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ein
die,
endig
ieStir
er, den
urch 2
ielköpfi
ren ge
R n
Geyer
uf hing
Lenz
eig
r vo
häl
haupt
en.
iebelei
5 SE
Theatersaison 1895/96.
erschieden. Hauptmann bemüht sich
r, Pfaffen on 1525 so sprechen zu
amals in Wirklichkeit sprachen. Aus
amaligen Zeit, aus den Volksmund¬
Rotenburg, Schweinfurt gesprochen
nen Siil, dessen philologische Berech¬
der den Schauspielern Schwierigkeit
t ins Ohr fiel. Gewiß ist Hau #tmann
Syntax und Formlehre nicht sicher
könnte ihm das Konzept korrigiren.
Erz gehauen da. Seine Worte sind
erbheit des Tones dringen alle Re¬
st hervor. Der Stil ist phrasenlos
man das Bemühn des Dichters, der
ein besondres Kleid zu geben, grund¬
k, mit demselben Recht könnte Wilden¬
erten, seinen Gregor den Siebenten,
lhochdeutsch, also für unser heutiges
reden lassen. Derlei Konsequenzen¬
utsche Sprache des elften Jahrhunderts
des sechzehnten ist, in unsrer eignen
Der Niblunge Not müssen die
Quartaner ihren Cornelius Nepos;
eute, wie ihr Gebetbuch, jedes alte
ndern Verhältniß. Was Hauptmann
ldenbruch ein Ding der Unmöglichkeit
suich Wildenbruch seiner Sprache einen
können. Eben die ältere dramatische
de Vorbilder, das glänzendste Goethes
seine Diktion durch Ueberschwang
eine Personen reden einander im „O
er sie sprechen läßt, so sprach zu keiner
Florian Geyer“ liest, dem nageln sich
igne, wuchtige Worte ins Gedächtniß
einrich“ dagegen hinterläßt im Gehör¬
en und Sausen.
sprache steht es mit der Charakteristik
ild geben sollen. Jedes historische
tab der historischen Forschung müssen
box 10/3
Die Bertiner Theatersaison 1895/96.
501
gefallen lassen. Für Gestalten wie Don Carlos, Maria Stuart,
Jeanne Darc interessirten sich unsre Historiker vielleicht nicht so
lebhaft, wenn es sie unnt reizte, die Gebilde eines großen popu¬
lären Dramatikers auf geschichtliche Unzuverlässigkeiten hin zu
prüfen. Auch Hauptmanns „Florian Geyer“ ist dieser Prüfung
nicht entgangen. Gerade in den „Preußischen Jahrbüchern“ hat
darüber das Lehrreichste und Anregendste gestanden. Persönlich
bin ich Herrn Professor Max Lenz für seinen Aufsatz im Aprilheft
besonders dankbar, denn er berichtigt vielfach Eindrücke, die mir
eine flüchtige laienhafte Durchsicht einschlägiger Chroniken und
Geschichtswerke hinterließen; andrerseits wies er zur Evidenz nach,
worauf ich unabhängig von ihm schon selbst gekommen war: daß
nämlich der historische Florian Geyer aus den spärlichen Nach¬
richten über ihn viel zu schwer erkennbar ist, um ihn als die edle
ritterliche Gestalt gelten zu lassen, die der schwäbische Pfarrer
Zimmermann in seiner populären Geschichte des Bauernkriegs ver¬
herrlicht hat, und die, von Zimmermann angeregt, Hauptmann in
seinem Drama lebendig macht. Während der Première des Stückes
rief plötzlich eine Stimme hinter mir: „Aber das ist doch nicht
der Florian Geyer, den wir kennen!“ Erschrocken drehte ich mich
um und erkannte einen liebenswürdigen Freund, der sonst mehr
durch Witz als durch Wissenschaft ausgezeichnet ist. Dieser Scherz¬
hafte war im vielköpfigen Publikum jenes Abends, zu dem Ma¬
gister und Doktoren gehörten, sicherlich der Einzige, der, vielleicht
aus einem alten Romanschmöker, deutlichere Vorstellungen über die
Person Florian Geyers mitbrachte. Auch Lenzens Deduktion läuft
im Grunde darauf hinaus: wir sehn, daß wir nichts wissen können.
So Recht aber Lenz mit der Behauptung hat, daß der alte De¬
mokrat Zimmermann in vormärzlicher Stimmung den Ritter, der
Bauer wurde, auf eigne Faust zur Heldengestalt stempelte, so wenig
Grund scheint mir vorzuliegen, den armen Florian aus Zimmer¬
manns Himmel in Lenzens Hölle zu stoßen. Ob er ein schlechter
Kerl war, ist vorläufig ebenso zweifelhaft, wie daß er ein guter
Kerl war. Und da der dichterischen Phantasie, die sich an Zimmer¬
manns Auffassung hält, kein geschichtlich überliefertes Bild wider¬
spricht, so war Hauptmann im Recht, die Zimmermannsche Auf¬
fassung anzunehmen. Lenzens Einspruch trifft nur den Historiker,
nicht den Dramatiker. Zu diesem Einspruch wurde Lenz dadurch
herausgefordert, daß, wie er sich ausdrückt, Kunstkritiker, die Haupt¬
manns Dichterruhm unter ihre Fittiche genommen hätten, dessen
ein
die,
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ieStir
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Theatersaison 1895/96.
