknik in einer
wieder die Briefe, die unglückseligen Liebesbriefe aufs
Stimmungen, die Schilderungen, das, was sich in einem
Garconwohnung seinen Fortgang nimmt, kann kaum eine
Tapet. In dem Portefeuille steckt noch jener letzte
Buch viel breiter und dankbarer ausführen ließe. Die
tiefere Theilnahme hervorgerufen werden, auch wenn sich der
Brief Anna's. Das ist, gelinde gesagt, eine Schlamperei.
Betreffende gelegenilich so idealistisch geberdet, wie Herr Sprache ist gut, wenn auch nicht gerade sprühend, der
Wenn man aus der Welt zu gehen beabrichtigt, so räumt
lokale Ton wohlgetroffen, das goldene Wiener Frauenherz
Fritz Lobheimer. Ein Fräulein Mizzi und ein Herr Theodor
man vorher auf und komplizirt die jedenfalls übereilte
Kaiser sind keine Persönlichkeiten, mit denen man sich be= einer gewissen Schichte pulsirt wie im warmen, wirklichen
That eines „Selbstmordes aus Liebe“ nicht mit der Blo߬
schäftigt. Es gibt eben gewisse Dinge, deren Bedeutung Leben. Die Detailmalerei bekundet den schauenden,
künstlerisch veranlagten Betrachter, aber eben dies ist stellung der Geliebten. So vie Zeit, um seine nicht
und Wichtigkeit sich ganz nach dem Horizont des
für alle Welt bestimmten Briefe zu vernichten, gewährt
für die Bühne beinahe ohne Werth. Das Theater hat
Alters und der Lebenserfahrung richtet. Auch der
Verfasser der „Liebelei“ wird darüber einmal anders seine ehernen Gesetze, und der Theaterlorbeer — so billig selbst die unglücklichste Liebe. Paul möchte von Anna
denken. Er gehört einer Literatursekte an, die sich er erscheint, wenn man die Erfolge der „Mache“ aus gern die geheimsten Beweggründe zu ihrem ablehnenden