II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 260

5. Liebelei box 10/3
Deutschen Handelstages, in der neuesten Numimer der „Nu.
Verließ nämlich der Untersuchungsrichter beim Landgerich.! Aut.
kleine lehrreiche Studie. Gegenüber den Behauptungen der Agrariersde m Flüchtigen einen Steckbrief. Der junge R., der von seinem Vater mehrere Tage best
von einer allgemeinen Nothlage der Landwirthschaft versucht Frentzelein Vermögen von einer halben Million Thaler ererbt hatte, wurd e wegen einem Nachbarort
nämlich die Frage zu beantworten, ob es wahr ist, daß nach denswissentlichen Falscheides verfolgt und sollte in Untersuchungs=I Nachmittags=Schn#
das still poesievoll Schlichte das aus dieser herrlichen Mädchengestalt, etwas Wunderbares. Und man darf gespannt sein, was von heut abl an die Lippen sc
ein gewissermaßen neuer, frisch entdeckter und an den ersten Er¬
eigenartigen Ver
der Christin', sprach: Jeden mußte es bezwingen! Und'nun sah man
bereitet. Schli
fahrungen schon gereifter Dichter künftig zu bieten haben wird. Was
im zweiten Akt Christinens Heimath. Ihren Vater mit dem sie haust,
Blätter“ den W
es auch sein wird: es wird Poesie sein.
den Josefstädter Violinspieler, der eine so prachtvoll milde und in dieser
Struwelpeter=Päl
Ich kann diesen Bericht nicht schließen, ohne den Namen einer
Mildheit fast kühne Weltanschauung birgt. Er meint, daß für ein
Frau zu nennen, die wesentlichen Antheil an dem großen Berliner
gemacht, und Ge
Weib untugendliche Erinnerungen vielleicht besser sind, als ein Leben
Anzeige des dil
Ersolge des jungen Meisters hat: Agnes Sorma. Wer sie nicht in
voller Tugend ohne Erinnerungen — und auch obne Glück. Eine
ihrer verhaltenen Liebesfülle gesehen hat und ihre Stimme nicht spezialität, welche
Schwester hatte er, die als altes Fräulein starb, und die er treu be¬
mädchenhaft vibriren gehört hat, keusch und bangend, himmelhoch sitzt und den ##
hütete vor allen äußeren Anfechtungen; aber zuletzt? „— ich hätt'
Lumpenthun na
jauchzend, zu Tode betrübt, dem ist eine Welt voll tiefen Zaubers
mich ja am liebsten vor ihr auf die Knie hingeworfen, sie um Ver¬
r.
zu übertreiben,
zeihung bitten, daß ich sie so gut behütet hab' vor allen Gefahren —entgangen.
thums zu baden
und vor allem Glück!“ Die Reue — du lieber Gott! „Na und
erscheint auf je
was bleibt denn übrig, wenn sie nicht einmal was zum Erinnern
übersetzt, die bei
Wiener Plaudereien.
hat —? Wenn das ganze Leben nur so vorbeigegangen ist, ein Tag
lund psychisch die
Wien, 7. Februar.
wie der andere, ohne Glück und ohne Liebe — dann ist's vielleicht
der Wiener für
besser?“ Im übrigen passirt nichts in diesem Akt, als daß Fritz zum
Der Wiener Fasching amüsirt nicht allein die Großen, von Back¬
äugigkeit für diel
ersten Mal die Wohnung der Geliebten betritt und sich in ihrem Dunst=Ifischchen und Primanern an gerechnet, er läßt auch die lieben Kleinen
man da auf Sch
kreis mrlancholisch weidet; nicht ganz wie weiland Faust; es ist am letzten
nicht leer ausgehen und bietet ihnen zur Erbauung und Unterhaltung
das Plakat kenn
Abend seines Lebens. Hier, ahnt er, wäre sein Glück gewesen. Unbeschreib¬
auf Planken und Litfaßsäulen ein unzerreißbares Bilderbuch, dessen
lich schön finde ich auch diesen Akt. Wenn wir in der Gegenwart einen
Blätter manchmal einen modernen Boccaccio reizen könaten, den Texteinem Ausschnitt
Dichter haben, der an die unvergängliche Ueberlieferung der Gretchen¬
dazu zu schreiben. Man sieht da in bunter Farbigkeit und strammerder schönen blau
gestalt anknüpft, an die schlichteste und hinreißendste Zeichnung eines
Aber man ##
Zeichnung die Orgien in den Nachtlokalen „mit weiblicher Bedienung“
einfachen Mädchens, so ist es Schnitzler. Der Abschied von dieser
die intime Vertraulichkeit der Maskenscherze, die kecksten Cancan=Pas, ssonders verstimm
Liebsten, die nichts weiß und doch fast die ganze Wabrheit fühlt, istausgeführt von Dämchen, deren Kostüme wahrhafte Verneinungenfschrillt. Nein.
erschütternd. Im dritten und letzten Akt erfährt sie alles. Es ist der Bekleidung sind, und mehr dergleichen „Wandgemälde“ pikantester erbärmlich finden
vorüber: er ist todt. Und nicht nur todt: er ist schen begraben.