erschieden. Hauptmann bemüht sich
r, Pfaffen on 1525 so sprechen zu
amals in Wirklichkeit sprachen. Aus
amaligen Zeit, aus den Volksmund¬
Rotenburg, Schweinfurt gesprochen
nen Siil, dessen philologische Berech¬
der den Schauspielern Schwierigkeit
t ins Ohr fiel. Gewiß ist Hau #tmann
Syntax und Formlehre nicht sicher
könnte ihm das Konzept korrigiren.
Erz gehauen da. Seine Worte sind
erbheit des Tones dringen alle Re¬
st hervor. Der Stil ist phrasenlos
man das Bemühn des Dichters, der
ein besondres Kleid zu geben, grund¬
k, mit demselben Recht könnte Wilden¬
erten, seinen Gregor den Siebenten,
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reden lassen. Derlei Konsequenzen¬
utsche Sprache des elften Jahrhunderts
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Der Niblunge Not müssen die
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eute, wie ihr Gebetbuch, jedes alte
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de Vorbilder, das glänzendste Goethes
seine Diktion durch Ueberschwang
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er sie sprechen läßt, so sprach zu keiner
Florian Geyer“ liest, dem nageln sich
igne, wuchtige Worte ins Gedächtniß
einrich“ dagegen hinterläßt im Gehör¬
en und Sausen.
sprache steht es mit der Charakteristik
ild geben sollen. Jedes historische
tab der historischen Forschung müssen
box 10/3
Die Bertiner Theatersaison 1895/96.
501
gefallen lassen. Für Gestalten wie Don Carlos, Maria Stuart,
Jeanne Darc interessirten sich unsre Historiker vielleicht nicht so
lebhaft, wenn es sie unnt reizte, die Gebilde eines großen popu¬
lären Dramatikers auf geschichtliche Unzuverlässigkeiten hin zu
prüfen. Auch Hauptmanns „Florian Geyer“ ist dieser Prüfung
nicht entgangen. Gerade in den „Preußischen Jahrbüchern“ hat
darüber das Lehrreichste und Anregendste gestanden. Persönlich
bin ich Herrn Professor Max Lenz für seinen Aufsatz im Aprilheft
besonders dankbar, denn er berichtigt vielfach Eindrücke, die mir
eine flüchtige laienhafte Durchsicht einschlägiger Chroniken und
Geschichtswerke hinterließen; andrerseits wies er zur Evidenz nach,
worauf ich unabhängig von ihm schon selbst gekommen war: daß
nämlich der historische Florian Geyer aus den spärlichen Nach¬
richten über ihn viel zu schwer erkennbar ist, um ihn als die edle
ritterliche Gestalt gelten zu lassen, die der schwäbische Pfarrer
Zimmermann in seiner populären Geschichte des Bauernkriegs ver¬
herrlicht hat, und die, von Zimmermann angeregt, Hauptmann in
seinem Drama lebendig macht. Während der Première des Stückes
rief plötzlich eine Stimme hinter mir: „Aber das ist doch nicht
der Florian Geyer, den wir kennen!“ Erschrocken drehte ich mich
um und erkannte einen liebenswürdigen Freund, der sonst mehr
durch Witz als durch Wissenschaft ausgezeichnet ist. Dieser Scherz¬
hafte war im vielköpfigen Publikum jenes Abends, zu dem Ma¬
gister und Doktoren gehörten, sicherlich der Einzige, der, vielleicht
aus einem alten Romanschmöker, deutlichere Vorstellungen über die
Person Florian Geyers mitbrachte. Auch Lenzens Deduktion läuft
im Grunde darauf hinaus: wir sehn, daß wir nichts wissen können.
So Recht aber Lenz mit der Behauptung hat, daß der alte De¬
mokrat Zimmermann in vormärzlicher Stimmung den Ritter, der
Bauer wurde, auf eigne Faust zur Heldengestalt stempelte, so wenig
Grund scheint mir vorzuliegen, den armen Florian aus Zimmer¬
manns Himmel in Lenzens Hölle zu stoßen. Ob er ein schlechter
Kerl war, ist vorläufig ebenso zweifelhaft, wie daß er ein guter
Kerl war. Und da der dichterischen Phantasie, die sich an Zimmer¬
manns Auffassung hält, kein geschichtlich überliefertes Bild wider¬
spricht, so war Hauptmann im Recht, die Zimmermannsche Auf¬
fassung anzunehmen. Lenzens Einspruch trifft nur den Historiker,
nicht den Dramatiker. Zu diesem Einspruch wurde Lenz dadurch
herausgefordert, daß, wie er sich ausdrückt, Kunstkritiker, die Haupt¬
manns Dichterruhm unter ihre Fittiche genommen hätten, dessen