II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 318

iebelei
5. L box 10/4
Bestelung an ###t.. —
1 Dirne wegen Trunkenheit und Straßennufngs, 1 Durne¬
deren Zuhälter, weil sie einem Schiffer 85 Mark gestohlen haben
(ollen, 10 Landstreicher.
zoth¬
Kunst, Wissenschaft und Leben.
and,
ibge=y Kölner Stadttheater. Es war ein unzweifelhafter starker) w
volle
Erfolg, den gestern Artyur Schnitzler's zweiaktiges Schauspiel sei
rur
995
„Liebelei“ in unserem Stadttheater fand. Lustspielmäßig setzt das
In
illten
Stück ein, um in düsterer Tragik zu enden. Das eigentliche Drama
gsten
spielt außerhalb der Scene und nur einmal greift es in die Hand=1 da
aber
lung hinein, welche ein Reslex des Untergrunddramas ist und sich kein
ben¬
doch zum Schluß zu einer selbstständigen Tragödie verdichtet. Wir
Be
bei
haben es nur mit letzterer zu thun. Arthur Schnitzler zeigt die Wir¬
un
eten
kung der Liebelei auf verschiedene Charaktere. Ein junger leicht¬
seil
ord= lebiger Elegant mit unverwüstlichem Humor und eine lehenserfahrene
bis¬
stagleichtsinnige Modistin — das ist ein Paar, dem die Anknüpfung
für
sung
eines Verhältnisses keine Schwierigkeiten macht und das Ausein¬
all¬
ahl¬
andergehen keine Thräuen kostet; die Leutchen kennen einander und
sieg
dem
amüsiren sich. Ihnen aber stehen andere Charaktere gegenüber. Der
an
Elegant hat einen Freund, wie er, ein reicher Müßiggänger, und
beg
hat¬
„sie hat eine Freundin, die Tochter eines Musikers. Dem Freunde den
reten
fehlt das leichte Blut, er empfindet tiefer und das ist sein Ver¬
die
eben
häugniß. Er schwärmt für interessante Frauen und verstrickt sich in
die
iter¬
ein Verhältniß mit einer Dame, deren Gatte seine beleidigte Ehre
Abe
tags
im Duell rächt, er tändelt mit der Musikerstochter, die ihn durch
Lux
gen¬
ihre selbstlose Liebe fesselt. Unendlich tiefer als er aber empfindet
ägt,
das Mädchen. Aus der Liebelei ist bei ihr eine ernste Leidenschaft; Kre
geworden, die ihr ganzes Sein beherrscht; sie hätte sich für ihn; sich
ezirk
opfern, ihm mit brechendem Herzen entsagen können, und nicht der
Ver
oh¬
plötzliche Tod des geliebten Manues ist es, der ihr innerstes Wesen
verf
aben
zerstört, sondern das Bewußtsein, daß er um einer Andern willen
scha
eup¬
sein Leben ließ. Sie bot ihus ihr ganzes Sein und sie war ihm
des
klar
nur ein Spielzeug! Diese Erkenntniß treibt sie der Selbstverachtung
des
der
und der Selbstvernichtung zu, sie stürzt davon und der zusammen¬
terss
die
brechende Vater weiß: Sie kommt nicht wieder.
wen
zerk¬
Es ist ein Menschenschicksal, das uns da vor Angen tritt, in
heit¬
„Fi.
der Großstadt nicht allzu selten; der Schauplatz muß nicht gerade
Wien sein. Die Voraussetzungen sind überall gegeben und man
alle
eigt,
braucht nur die Augen zu öffnen, um dergleichen Tragödien sich
Iuf¬
abspielen zu sehen. Nur endet das Menschengeschick nicht immer mit f nich
uken
solchen Knalleffekten wie in der Komödie; nicht alle verlassenen
gten
Mädchen stürzen sich ins Wasser, aber die geknickte Menschenblüthe, Inz¬
deren Dasein nach Jahren die schleichende Schwindsucht ein Zielsd
wird setzt, stirbt ebenso an gebrochenem Herzen wie die Verzweifelte, die für
unn
mit dem Sprung ins Unbekannte ihre Qualen endet.
gkeit
Der Dichter müßte kein Sohn unserer Zeit sein, wenn er nicht
cken.
sein Thema mit der raffinirten Kleinkunst der realistischen Schule
way
hen
ausgesponnen hätte: gleich die ersten Seenen athmen eine unge¬
ahl¬
sich
schminkte Lebenswahrheit; sie sind erfüllt von einer Atmosphäre sind,
übermüthigen Sinnengenusses. Aber in sie hinein schiebt sich ein
der
düsterer Schatten, der sich schnell über die ganze Handlung breitet,
isser
das Verhängniß schreitet schnell. Auch die Nebeufiguren sind durch¬
aus charakteristisch für das Genußleben unserer Zeit. Nur der alte Für
nich
Musiker erscheint uns zu schwächlich behandelt. Diese stoische Er= Ehre
ker¬
gebung, dieses stille Zusehen, wie sein Kind ins Unglück rennt, diese
#use
Ansichten vom Glück des Lebens sind krankhafte Erscheinungen, 1 bluti
kar¬
welche der Versumpfung entsteigen, nicht aber einer vernünftigen! Bord
und
schwe
Lebensphilosophie.
Erm,
Gespielt wurde vorzüglich. In der Wiedergabe der Christine, die E¬

mnt=der Tochter des Musikers, vermochte Frau Doré wieder ihre ganze den :
Auf der Seelenmalerei zu entfalten; sie that es mit folgerichtiger Fzn i
Erstes Blatt (Abend=Ausgabe).
von. Entwickelung des Charakters und tieferschütternder Wirkung. Frl¬
Glümer bot in ihrer Art eine ebenso treffliche Charakteristik der
hafte
leichckebigen Mizi, echtes Großstadtblut. Den lustigen Elegant
nien¬
Theodor Kaiser gab Herr Leyrer mit gutem Humor, Herr Heinz
sich
Monuard spielte den Fritz Lobheimer im Ganzen der Intention des
5 der
Dichters entsprechend; bei der Wiederholung dürfte er aber duch
Zer=,
seiner Haltung ein wenig den Kavallerie=Offiziererkeinen lassen. In
reite
scharfer Prägung gab Herr Bohnée die kleine Rolle des beleidigten
er¬
Gatten. Nach dem ersten Akte, wie am Schluß des Stückes wurden
der
die Darsteller oftmals hervorgerufen.
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1
Ver¬
Al Vermischtes.
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raße— „„