II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 255


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5. Liebelei box 10/3
Aalin Von entschleden zurnaweisen, und um so
Borssehen aler
mehr, als gleichzeitig das der Gesetzgebung nicht entsprechende
Verhalten des betreffenden Polizeibeamten „sehr wohl er¬
größeren Städte eine Beseitigung dieser Bestimmung herbei¬
aus dem Handels¬
festen hiesigen Konfektions= geführt werde, ohne daß das Gesetz falle. — In anderen Lehrer¬
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sehr an Deutlichkeit einbüßte. Ueber die Berechtigung anderer
Dr. Brahms kurz bezeichnen, man könnte sagen: er geht
Kürzungen, über die Tilgung einzelner Verse ließe sich streiten.
Goethen aus dem Wege, aber er zerrt immer wieder trotz
deutschen Theater.
Kaum aber über die Darstellung der Gestalten.
Herr Hermann Müller spielte den Richter Adam. Ich
nd kunstliebenden Pro= seiner Schiller=Biographie an Schillers Lorbeerkränzen,
mag nicht Vergleiche anstellen. Ein oft genannter, aber hier
l eine Aufführung von um die zerzausten Blätter einmal Kleist oder einem
echten Kleist=Jünger aufzusetzen. Von Kleists Dramen
gewiß auf Nennung verzichtender Schriftsteller hat diesen
wie die gestrige im
ist aber keines so unvergleichlich wie „Der zerbrochene Krug“.
Richter einmal komisch genug die Titelrolle des Stückes ge¬
peise Kritik müßte zu¬
Es ist als Lustspiel kein Musterwerk (wie ein kleiner Druck¬
nannt. Die tragende Rolle ist sie im höchsten Maße;
noch einige verbindliche
es wäre für die Wirkung des Lustspiels sogar besser,
Huldigung vor dem fehler mich heute früh sagen ließ), aber es ist ein Meisterwerk,
1 so genial und so unerhört in der dramatischen Literatur
wenn die Nebenfiguren nicht so herrlich individualisirt
nd Kraft, und was man
(Shakespeare immer ausgenommen), daß es bis zu dieser
wären, wenn das Interesse wie zum Beispiel bei
ehrgeizige Oberregisseur
Stunde noch nicht völlig für die deutsche Bühne erobert
Molière von der Hauptgestalt nicht abgelenkt würde.
n Zugstück der Berliner
ist. Und der Direktor des Deutschen Theaters, der für
Der Richter Adam erscheint mir unmaßgeblich als die zweit¬
kater des Dr. Brahm
die plattesten Versuche, diese endlich in Mode gekommene
größte Aufgabe der Lustspielbühne, vielleicht der Bühne über¬
hrung eines Kleisischen
Charakteristik dem Publikum mundgerecht zu machen, immer
haupt, wenn nämlich Falstaff ihre erste Aufgabe ist. Herr
t hingenommen werden.
seine besten Kräfte bereit hat, stellte den „Zerbrochenen Krug“
Müller nun bewies an dem naiv unverschämten und be¬
r unpersönlich zu bleiben,
so armselig heraus, daß die Zuhörer gleich von Anfang an
neidenswerth verlogenen Dorfrichter daß er ein sehr guter
hr Brahm an die idealen
nicht mit der Andacht zuhörten, ohne welche das Dichterwort
Schauspieler und ein recht guter Komiker sei. Mehr nicht.
rahm erinnert.
st=Biographie geschrieben im klassischen Drama nun einmal nicht mehr seine Wirkung
Der Dorfrichter Adam verlangt aber von seinem Dar¬
ausübt. Die guten Schauspieler waren doch hoffentlich nicht
steller, daß er Persönlichkeit hergebe oder sie doch
von Jahren seinen ersten
zu aut für Kleist? Ein Fest hätte es ihnen sein müssen.
für ein paar Stunden leihen könne. Es wäre gut, sich über
wird es keinem ernst¬
Der Fehler wird vielleicht am deutlichsten an der Rolle
diesen Punkt einmal mit denkenden Schauspielern, die trotzdem
Blumenthal auf Grabbe
der Eve weil das Mädel von Fräulein Staglé wirklich ganz
spielen können, auszusprechen.
Ektor des Lessing=Theaters
vortrefflich, ganz über Erwarten gespielt wurde. Aber wer
In den landläufigen Stücken, die auf unseren Unter¬
Grabbe beschäftigt hat.
lauscht hingerissen und fromm auf jede Silbe, wenn
haltungsbühnen Glück haben, überschätzen wir gewöhnlich
Pilatus ins Credo. Mit
Fräulein Staglé spricht? Die Aufmerksamkeit, die keinen
das Verdienst der darstellenden Künstler. In den seltensten
eschichte. Was dem ziel¬
feinen Zug verloren gehen läßt, erzwingt sich nur das
Fällen haben wir es mit Menschen zu thun, die der
Schon
Richtung gab, was auf
fertige Ansehen eines bedeutenden Künstlers.
Theaterschriftsteller bereits individualisirt hat; er wäre ja
herer überging, und was
darum darf man den schwierigen Kleist, wenn Einem
sonst kein Theaterschriftsteller. Ob diese Possen oder Komödien
r Gestaltung einer Freien
sein Sieg wirklich eine Herzen'sache ist, nicht zum Ver¬
oder selbst Tragikomödien so oder so besetzt werden, das
mit dem Emporsteigen
suche unerprobten Kräften anvertrauen. Und dann ist da
ändert sehr viel, vielleicht alles am Bühnenbild und an der
hmmen. Kleist hat nicht
noch eine wunderbare Stelle, an der Kleist über sich und über
Bühnenwirkung, es ändert aber nichts an der Glaub¬
Otto Ludwig theoretische
die Modernsten hinauswächst, wo das Weib mit lachender
haftigkeit der Gestalten. Lassen wir in dem gestrigen
auf Kleist schließlich alles
Liebe den Glauben des Mannes fordert wie Nora, wo das
Schauspiel „Liebelei“ die Herren Jarno und Rittner
er und auch in einem ge¬
o wird die Stimmung der
holländische Bauernmädel, aber glücklicher als Nora, den
ihre Rollen vertauschen,
rücksichtslose Charakteristik
Knoten heiter löst, weil sie in ihrem Zorn natürlich handelt.
frivolen Szenen ein wenig schwerer, die der anderen ein wenig
Höhe Shakespeares er¬
Diese Verse hätte Frau Sorma sicher zu großer Wirkung
leichter werden; aber ich fürchte, der Verfasser würde sagen:
in Veczweiflung darüber,
gebracht.
Ich will gleich hier bemerken, daß der Schluß des Lust=wahrhaftig, es geht auch anders! Es ist mit den allermeisten
ar, dem leidenschaftlich
Goethe den Kranz von
die literarische Thätigkeit“ spiels durch die unverzeihliche Streichung einer ganzen Rolle Rollen wie mit Theaterkleidern; sie werden der Person des