II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 254

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5. Lieselei
Sotgsehen ader Weltegten Von
mehr, als gleichze
dieser Bestimmung herbei¬
größeren Städte eine Beseitigung
Gestern besuchte ein Regierungsrath aus dem Handels¬
ministerium die Chefs unserer bekanntesten hiesigen Konsektions= geführt werde, ohne daß das Gesetz falle. — In anderen Lehrer= Verhalten des bei
Dr. Brahms kurz bezeichnen, man könnte sagen: er geht sehr an Deutlichke
Kürzungen, über
Goethen aus dem Wege, aber er zerrt immer wieder trotz
Der zerbrochene Krug im Deutschen Theater.
Kaum aber über
seiner Schiller=Biographie an Schillers Lorbeerkränzen,
Herr Hermant
Wenn das Theater einer großen und kunstliebenden Pro¬
um die zerzausten Blätter einmal Kleist oder einem
mag nicht Vergle#
vinzstadt den geehrten Abonnenten eine Aufführung von
echten Kleist=Jünger aufzusetzen. Von Kleists Dramen
ist aber keines so unvergleichlich wie „Der zerbrochene Krug“. gewiß auf Nenn
Kleistens „Zerbrochenem Krug“ böte, wie die gestrige im
Richter einmal k
Deutschen Theater war, die hochweise Kritik müßte zu¬
Es ist als Lustspiel kein Musterwerk (wie ein kleiner Druck¬
nannt. Die trat
frieden sein und der Bühnenleitung noch einige verbindliche
fehler mich heute früh sagenließ), aber es ist ein Meisterwerk,
es wäre für
Redensarten sagen: uneigennützige Huldigung vor dem
genial und so unerhört in der dramatischen Literatur
wenn die Neber
dichterischen Genius, Opfer an Zeit und Kraft, und was man
(Shakespeare immer ausgenommen), daß es bis zu dieser
Stunde noch nicht völlig für die deutsche Bühne erobert wären, wenn
sonst zu schreiben pflegt, wenn der ehrgeizige Oberregisseur
ist. Und der Direktor des Deutschen Theaters, der für Molière von
etwas anderes durchgesetzt hat als ein Zugstück der Berliner
Der Richter Adan
Saison. In dem Deutschen Theater des Dr. Brahm
die plattesten Versuche, diese endlich in Mode gekommene
größte Aufgabe
darf eine so mittelmäßige Aufführung eines Kleistschen
Charakteristik dem Publikum mundgerecht zu machen, immer
seine besten Kräfte bereit hat, stellte den „Zerbrochenen Krug“] haupt, wenn nä
Werkes nicht mit leeren Höflichkeiten hingenommen werden.
Müller nun bei
Und man wird dem Grundsatz, immer unpersönlich zu bleiben,
so armselig heraus, daß die Zuhörer gleich von Anfang an
neidenswerth ver
nicht untreu, wenn man den Direktor Brahm an die idealen
nicht mit der Andacht zuhörten, ohne welche das Dichterwort
Schauspieler un
Forderungen des Literarhistorikers Brahm erinnert.
im klassischen Drama nun einmal nicht mehr seine Wirkung
Dr. Brahm hat eine sehr gute Kleist=Biographie geschrieben
ausübt. Die guten Schauspieler waren doch hoffentlich nicht! Der Dorfrichter
daß
steller,
und hat mit ihr vor einem Dutzend von Jahren seinen ersten
zu gut für Kleist? Ein Fest hätte es ihnen sein müssen.
für ein paar Stu
Erfolg erringen dürsen. Nun wird es keinem ernst¬
Der Fehler wird vielleicht am deutlichsten an der Rolle
diesen Punkt ein
haften Manne einfallen, etwa Oskar Blumenthal auf Grabbe
der Eve, weil das Mädel von Fräulein Staglé wirklich ganz
spielen können,
einschwören zu wollen, weil der Direktor des Lessing=Theaters
vortrefflich, ganz über Erwarten gespielt wurde. Aber wer
In den lau
in jungen Jahren einmal sich mit Grabbe beschäftigt hat.
lauscht hingerissen und fromm auf iede Silbe, wenn
haltungsbühnen
Blumenthal kam zu Grabbe wie Pilatus ins Credo. Mit
Fräulein Staglé spricht? Die Aufmerksamkeit, die keinen
das Verdienst d
Kleist ist das eine ganz andere Geschichte. Was dem ziel¬
feinen Zug verloren gehen läßt, erzwingt sich nur das
Fällen haben
bewußten Streben von Dr. Brahm Richtung gab, was auf
fertige Ansehen eines bedeutenden Künstlers. Schon
darum darf man den schwierigen Kleist, wenn Einem Theaterschriftstell
ihn von seinem Lehrer Wilhelm Scherer überging, und was
sonst kein Theat
sein Hauptverdienst um die Berliner Gestaltung einer Freien
sein Sieg wirklich eine Herzenssache ist, nicht zum Ver¬
oder selbst Tra
Bühne war, das hängt sehr eng mit dem Emporsteigen
suche unerprobten Kräften anvertrauen. Und dann ist da
ändert sehr viel,
des Namens Heinrich v. Kleist zusammen. Kleist hat nicht
noch eine wunderbare Stelle, an der Kleist über sich und über
Bühnenwirkung
wie sein grübelnder Nachfolger Otto Ludwig thevretische
die Modernsten hinauswächst, wo das Weib mit lachender
haftigkeit der
Studien hinterlassen; dennoch geht auf Kleist schließlich alles
Liebe den Glauben des Mannes fordert wie Nora, wo das
Schauspiel „Li
zurück, was im Gegensatz zu Schiller und auch in einem ge¬
holländische Bauernmädel, aber glücklicher als Nora, den
ihre Rollen
wissen Gegensatz zu Goethe durch rücksichtslose Charakteristik
Knoten heiter löst, weil sie in ihrem Zorn natürlich handelt.
frivolen Szeuen
das neue deutsche Drama zu der Höhe Shakespeares er¬
Diese Verse hätte Frau Sorma sicher zu großer Wirkung
leichter werden;
heben möchte. Kleist tödtete sich in Verzweiflung darüber,
gebracht.
daß es ihm nicht gelungen war, dem leidenschaftlich
Ich will gleich hier bemerken, daß der Schluß des Lust= wahrhaftig, es
geliebten und leidenschaftlich gehaßten Goethe den Kranz von
der Stirn zu reißen. Wollte man die literarische Thätigkeit' spiels durch die unverzeihliche Streichung einer ganzen Rolle Rollen wie mit
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