II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 261

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französische Posse eine solche Heiterkeit. Dem tollen Wirrwarr
gegenüber verstummte bei der Mehrzahl der Besucher jede
Kritik. Das Hotel zum Freihafen, ein Absteigequartier für

Liebende à discrétion soll von Geistern heimgesucht werden
deshalb muß ein Sachverständiger dort eine Nacht verbringen;
auf diesem Grundgedanken baut sich das Stück auf. Und mit
bewunderswerther Geschicklichkeit ist dieser Grundgedanke ausgebeutet
worden. Die möglichsten und unmöglichsten Personen finden sich in dem
Hotel ein, es herrscht ein Durcheinander, das nur ein Autor, der über
die größte Bühnenroutine verfügt, ersinnen, durchführen und lösen kann.
Feydeau operirt zum Theil mit derbsten Mitteln; ein Herr wird „angebohrt“
von einen neugierigen Hausknecht; derselbe Herr expedirt den Gatten
seiner Geliebten mittelst eines Fußtrittes zur Thür hinaus; derselbe
Herr fällt in einen Kamin und läuft fortan mit einem ganz schwarzen
Gesicht umher! Auch müssen vier junge Damen im Nachtgewande
einen kleinen Reigentanz aufführen, damit der Herr Sachverständige
meint, Gespenster gesehen zu haben! Aber wie virtuos werden diese
burlesken Scherze verwerthet! Wie raffinirt wird jedes kleinste Motiv
ausgenützt! Wie ökonomisch wird für den letzten Akt eine neue Ver¬
wicklung aufgespart! Ein Mathematiker könnte mit Zahlen nicht
sicherer rechnen, als es der Ver####er dieses Schwankes mit seinen ge¬
gebenen Figuren und Motiven th#t. Die Frivolität und das Gooteske
fallen bei dieser kunstvollen Durchführung einer Schwankidee kaum noch
in die Waagschale; man nimmt die tollsten Dinge in den Kauf, weil
man vor Lachen nicht zur Besinnung kommt. Einen guten Theil zu
dieser ergötzlichen Wirkung hat auch die Inszenirung und Darstellung
beigetragen. Sigmund Lautenburg läßt das Stück im
Prestissimotempo spielen und hilft damit über alle Schwierigkeiten
hinweg. Die von ihm einstudirte Aufführung ist ein Meisterstück der
Regiekunst. Und wie unvergleichlich gibt unser Richard Alexander
den auf Abenteuer ausgehenden Ehemann, der von einer Verlegenheit
in die andere geräth! Wie unwiderstehlich komisch wirkt dieser
Künstler, wenn er nach den Freuden eines diner à deux die bedenk¬
lichsten physischen Anwandlungen bekommt, oder wenn er seine eigene
Gattin eines Abenteuers beschuldigt, das er selbst erlebt hat. ...
Auch das „Deutsche Theater“ hat in der letzten
Woche einen großen Erfolg errungen; es brachte uns ein Werk aus
der „Wiener jungen Schule", Arthur Schnitzler's Schauspiel
„Liebelei“. Die mustergiltige Darstellung hat diesem Werke selbst
bei Denen Anerkennung verschafft, die sonst von „Stimmungs¬
schauspielen“ nichts wissen, sondern nur Dramen mit „mächtig packen¬
der Handlung“ gelten lassen wollen. Es ging neben von der Bühne
eine so zwingende weiche Stimmung aus, daß man sich ihr nicht zu
entziehen vermochte und sich an der inneren Handlung, an dem Seelen¬
leben der Gestalten genug sein ließ. Schnitzler's Debut in Berlin konnte
nicht glücklicher sein; die „Idee“ seines Dramas: aus dem Gegensatz
von Liebelei und Liebe das Schicksal einer Reihe von Menschenkindern
abzuleiten, wurde hier in ihrer ganzen Wahrheit und Lebendigkeit
empfunden, und seine Gestalten gewannen, weil sie alle sympathisch
gehalten sind, alle Zuschauer für sich. Es fällt kein ro### Wort in
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