II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 346

Liebelei
5. AEA
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sind für ihn auch die Weiber nur zum Erholen da.
Tragische Ver¬
wickelungen und irgendwelche Scenen liebt er
nicht. Fri#e
Lobheimer dagegen ist eine tiefgehende Natur.
Er unterhielt
irector
bislang ein sträfliches Verhältuiß mit der Frau eines Anderen und sucht
:“ von
nun im Verkehr mit Christine Weiring Beruhigung. Während aber
seinen
für deren Freundin Mizi Schlager die Liebelei die beste Unterhaltung
freuen.
ist, ist es bei Christine wahre und echte Liebe, was sie für den leicht¬
sinnigen Fritz Lobheimer empfindet. Zwar fließt in ihren Adern auch
id wer
das leichte Wiener Blut, aber sie denkt doch dabei, während die fesche
Gros
muß,
Mizi lustig in den Tag hineinlebt, ohne Moral und ohne Qual.
Ima¬
Während einer lustigen Kneiperei in der Wohnung Lobheimer's, an der
Wohl¬
die beiden Mädchen theilnehmen, ertönt plötzlich die Flurglocke. Der
etsch
lustige Theodor Kaiser eilt mit den beiden Mädchen in ein Nebenzimmer
während der Gemahl der Dame, zu der Fritz Lobheimer in einem sträf¬
ntag
lichen Verhältniß steht, das Zimmer betritt und dem Studenten die an
ien¬
seine Frau gerichteten Liebesbriefe vor die Füße wirft. Das übliche
heilen,
reins¬
Duell soll den Schlußeffect in diesem Liebesskandal bilden. Den dunklen
haben
Schatten des Todes, der nun auf einmal in diese Stimmung voll Lust
und Freude hineinfällt, hat der Dichter vortrefflich zu benutzen verstandene“
Der zweite Act zeigt uns Fritz Lobheimer in der Mansarden=Wohnung
Christinens. Arm in Arm steht er mit ihr am Feuster und läßt seine
Blicke über das Häusermeer Wiens bis zum Kahlenberge schweifen,
„Zum
dessen Gipfel im Glanze der Abendsonne erglüht. Hier kommt ihm das
Textil¬
Bewußtsein, was ihm Christine ist, daß er an ihrer Seite das Glück
sachen
gefunden haben würde, mit dem er so oft gespielt. Er verabschiedet
ir den
sich von Christine auf einen oder zwei Tage. Letztere aber ahnt die
Die
Gefahr, die dem Geliebten droht und will ihn nicht von sich lassen.
dem
Endlich gelingt es ihm, das liebende Mädchen zu beruhigen und er folgt
das
seinem Freunde, dem lebenslustigen Theodor Kaiser, um sich nach dem
Schauplatze des Duells zu begeben, den er nicht lebend wieder verlassen
e am
soll. Im dritten Act erhält Christine die Kunde von dem Tode ihres Fritz,
daß er im Duell gefallen ist, um einer Anderen willen. Das durch diese
r Ar¬
Nachricht selber zu Tode getroffene Mädchen reißt sich aus den Armen ihres
Eine
eine
verzweifelten Vaters, der sie zu trösten versucht und stürzt fort — in den
tellen,
Tod. Die Handlung ist voll Lebenswahrheit, dabei einfach und natürlich,
einer
ohne jede Künstelei. Der Dichter schiebt die moralisirende Logik gänzlich
bei Seite und fordert nur Mitleid für das in den Tod gegangene Mädchen.
