II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 146

Liebelei
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5. Lu Aud
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Am Samstag kamen 2 Stück Großvieh und 2 Schweine,
Werk, nach Richtung des Musikalischen, sowie des Bühnen¬
welche während des Transports verendet waren, hier
wirksamen keinesfal hinter der Verdi'schen Schöpfung
an und wurden der Wasenmeisterei übergeben.
zurücksteht, sondern dieselbe in vielfacher Beziehung, be¬
sonders was die Frische der Motive anbelangt, weitaus
— Frankfurter Produktenmarkt vom 13. Januar 1896.
Heute war am Getreidemarkte unter den Produkten Weizen etwas
überragt, so finden wir die Arbeit des italienischen
begehrter und auch etwas höher in den Preisen. Der Umsatz darin,
Meisters eigentlich etwas überflüssig. Die textliche Ueber¬
wie auch in den übrigen Cercalien, blieb bei der laufenden Consum¬
einstimmung zwischen beiden Werken ist so groß, daß
versorgung normal. Heimischer Weizen kostete ¾ 16.—16.20 bei
diejenige Szene, welche hier den meisten Erfolg
den Produzenten in Empfang zu nehmen,X 16.20—16.40 kostenfrei
hatte und große Heiterkeit hervorrief, die Waschkorb¬
an die nahen Bahnstationen der Umgegend und hierher zu liefern,
ebenso hoch bezahlte man den kurhessischen und die überseeischen
szene, sich ganz ähnlich in der Nicolai'schen Ton¬
Sorten nach Verhältniß und Abstammung mit % 15.25—16.90.—
schöpfung vorfindet. Auch der Schluß des dritten Akts
Roggen: inländischer „ 13—13.30, russischer ¾ 13—13.25. —
ist in der älteren Oper in gleicher Fassung schon zu
Gerste: hierländisches Braugut ¾ 15.75—17.75, Futter= und Mahl¬
finden, nur natürlicher und offen gestanden, — weitaus
gut.x 10—12.50. — Hafer gering =K 11.50—12, mittel ¾ 12.25
bis 13.25, feiner bis ¾ 14.75. — Mehl wurde der verdienten
wirkungsvoller. Und dieser Erinnerungen an die
Beachtung nicht gewürdigt, denn höhere Forderungen wurhen nicht
„Lustigen Weiber“ werden wir den ganzen Abend nicht
bewilligt und auch der Umsatz war ohne Bedeutung.
los. Der musikalische Theil ist, wie sich das eigentlich
von selbst versteht, in Bezug auf die künstlerische Arbeit,
Kunst=, Litteratur= und Theater=Notizen.
ein Meisterstück ersten Rangs; reizende Filegran=Arbeit
von entzückender Feinheit und Klarheit. Der subtilen
** Verdi hat drei Entwickelungsstadien seiner künst¬
nie deckenden Begleitung des Orchesters sei hier noch
lerischen Thätigkeit aufzuweisen, die man genau beachten
besonders gedacht; von der Brutalität, mit welcher
muß, will man seine Bedeutung als Musiker ganz und voll
Verdi sonst die Massen des Orchesters dem Hörer an den
begreifen. Die erste Epoche umfaßt jenen Zeitraum, in
Kopf warf, ist hier auch nicht eine Spur zu finden.
denen seine ersten musikalischen Erzeugnisse entstanden und
Leider steht die musikalische Erfindung nicht immer
welche eine Reihe von Opern zeitigte, welche, allerdings
auf gleicher Höhe.
Wir finden öfters ganz reizende
ganz im italienischen Geschmack jener fernen Zeit ge¬
Stellen, wie sie nur ein mächtiges Genie zu bieten
halten, trotzdem ein gewisses Aufsehen erregten, und wenn
vermag; so der größte Theil des zweiten Akts, mit
sie auch gerade kein besonderes Aufsehen erregten, doch seinen
dem überaus prächtigen Eingangs=Duett zwischen Falstaff
Namen über die Grenzen seines Vaterlandes rasch ver¬
und Frau Quickly und dem wirkungsvollen Duett zwischen
breiteten. Hernani, Nebukadnezar, Luise Millerin 2c.
