II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 104

Liebel
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5. LIeLSIei
soll die Regierung dem niederösterreichischen eine
sormitel Einer, der seine ruhigen
Gesetzesvorlage machen, welche ihr durch eine Ab¬
Rutdes
Gen
Sinne beisammen hat, einen solchen Satz? Wenn
änderung des Wiener Gemeindestatuts die Mög¬
s geschah. Man braucht
Jemand von tiefer Religiosität erfüllt ist, wird er in
artung zu knüpfen, daß
die Situation herbeiführt, und die Krise, durch
im verwahrlosten Hause. Die verwilderten Buben
welche sie aufgelöst wird. Nur diese letztere ereignet
werden sauber und brav, die Felder gedeihen und
sich vor unseren Augen und bildet die Handlung des
die Kühe im Stall, ein Segen liegt auf Allem,
fleton.
Schauspieles, die der Natur der Sache nach nur
was ihre Hand berührt. Der Bauer empfindet ein
eine innerliche, seelische sein konnte. Das Ziel, dem
Glück, von dessen Möglichteit er vorher nichts ge¬
Sudermann zustrebt, ist, daß Elisabeth mit dem.
heater.
wußt und geahnt hat. Er fühlt der doch, daß er
engen Lebenskreise, dem „Winkel“ in den das
ein Wesen im Hause hat, das nicht in seine Welt
Schicksal sie verschlagen hat, seelisch verwachse.
n Sinne des Wortes, in
hineingehört. Die Gattin ist ihm wie ein Gast, der
Ein Acelimatisationsproceß also, wie ihn Henrik
f äußerlich und innerlich
über Nacht entschwinden kann. Und schließlich läßt
Ibsen in der „Frau vom Meere“ geschildert hat,
bezeichnet, als Ehefrau
denn auch die Sage das salige Fräulein in
die nicht ohne Einwirkung auf Sudermann's Phan¬
Schulmeisters, als Stief¬
Folge einer geheimnißvollen Botschaft in die Welt
tasie geblieben zu sein scheint. Nicht nur die Fabel, auch
s erster Che, das ist die
zurückkehren, welcher sie eigentlich angehört.
gewisse widerliche Details der ausführlichen Frauen¬
Herpzann Sudermann's
Elisabeth's Lage im Hause des Schulrectors
psychologie Ibsen's lassen eine solche Anregung ver¬
Glück im Winkel“ aus¬
Wiedemann ist eine ähnliche. Ihre ganze Natur,
muthen. Doch ist das Problem aus der phantastischen
kerer, edlerer Race, einer
ihre Schönheit, ihre Art zu sprechen und sich zu
Sphäre Ibsen's, in welcher sich Elemente physiolo¬
die seinem Wesen wider¬
bewegen, der leichte, sichere, damenhafte Ton. mit
gischer Wirklichkeit mit mystischen Motiven zu eigen¬
sage kennt dieses Motiv.
welchem sie den Vorgesetzten ihres Mannes begegnet,
artiger Trübe vermischen, in das Alltagslicht der
richtet von den „saligen
Alles sagt, daß sie in eine Umgebung gerathen ist,
philiströsen Wirklichkeit versetzt. Schon bei Beginn
ichen Wesen mit langem,
für welche sie nicht geschaffen ist. Auch der Rector
des Stückes hat Elisabeth's Gemüth in dem
und von unvergleichlicher
fühlt, daß er sie nicht eigentlich besitzt, daß sie nur
Winkel, in welchen sie verpflanzt ist, zarte Wurzeln
z geht von ihnen aus, der
in seinem Hause lebt und die Pflichten seiner Frau
geschlagen. Sie empfindet ihre Nothwendigkeit in
und wie ein Sonnenblick
und der Mutter seiner Kinder treulich versieht.
diesem Hause, für den Rector und für dessen
den sie betreten. Meistens
Gleichwohl geht Glück und Helle von ihr aus. Es
Kinder, namentlich für die blinde Helene, die mit
Kiuleins hübsch unter ihres¬
verdrießt sie, daß alle Welt laut und leife mit
Zärtlichkeit an der Stiefmu##er hängt. Das end¬
er doch vor, daß sich ein
Erstaunen fragt: durch welches Wunder ist diese
giltige Verwachsen Elisabeth mit ihrem Zustand
lich, um sich vor einem Ver¬
Frau in das Haus des Schulmeisters gekommen?
führt Sudermann dadurch herbei, daß in ihrem
retten, mit einem Sterb¬
Sie gibt sich Mühe, sich in ihren Zustand zu finden,
Leben derjenige Mann wieder erscheint, der sie
d dann etwa die Ehefrau
der ihr wenigstens Ruhe verheißt.
vor drei Jahren gezwungen hat, sich vor seiner
in Weib gestorben ist und
Aus dieser Situation hat Sudermann sein
finder verkümmern und ver¬
fritt wird es licht und schön Schauspiel herausgewickelt. Die Vorgeschichte, welche leidenschaftlichen Werbung und vor sich selbst in