sonen
Die gestrige Aufführung des literarisch sehr werthvollen Stückes war
eine ganz vorzügliche. Sämmtliche Darsteller gaben ihr Bestes. Die
alten
Hauptrolle, die der Christine, lag in den Händen der Fr. Franck und
wurde von derselben vortrefflich wiedergegeben. Ausgezeichnet verstand
es die Dame, die Gemüthlichkeit der echten Wienerin, die kleinbürgerliche
Verlegenheit und die heißeste Zärtlichkeit für den Geliebten zur Darstellung
zu bringen. Die Schlußscene des letzten Actes, in der Christine den Tod
von des Geliebten erfährt, war eine erschütternde Darstellung des feelischen
ztem Schmerzes. Frl. Dalldorf wußte die immer lebenslustige Wienerin,
ters,
die nichts tragisch nimmt, bestens zur Geltung zu bringen. Ihre Mizi
hier
Schlager war ein echtes Wiener Kind voll Gutmüthigkeit und Naivetät. Mit
leb¬
dem Wiener Dialekt fand sich die Dame ausgezeichnet ab. Herr Hänseler
enen
war völlig in seinem Elemente. Er wußte den seichten, alles ernste
Empfinden meidenden Studenten Theodor Kaiser ausgezeichnet zu
ung
charakterisiren. Ebenso wußte der Künstler die Unbehaglichkeit, welche
den
ihn beim Ueberbringen der Todesnachricht in der Wohnung Christine's
#ten,
erfaßt, vorzüglich zum Ausdruck zu bringen.
Der alte Vater
den
Christine's wurde von Herrn Körner sehr gut gespielt, desgleichen die
eter.
Strumpfwirkersfrau Katharina Binder von Frl. Lauterbach. —
glich
Dem Drama voran ging, gleichfalls als Noyität. Pailleron's einactiges
uder
Lustspiel „Gewitterschauer“ in der deutschen Bearbeitung von
fen,
Dora Duncker. Im Vordergrunde der Handlung steht die Entführung
sdet.
der von ihrem Gatten vernachlässigten Frau v. Thiais durch Herrn
auf
v. Nohant. In einer Gewitternacht langt das Paar in einem einsam
ier¬
gelegenen Wirthshause unweit der Grenze an und sucht dort Unterkunft
ber
vor den Unbilden des Wetters. Der Wagen, in welchem das Paar seine
as“
Flucht unternommen, hat Schaden gelitten und muß reparirt werden.
gen
Der Wirth übernimmt die Ausführung dieser Reparatur, will sich aber die
int.
Gelegenheit, solch vornehme Gäste gehörig zu rupfen, nicht entgehen
eist:
lassen und verschiebt die Reparatur auf den folgenden Tag, statt sie gleich
ges
vorzunehmen. Inzwischen ist die Flucht des Paares von der Freundin
viel
Jeanne's v. Thiais, der Frau v. Castelli, bemerkt worden Sie setzt den
und
Flüchtigen nach und überrascht sie in dem einsamen Alpen=Wirthshause.
1s.
Sie sucht Jeanne v. Thiais zur Rückkehr zu bewegen. Doch fallen alle
ine
ihre Worte auf unfruchtbaren Boden. Nun schließt sie die Flüchtlinge ein
fast
und beobachtet dieselben. Der Gewitterregen wird immer stärker, ebenio
sen
die Erregung des Herrn v. Unsaut und der Frau v. Thiais. Sie wollen
ein,
fliehen und sehen vom Fenster aus, daß ihr Wagen verschwunden ist,
sen.
ebenso finden sie das Zimmer verschlossen.
Mehrere auf das
Haus zukommende Gendarmen, die Schmugglern auf der Spur sind,
erhöhen die Aufregung des Paares. Louis v. Nohant entpuppt sich als
ein großer Hasenfuß, der seine Dame im Augenblicke der Gefahr im
Stiche läßt, In diesem Augenblicke tritt Frau Castelli wieder ein und
findet nun Jeanne v. Thiais geneigt, ihr zu folgen. Der „Ehrenmann“
Lonis v. Nohant bleibt zurück und wird zum Gespött der Wirthsleute.
Die Rollen derselben befanden sich bei Herrn Krause (Gastwirth
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Cabasse) und Frl. Dalldorf (dessen Frau) in den besten Händen.
igs Letztere wußte die muntere Wirthin vorzüglich zu charakterisiren. Ebenso
in
war der unbeholfene und steife, aber doch stets nach Gelderwerb lüsterne
hm
Wirth des Herrn Krause trefflich gezeichnet. Frl. Rudolfi wußte
die empfindsame und unverstandene Frau v. Thiais sehr gut wiederzugeben.
Von ihrem Partner, Herrn Stephani (Louis v. Nohant), läßt sich
it
nicht dasselbe sagen. Seine Bewegungen und Gesten sind noch genau
#enlso steif und eckig, wie vor den Ferien. Die Rolle der Frau v. Castelli
nspapgurd.# dan
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