II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 113

Liebelei
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Abende für die moderne Literatur. Damit wäre auch die äußerliche Richt¬
schnur für die Repertoirebildung gegeben.
Nicht willkürlich oder von kleinlichen Zufälligkeiten dictirt darf
die Anordnung der classischen Stücke sein. Die architektonische Gliederung
des Repertoirebaues wird die modernen Werke so zwischen den classischen
gruppirt erblicken lassen, daß die Wechselwirkung verschiedener Literatur¬
perioden deutlich wird. Es wird also die Reihenfolge der classischen
Stücke von der modernen Production dictirt werden und nicht etwa von
den Kosten der decorativen Ausstattung, welche die Markirungsgrenze zu
keiner Zeit weit zu überschreiten hat. Eine Ausstattung, die der Pracht
der Gedankenkunst von Geistesheroen gleichkäme, ist ja überhaupt nicht
zu beschaffen, und der Prunk liegt nicht mehr in den neuen Zeitprämissen.
Nichts darf von der Kunst ablenken, weder Dürftigkeit noch Pracht.
Jetzt ist in dem Burgtheater=Repertoire einer Woche kaum ein Kunst¬
instinct wahrzunehmen, geschweige in dem Jahresrepertoire, das doch an
sich schon ein Kunstwerk sein sollte, welches literarische Perspectiven er¬
öffnet. Die Abwechslung liege in der gesonderten Theaterwirthschaft, nicht
mehr in dem sogenannten abwechslungsreichen Repertoire eines
Theaters. Die Schauspieler werden geschwächt, wenn sie zu große drama¬
tische Entfernungen zurückzulegen haben. Ein Odoardo Galotti, ein Musikus
Miller dürfen nicht mit dem Bordellvater in „Liebelei" die Luft eines und
desselben Theaters athmen, wenn nicht die Einheitlichkeit des Ensembles
ernstlich gefährdet werden soll. Eine Abgrenzung der dramatischen Bezirke,
nicht die Schaffung von Bezirkstheatern soll in der Absicht der Vermeh¬
rung der Theater Wiens gelegen sein. Ein und dasselbe Publikum für
alle Theuter, nicht je ein Theater bloß für die in der Nachbarschaft
Wohnenden. Würde letzteres bezweckt sein oder sich empfehlen, so müßte
innerhalb Wiens ein Gastspielmodus eingeführt werden und das Ensemble
der einzelnen Theater wechselweise Bezirksgastspiele absolviren.
Schließlich wäre zur Controle der Directionen eine Organisation
de Publikums nöthig, welche die Forderungen desselben zu entwickeln
ind durchzusetzen hätte. Viel geringere Interessengemeinschaften haben
bereits zu Verbandbildungen geführt, es ist höchste Zeit, daß sich ein
Verein der Theaterbesucher organisirt.
F. Schik.
Disionen.
Von Per Hallström (Stockholm).
Mitten im Walde, ein Wintertag hoch oben im Norden, mit
nadelscharfem Schnee und klarer Luft, die steif ist vor Kälte.
Die Landstraße mit tiefen Radspuren windet sich einen Abhang
entlang; oben ist der Wald dunkel, weil man die untere Seite der
Zweige sieht und den windgeschützten Theil des Stammes; unten ist er
schneebedeckt, kalt und hart, als wäre er aus Stein, mit weiten Per¬
spectiven unter der Wölbung von dunkelblau und weiß. Nach rechts zu
erweitert sich die Lichtung zu einer Halde, auf dem eine graue Scheune
sich in der Einsamkeit zu Boden drückt, und der bleiche Himmel erglänzt
matt rosafarben gegen die blauen Schatten des Feldes.
Es ist Mittag und ein Trupp Leute verläßt die Arbeit, um