II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 45

Liebelei
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5. LieSELET
5 1. Anderen vor
er ist seit der ##
erung auf Schritt #e nopmsoneshemmenden Was sonst das Grab oder wenigstens ein gewaltige¬
und verweht — auf immer.
Schranken in Form von Gesetzen vegegnet, die selbst Hinderniß jeder Bewegung ist, das gereichte der ge
Man glaubt beinahe das berühmte Pianissimo des erst reformirt werden müssen, ehe das politische sellschaftlichen Reinigung des Deutschthums vor
größten Wiener Gesangvereines zu hören, so zart Ziel: Einschränkung des jüdischen Einflusses auf jüdischen Bestandtheilen zum Vortheile: unter den
gedämpft, so traumhaft süß verklingt die Melodei, allen Gebieten des öffentlichen Lebens, in erreichbare Schutze des Todtgeschwiegenseins vollzog sich die Iso
mit welcher der Verein beschwichtigendes Oel auf die Nähe treten kann. Derlei Gesetze hat die latente, in lirung des Judenthums im Vereinsleben so siche
„Rechte der Seele“, so betitelt sich Giacosa's ein¬
Wie aber steht es bei dem „Veristen“ Giacosa mit de
Burgtheater.
Wahrheit? — Laßt uns einmal prüfen!
aktiges Schauspiel, das Otto Eisenschitz mit der Pünkt¬
„Rechte der Seele“, Schauspiel in einem Akt von
lichkeit eines ehrlich begeisterten Zwischenhändlers dem
Die Frau eines philosophirenden, im praktischen Leben
Burgtheater übermittelt hatte. Rechte der Seele! Für¬
Giuseppe Giacosa. Deutsch von Otto Eisenschitz.
aber recht kurzsichtigen Mannes hat die Liebe seine
„Liebelei“, Schauspiel in drei Akten von Arthur
wahr kein übler Titel für eine psychologische Schnurre,
Freundes und Vetters Ludwig im Bewußtsein ihrer Pflich
Schnitzler.
die an der Hand eines platonischen Ehebruches die
zurückgewiesen. Darüber erschießt sich der „überspannte
Giacosa, der Moderne von Turin, und Schnitzler, Rechte der Frau, das Innerste ihres Herzens für sich zu
Freund des „dreieckigen Verhältnisses“. In seinem Nach
der Allermodernste von Wien, an einem Abend im Burg= behalten, d. h. ihre Sünde vor dem Manne zu ver¬
lasse findet nun der ahnungslose Gatte Briefe, die sein
theater! Das war kein geringes Ereigniß. Alles, was im
heimlichen, beweisen will. Rechte der Seele. Wie viel¬
Frau an den Freund gerichtet hatte, unter anderen aus
verheißend, wie stolz der Titel klingt! Er gewährt der
„Griensteidl“ und „Fensteegucker“ die Literatur in der
einen, der ihrer Tugend das glänzendste Zeugniß aus
Phantasie aller Problemschnüffler einen geradezu uner¬
Theorie reformirt, um in der Praxis die Makulatur zu
stellt. „Ich liebe meinen Mann, das ist meine Antwort.
meßlichen Spielraum und verleitet das Publikum, auch
vermehren, hatte sich Mittwoch auf dem Franzensring
Ohne Zweifel, die Frau war tugendhaft, ein Lämmlei
dort Tieferes und Tiefstel zu suchen, wo gar nichts
Stelldichein gegeben, um kleine Zeugen zu sein von dem
weiß wi. Schnee. Nur über eine Stelle kommt der Gatt
Tieferes und Tiefstes zu suchen ist. Der wohlberechnete
großen literarischen Ereignisse, das schon seit Wochen und
nicht hinaus. „Ich beschwöre dich, mich nicht zu quälen.
Titel allein schon läßt erkennen, daß man es hier mit
Monden seine Schatten in die gefälligen Spalten der
Er grübelt sich in eine nervöse Unruhe hinein, ob sie de
einem findigen Theatermann zu thun hat, der mit den
Wiener Presse vorauswarf. Es herrschte eine „sichtlich ge¬
Freund nicht doch geliebt haben könnte. Vergebens ver
Schwächen des Publikums und der Kritik vertraut ist.
hobene“ Stimmung, ein von Erwartung und Spannung
sucht ihn sein Bruder zu beschwichtigen. Immer wiede
Wo man sucht, da wird viel übersehen. Das weiß
gedämpftes Gezischel und Geflüster, als gälte es, neue
kehrt aber der Verdacht zurück, bis endlich die Bitte de
Giacosa so gut wie irgend ein Theaterpraktikus mit
Propheten ehrfurchtsvoll zu begrüßen und ihnen feierlich
Frau um Aufschub einer Reise, bis ihr Schwager mit
höheren Ambitionen. Verleitet man also den Zuschauer
zu danken, daß sie vom Himmel herniedergestiegen, um
reisen könne, die Bombe platzen macht. In den ver
von Vorneherein zum Suchen verborgener Lehren und
zu richten Alles, was alt und morsch, und zu künden
gangenen Jahren hatte das Ehepaar den „Namenstag
eine neue Kunst. Da hatten aber wieder einmal Berge Weisheiten, dann hat man das Spiel schon zur Hälfte
der Frau stets allein verbracht. Die Umstände fügten es imme
gekreißt, und ein, d. h. zwei Mäuslein wurden geboren,gewonnen. Halbdunkle Problematik, paradoxe Thesen, im
so schön. Auch diesesmal, die Frau aber will es anders
Sie benagten zwar mit possirlichem Eifer die alt= Brustton der Ueberzeugung vorgebracht, und einige ge¬
Ihr Schwager soll mit. Der Unheil witternde Gatt
schickte Theaterkniffe thun das Uebrige. Was aber ist es
ehrwürdigen Normalbegriffe von Ehe, Liebe und Liebelei,
kalkulirt: Warum will sie mit ihm nicht allein sein? Wei
mit der Wahrheit? — Die steht nur im Schlagwörter¬
es ihr — so raunt es ihm sein Verdacht in's Ohr — is
aber eine neue Moral brachten sie uns nicht, man müßte
denn den mißglückten Versuch einer völligen „Umwerthung“ buch der „Modernen“. Das Publikum=kümmert sich nicht
Gesellschaft eines Dritten leichter wird, ihn über die Ge
müthskrisen, die der Selbstmord Ludwig's in ihrem Herze
der üblichen Moralbegriffe für einen brauchbaren Ersatz viel darum. Es verlangt nicht mehr als den Schein, und
hinnehmen; auch brachten sie uns weder eine neue Kunst, auch der „Verist“ thut seine Schuldigkeit, wenn er den heraufbeschworen hat, hinwegzutäuschen. Er dringt i
Schein nicht zerstört.
noch neue Wahrheiten.
seine Frau, er quält und foltert sie mit Fragen, bis da
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