II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 46

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5. Liebelei
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mit den in Wien zur Herrschaft gelangten Anschanungen einstigen demettunschen,
n Volkes aufrecht
wird in dauernden Widerspruch setzen können, ohne Partei ein Reinigungs= und Läuterungsprozeß bevor erhalten werden möchte,“ als auf die Deutschnationalen
Schaden an seiner öffentlichen Bedeutung zu erleiden. zustehen, je schneller, je gründlicher, desto besser. Die gerichtet hinzustellen, ist einfach frivol. Daß Dr. Titta
Und er wird nicht der letzte Verein, nicht die letzte geplante Reorganisirung der Partei wird hiezu die der Partei nicht angehört, die die „Bohemia“ vertritt, weif
diese wohl auch! Im Uebrigen kennzeichnen die der „Ab
Stätte deutscher Gesittungspflege sein, die den natio= beste Gelegenheit bieten. Die Reorganisirung wird an wehr“ entnommenen Schlußworte des Artikels diese
nalen Läuterungsprozeß wird durchmachen müssen, Haupt und Gliedern stattfinden müssen, vor Allem ehrenwerthe Blatt hinlänglich! Es schreibt: „Dil
S


Manne fernzuhalten. Das könnte der Wirklichkeit un
Geheimniß, das sie so muhevoll verborgen hat, offen am wenigstens zu argwöhnen, und wenn sie vor Schmerz über
Wahrheit entsprechen und böte zugleich eine befriedigend
ihre unglückliche Liebe zum Dritten in den Polster ge¬
Tage liegt. Nun das Recht ihrer Seele durch seine Fragen
Sühne. Was aber Giacosa seine Heldin v.ülbringen läßt
bissen hat, habe er — o größter aller Greuel! — ge¬
einmal verletzt ist, geschehe, was da wolle. Aug' um
ist nichts Anderes als blind knallender Theatereffekt, de
schlafen. Ja wohl, geschlafen. So ein Murmelthier!
Aug', Recht um Recht! — „Ja! Ich liebte Ludwig,“
um seiner selbst willen die Unwahrheit in Bahrheit „um
Uebrigens unter uns gefragt: Ja, was hätte denn der
donnert sie dem verblüfften Manne entgegen, „und ich
werthet“.
gute Mann, der seine Frau aufrichtig liebte und von ihr durch
liebe ihn noch, und ich habe Keinen außer ihm geliebt,
fünf Jahre hindurch in dem Glauben gelassen wurde,
Frau Hohenfels spielte die „unverstandene“ Frai
und ich empfinde nun die Reue meiner Tugend! ...“
mit dem ganzen Zauber ihrer Individualität und bracht
Bis hieher konnte man dem Schauspiele Giacosa's daß seine Liebe erwidert werde, ja, was hätte er denn
eigentlich thun sollen? — Argwöhnen, eifersüchtig sein
das Kunststück zu Wege, Unmögliches mit dem Scheine de
ohne prinzipiellen Widerspruch folgen. Das Verfahren,
Möglichkeit zu umgürten. Sie verwandelte weibliche Frech
und zu nachtschlafender Zeit wachen und seine Frau mit
wie der Dichter in dem. Gatten den Verdacht aufkeimen
Verdächtigungen und Anschuldigungen quälen! — Nicht heit in weibliche Hoheit, Seelengemeinhett in Seelen
und nach und nach festere Formen annehmen läßt und
wahr? — Zugegeben, er würde das gethan und so denadel. Ihr gegenüber mußte der Gatte, ien man vo
wie die Frau zum Geständniß gebracht wird, ist sogar
platonischen Ehebruch seiner Frau noch vor dem Tode Herrn Hartmann darstellen, ließ, im Unrecht bleiber
äußerst spannend und fesselnd gemacht und weist eine
Fülle feiner psychologischer Züge auf. Was aber nun Ludwig's entdeckt haben. Bleibt immer nach die Frage: Halbwegs ausgleichen hätte das eheliche Vexir= und G
duldspiel vielleicht Herr Mitterwurzer könner
Hätte das in Wirklichkeit die Sache um ein Jota besser
folgt, schlägt dem Faß den Boden aus. Daß die Frau
Seine Kunst sparte man aber für eine Rolle von kauf
gemacht und das Unglück seiner Frau hintangehalten
über ihre Tugend Reue empfindet, mag unter den ge¬
oder vermindert? O Dichterlogik, Weiberlogik! Wo also
zehn Worten auf, um eine entscheidende Szene
schilderten Vechältnissen — Ludwig ist viel schöner,
liegt die Schulb? Wir dächten, auf Seite der Frau. Sie
„Liebelei“ vor lächerlicher Wirkung zu bewahren. S
männlicher und geistvoller als ihr Mann — nur allzu
mußte sich denn der platonisch gehörnte Ehemann Giocosa
gesteht ja selbst, daß sie nie jemand Anderen als den
wahr sein; daß sie es ihrem Manne so unverblümt in's
die Seiltänzermanieren des Herrn Hartmann gesale
Todten geliebt hat. Dann, zum Kukuk, was hat sie denn
Gesicht sagt, ist allerdings schon weniger wahrscheinlich.
Daß sie ihm aber, wenn auch von seiner Art Zwölfe auf bewogen, just jenen ungeliebten Mann zu heiraten?
lassen.
War's nicht aus Liebe, so geschah's der „goldenen Berge“
Und nun zu dem zweiten „Veristen", zu Arthi
ein Dutzend gehen, obendrein noch eine Moralpauke hält
[Schnitzler. Seine „wienerische“ Komödic „Liebele
wegen. Eine andere Möglichkeit liegt nicht vor. Dann
und statt für diese Frechheit aus dem Hause geworfen
aber ist sie — wenigstens nach den ewigen Gesetzen un¬
folgt den Spuren seines vor zwei Jahren im Deutsche
zu werden, als moralische Heldin und Siegerin hervor¬
umstößlicher Sittlichkeit — eine Dirne, welche die Rechte
Volkstheater durchgefallenen „Märchens“, das heißt, de
geht, das erzähle der „Verist“ Giacosa — wie der Wiener
ihrer Seele mit den Rechten ihres Körpers verkauft hat.
Spuren der Pariser Grisetten=Schilderer, insonderhe
sagt — der Frau Blaschke. Man höre nur einmal. Nach
jenen Murger's. Nicht Liebe, sondern Liebelei soll uns
Statt aufzubegehren, stünde es ihr viel besser an,
der heldenhaft aufgedonnerten Vertheidigungsrede, die
ihren Licht= und Schattenseiten vorgeführt werden, je
der Dichter seiner „unverstandenen“ Frau in den Mund schweigend ihr Schiasal zu ertragen und zuzusehen, wie
sorglose Wiener Liehelei, für welche die männliche We
legt, träfe einzig und allein den armen Mann die es möglich wäre, das Unglück, das sie durch eigene
Schuld: er sei blind gewesen, er habe nie verstanden, Schuld sich selber aufgehalst hat, von ihrem schuldlosen ihren weiblichen Opfern gegenüber sich die bequeme Rech