Falstaff und Ford. Man kann sich jedoch im Großen und
entstanden damals. Nach und nach machte sich eine hoch¬
Ganzen des Eindrucks nicht erwehren, daß vieles Andere
bedeutsame Wandlung in Verdi's Schaffen bemerklich.
mehr erdacht als erfunden ist, und daß die Motive oft
Sein Styl wurde ausgeprägter, der ganze Charakter
von einer gewissen Greisenartigkeit des Inhalts sind, wie
seiner Opern dramatischer, seine künstlerische Erfindung
sie nicht grade immer besonders auregend wirken. Der
bestimmter und glänzender. Eine Reihe seiner besten und
Bürgermeister von Sardam sagt: das ist nur Reflexion
charakteristischesten Werke fand hier ihre Entstehung, so
und reflektirt erscheint Vieles. Es ist nur natürlich, wenn
der Troubadour und die mehr im französischen Geschmack
jeder Musiker vor der überaus künstlerischen Arbeit die
gehaltenen Traviata und der Maskenball. Von hier bis
größte Hochachtung empfindet, besonders, wenn man be¬
zum Erscheinen der Aida, wohl das Hervorragendste unter
denkt, in welch' hohem Lebensalter sich der Schöpfer dieser
Verdi's Bühnenschöpfungen, vollzieht sich des Komponisten
komplizirten Töne befindet; aber, daß wir von dieser
schwerwiegendste und bedeutsamste Wandlung. Angeregt
Oper den gleichen anregenden Eindruck empfangen hätten,
und sichtbar beeinflußt durch Richard Wagner's Gro߬
oie von vielen der anderen Werke Verdi's, vermögen wir
thaten, wenn auch dem deutschen Meister in nichts direkt
leider nicht zu sagen. Die Aufführung des Werks war
nachahmend, versuchte er sich in Alda in einem neuen Styl,
eine recht verdienstliche. Was sollen wir über die Auf¬
komponirt seine Opern von jetzt an größtentheils durch,
nahme sagen, welche die Novität fand? Es wurde, wie
gab seiner Cantilene mehr Tiefe und Gewicht des Inhalts
dies hier stets bei Erstaufführungen der Fall ist, viel ge¬
und bemühte sich dem Orchesterpart durch glänzendere
klatscht, aber doch nicht mit jener Vehemenz, wie wir das
und sattere Farben, sowie durch größere Mannichfaltig¬
früher schon oft erlebt haben.
keit der Figurationen und Begleitungsformen, intereffanter
und anziehender zu gestalten. Wie ihm dies gelang,
* Am Samstag brachte unser Theater als Novität
bringt Arda wohl recht zum Ausdruck, und der Erfolg
Arthur Schnitzler's dreiaktiges Schauspiel „Liebelei“.
dieser Oper beweist auch die glänzende Erfindung Verdi's,
Der Titel läßt etwas Heiteres oder wenigstens Auftritte.
selbst in einem späteren Lebensalter. Dieser letzteren
erwarten, bei denen es nicht allzu ernst hergeht, und in
Richtung gehört auch die jetzt hier gegebene und vor zwei
der That entspricht der Anfang völlig dieser Voraus¬
Jahren etwa entstandene Oper: Falstaff, Text von
setzung. Wir werden mit zwei Pärchen bekannt gemacht,
Arrigo Boito, an. Wenn dem ebengengunten Werk wohl
die eine vorüber##nde Liebelei zu vergnüglichem Zu¬
der Erfolg nicht zur Seite stehen wird, dessen sich Arda
sammensein vereinigt hat. Mizi Schlager, die Modistin,
überall und unbedingt zu erfreuen hatte, so trägt in
und Theodor Kaiser —. Beschäftigung unbekannt — fassen
gewisser Beziehung der Text hieran Schuld. Nicht,
das auch so auf. Für sie handelt es sich wirklich nur
als ob derselbe nicht den Ansprüchen, die man an
um eine Liebelei, die jeden Tag aufhören kann, ohne daß
ein gutes Libretto zu stellen berechtigt ist, entspräche,
einem von ihnen darum das Herz brechen wird. Fritz Lobheimer
aber da eine deutsche Oper, Die lustigen Weiber, sich der¬
selben Handlung schon bedient hat und dies letztgenannte] dagegen ist doch wohl eine tiefer angelegte Natur, und