II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 145

ebelei
5. Lies, box 10/1
Intreich habe unter den Machten ersteng des Höchberrars gegen Transbani verhafte
Ranges die ihm gebührende Stellung wieder ge¬Tworden.
und Fritz, infolge einer seiner Liebschaften in eing stellung wohl zufrieden sein; sie erhielt noch dadurch einen
Es pikanten Reiz, daß nur Schauspieler österreichischer
Duell verwickelt und in diesem gefallen i
Nationalität spielten. Fräulein Landori, Christine,
berührt den Zuschauer fast peinlich, daß die letzte
mußte in den beiden ersten Akten einen unerträglich
Scene, welcher der Autor auscheinend den größien Wert
larmoyanten Ton anschlagen, aber in der letzten, großen
beilegt, so ungemein lang auseinandergezogen wird. Die
Scene des Stücks wuchs ihre dramalische Gestaltungs¬
psychische Marter, welche die arme Christine infolge
kraft zu einer Höhe, die durch uneingeschränktes Lob
ihrer Selbsttäuschungen ertragen muß, erregt gewiß das
anzuerkennen ist. Die Wiedergabe der furchtbar erregten,
tragische Mitempfinden des Zuschauers, er erkennt auch
feeligen Stimmungen gelang ihr außerordentlich ein¬
die Möglichkeit und Berechtigung der Selbstqualen an,
drucksvoll und zeigte ebenso die Leidenschaft, wie die
bezweifelt aber, daß diese in dem Moment stattfinden,
nachdenkliche Arbeit der Künstlerin. Eine Leistung von
in dem die Katastrophe über die Heldin hereinbricht.
erfreulicher Frische und Echtheit war auch die Mizi
Christine hat sich uns durch zwei Akte durchaus als
Schlager des Fräulein Anna Bock. Ihr sonst sörender,
sentimentale, larmoyante Liebhaberin gezeigt, die gar
stark gefärbter Dialekt erwies sich bei dieser Rolle als
nicht gegen die Art ihres Verhältnisses blind ist und
schätzbare Eigenschaft. Eine aus dem Wiener Volksleben
durch ihre Freundin eindringlich gewarnt wird. Und sie,
gegriffene Figur ist die Frau Bender, die durch
die unentwegt liebtelund nichts wie liebt, sollte in dem
Fräulein Sophie König ganz famos charakterisirt?
Moment, der ihr die Nachricht von dem unwiederbring¬
wurde. Fräulein Widmann hatte ein Kind zu geben.
lichen Verlust bringt, selbst schonungslos den Schleier
Den Liebhaber Fritz gab Herr Baner mit den Vor=1y
von ihrem Ideal reißen! Das bedingte ein Heldentum,
zügen, welche die Kunst dieses Darstellers so schätzbar1 6
das eigentlich nicht mit dem Charakter Christinens in
macht. Der Charakter war durch den Künstler auf einelz
Einklang zu bringen ist. Und sollte dies Heldentum
Mischung vonlnrast, Nervosität und Melancholie gestimmt,
wirklich vorhanden sein, so müßte es der Besitzerin auch
die ihn ungemein anziehend erscheinen ließ. Herr Bolz gah
Kraft geben, das Leben weiter zu tragen, denn ein
den „Dori“ mit liebenswürdiger Harmlosigkeit. Für die
Vater ist da, dem sie das Einzige auf der Welt ist. —
Gemütsweichheit des alten Musikers, des Valers der
Der sittliche Wert des mit berechtigtem Realismus be¬
Chrinine, fand Herr Szika den rechten Ton. Das
handelten Stücks wäre ein noch größerer, wenn die
Publikum nahm die Novität nicht stürmisch, aber liebens¬
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Freuden und Annehmlichkeiten der freien Liebe nicht mit
würdig auf und rief den Autor und die Darsteller nach
v
so hübscher Eindringlichkeit behandelt wären. Der erste
Auf die Première
jedem Akt vor die Rampe.
b
Akt, über welchem der Hauch einer verfeinerten Boheme
E
folgte ein Einakter von G. v. Moser Die Versucherin“,
schwebt, ist ein anschauliches hübsches Genrebild aus dem
der wieder infolge seiner heiteren, liebenswürdigen An=ix
lockeren Wiener Leben, in das flotte Walzer klingen,
spruchslosigkeit sehr gefiel. Frl. Gündel war eine
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wo der Becher schäumt und die Herzen leicht und froh
schöne und anmutig plandernde Versucherin und Frl.
schlagen. Der österreichisch saloppe Ton mit dem
Bock teilte die erste genannte Eigenschaft in der Rolle 1g
„Servus“, „Grüß dich Gott“, „Bruderschaftstrinken“
einer jungen eifersüchtigen Frau. Herr Bauer spielte
3.
dem Dichter ausgezeichnet gelungen. Das ferne Grollen
den Rittmeister von Seeberg mit anerkennenswertem
des kommenden Gewitters, das ab und zu hereintönt,
Bemühen zu charakterisiren, leider hatte sein Ritt¬
verleiht diesem ersten Akt einen gewissen pikanten
meisterston etwas gekünsteltes, das der Leistung das 1g
und aufregenden Reiz. Der zweite Akt, der
nahm, was sonst bei den Darbietungen dieses Künstlers
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durch Wiener Typen belebt ist, flaut ab, und der
so wohlthuend berührt, die Natürlichkeit. Sonst
8.
britte erreicht erst mit der Schlußscene dramatisches
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wirkten noch die Herren A. Meyer und Strohecker
Feuer und Schwung. Wenn das Thema der Liebe, dem
dieser als Diener Karl mit unwiderstehlicher Komik, 11
Quell und Werden aller Dinge, bei eigenartiger
P. H.
Behandlung nicht immer wieder Interesse erregte, wäre
Inhalt der Didaskalia Nr. 11: Es kommtI(1
es schwach um den Erfolg des Stückes bestellt, denn mit
an's Sonnenlicht! Freie Bearbeitung nach dem 111
Gedanken, die in jedem Rahmen Platz haben, ist es
Englischen von M. Walter. Forts. — Steine im] R
gerade nicht erschwert. Auerkennenswert ist die leichte,
gefällige Behandtung der Sprache und das Charakteri=] Wege. Von MoritzGoldschmidt=Frankfurt a. M.]K
firungsvermögen des Dichters, obgleich er uns Persön=1— Friedrich Haase. Zu seinem 50jährigen Jubi=19
lichkeiten, die uns nicht schon bekannt wären, keineswegs läum als Bühnenkünstler. Von Otto Neumann. —K
vorführt. Dichter und Publikum konnten mit der Tar=Pastalozzi. Von Georg Lang.