II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 52

Liebelei
5. Lesse1 box 10/1
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streuen und Baumwolle in die Ohren stecken und
Stütze, welche die Deutschliberalen noch vor zwei
Barons Chlumecky. I
sah und hörte nichts von dem großen Umwand¬
Jahren in der Arbeiterbevölkerung infolge einer
dem Augenblicke, in
lungsprocesse, der im Lager der Deutschen so
Uebereinstimmung wenigstens auf dem Gebiete
liberale Partei, zwar i
rapide Fortschritte gemacht, sie selbst entwurzelt
der Freisinnigkeit finden konnten, brachen sie
beschämung, aber doch
und das Erdreich für eine Bewegung präparirt
mit der leichtfertigen Ablehnung der Taaffe'schen flackern ihrer einstigen
steigert. Das Problem, das sich Giäcosa gestellt
Darstellerin der Anna
hat, deutet auf Ibsen'sche Anregüngen. Eine
dankt sie ebenso sehr H
Feuilleton.
Frau liebt einen Freund ihres Gatten; seine
selbst. Herr Hartma
Leidenschaft hat sie aus Pflicht zurückgewiesen. Der
durch sein ergreifendes
Burgtheater.
Freund hat sich aus Verzweiflung erschossen. Anna,
zu fühlen, den der Dich
Das Schauspiel Giuseppe Giacosa's, welches
eine ehrliche und energische Natur, macht den ver¬
und so erst entstand die
den ersten diesjährigen Premièren=Abend des
zweifelten Versuch, ihren Schmerz und ihre Liebe
Wirkung: daß Recht
Burgtheaters eröffnete, ist das Werk eines geist¬
schweigend in sich durchzukämpfen; vielleicht würde
Herrn Hartmann's Ver
vollen und bühnenkundigen Kopfes. Der Ver¬
Stückes „Rechte der S
sie, wenn kein Eingriff den Proceß ihres Innern
fasser dürfte zuerst den Fall ausgedacht und ihn
Gute kommt.
stört, eines Tages wieder das Weib ihres Gatten
erst nachher „in Umstände gekleidet“ haben, wie
sein können. Unglücklicher Weise erfährt aber dieser
Nach Giacosa's D
die englischen Logiker sagen. Das Stück macht
Alles aus den Briefen Anna's, die er im Nachlasse
ler's Schauspiel „Liebe
mehr den Eindruck eines Experimentes, welches
des Freundes vorfindet. Seine Frau ist ihm treu
cum fühlte sich vielfach
ein psychologischer Vivisector unter scharfsinnig
geblieben, doch vielleicht nicht aus Lieb, sondern
weilen interessirt, belust
combirirten Bedingungen vornimmt, als den eines
licher Eindruck blieb au
nur aus Pflicht. Von diesem Verdacht bis zür
Naturvorganges, den der Dichter nicht macht,
Besinnungslosigkeit gemartert, fordert er von ihr,
nicht recht, wie es sich
sondern nur belauscht. Der Wirkung thut dies
die ihr Geheimniß flehend vor ihm bergen möchte,
plaudirte und zischte.
keinen Eintrag. Im Gegentheil. Die starke Theil¬
wie eine werdende Leibesfrucht, Rechenschaft über
welche sich ein eigenthi#
nahme, die uns die seelischen Krämpfe und
die Vorgänge in ihrer innersten Seele. Damit
Auch für den Kritiker i
Zuckungen der beiden lebenden und fühlenden
greift er gewaltthätig in ihr Selbst, in das Recht
den Eindruck, denn #ie
Versuchsobjecte abnöthigen, verbindet sich mit der
ihrer Persönlichkeit. Da erfolgt die Explosion.
auszulegen und zu b##
schlagenden Beweiskraft des Experiments zu einer
Alles Niedergehaltene, Zusammengepreßte in Anna,
wunderliche Naturersch
beinahe tragischen Erschütterung. Wohl bleiben
ihr Schmerz, ihre Liebe fü. den Todten, ihr Haß
Mimicry. Sie beruht n
manche Bedenken übrig. Wie bei einer geo¬
gegen den ungeliebten Marn, der sie besitzt, die
eines berühmten Zoolog
metrischen Aufgabe, ist die Situation eine gegebene,
Reue ihrer Tugend“, Alles bricht, wie Gottes
Thierformen anderen se
keine gewordene, die Personen scheinen daher kein
Feuer aus einem entweihten Heiligthum, wider
Form und Färbung
rechtes Vorleben zu haben. Doch darüber hilft
den Gatten los. Erbarmungslos zerschneidet sie,
sehen, als wenn sie dies
die außerordentliche Bühnenkunst Giacosa's hinweg,
die bisher ganz mitleidige, selbstverleugnende Dul¬
existirt ein Schmetterlin
der das Interesse sogleich lebhaft erregt und derin war, das Band, das sie noch mit ihrem
gleicht. Auch auf dem
innerhalb weniger Scenen bis zum höchsten Grade Manne verknüpft. Die tiefe Wirkung, welche die Aehnliches vor. Arthur
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#o. T.
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