Art, welche die hochwohllöbliche Polizei in rührender Naivelät passiren der Phäakenstadt
Das wirkt in einer Umgebung, die nicht frei ist vor. Längen und
und an allen Ecken und Enden der Stadt prangen läßt, — vielleicht Dinge und seine
allzu reflektiven Elementen, doch mit starker Gewalt. Sie rennt
gar aus einem edlen Motive, aus Mitleid für Jene, denen ein grau=bilden, auf den
hinunter und nimmt sich das Leben.
sames Schicksal den goldenen oder silbernen Schlüssel zu den Karnevals=kesen ist. Dreiß
vergnügungen der Halb= und Viertelwelt nicht in die Tasche gestecktsheit. Jene viel
Leider steilt sie vorher allzuviel Betrachtungen an. Statt dem
tiefsten, stummsten Schmerz hingegeben zu sein, beginnt sie, das Un=hat. Das Bilderbuch unseres Faschings setzt sich aber nicht nur aussum ihr tägliches
recht zu erwägen, das der Todte an ihr gethan; daß sie ihm doch diesen gemalten Zoten zusammen; auch wirklicher Witz, gesunder Humorzu essen, haben
nichts gewesen sei, obgleich sie ihm alles gab. Das is vom Uebel. jund erquickliche Gemüthlichkeit lachen ihr derbes, breites, behagliches, über Hals und
ansteckendes Lachen in dieser Straßen=Galerie, wenn sich auch nicht Diese Frage zu
Die Unbewußtheit schwindet von dem blassen lieben Köpschen, wenn
mehr — wie noch vor wenigen Jahren — Werke in dieselbe verirren,ldenn es giebt
sie so gescheit und so entrüstet raisonnirt. Es ist nicht der einzige
—.
die den Zug echter und rechter Genialität in die Augen springend an! Geschlechts
Fehler des Stückes. Es birgt in der Sentimentalität einen kleinen
sich tragen, Werke, die ihr Dasein dem unverwüstlichen Stifte Hans die Fasten die
Ueberschuß, den es loswerden dürfte. Das Zuviel stört hier an ein¬
[Schließmanns danken. Dieser trefflichste Zeichner des heiteren gleichzeitig an n
zelnen Punkten. Aber trotz alledem bleibt das ganze ein nicht gewöhn¬
Wiener Volksthums, zu dessen Auffindung heutzutage wahrhaftei Ball der Inssust
liches Werk eines nicht gewöhnlichen Dichters. Die Verbindung
Mission hat und
Schliemann=Talente nöthig sind, versteht es meisterlich, in einzeinen
von Innigkeit und — Eleganz ist heut nicht zum zweiten
zu bringen und
Typen die Quintessenz seines Stoffes zu geben. So hat er zuletzt
mal vorhanden. Elegant ist an dem Werk alles, was eine leichte,
für das gewerl
es war wohl sein Schwanenlied auf diesem Gebiete der alleröffent¬
weiche, spielend vollbriugende Hand erkennen läßt; jener unbestimmbare
lichsten Kunst — für die Karnevals=Plakate das gefürchtetste Aschers darzulegen, mit
Zug, der das Drama der Konvention ein bischen nähert, in Kleinig¬
mittwoch=Gespenst, den Exekutor, verwerthet, indem er ihn zum lebendigen gestern „den erst#
keiten, und ihm doch grade seine Vornehmheit mit geben hilft. Immer
Motto des Lumpenballes machte. Das kecke Affichenbild war ein ges schon seinen Höh#
von neuem könnte man in dieser seinen, intimen seelischen Wahrheits¬
sphäre schwelgen, immer von neuem sich an diesen herrlichen, schlichten, maltes Feuilleton mit satirischen Spitzen, eine geistreiche Planderei in von altem Ruf
Liefen und heut ziemlich beispiellosen Einzelheiten berauschen. Es ist Farben über den ditteren Hohn des Freudenbechers, den uns der Fasching! diesmal zum ##