II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 375

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Liebelei
5. Lisseer
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Teufel, der auf die Spur gelommen zu sein scheint und um leicht nehme, wie er, damit er
die Lasterhöhle herumschleicht, wie ein hungriger Löwe.
Feuilleton.
los werde. Hermann Friedrichs
Aus diesem Verhältniß, das er (aus Höflichkeit gegen
Sicilianerin durch und versichert,
den Freund) Liebe titulirt, will Freund Theodor seinen
aber ihr Herz werde ihn segnen;
Böhmische Bühne.
Orestes durch eine Liebelei herausreißen, ein Verhältniß zu
will nichts anderes als die Versich
Milkováni (Liebelei).
einem ganz und gar nicht dämonischen Frauenzimmer, dasserste Liebe gewesen sei (die letzt
Schauspiel in 3 Akten von Arthur Schnitzler.
von Anfang an nicht besonders ernst angelegt ist, rasch ge=diesem Falle viel natürlicher).
Uebersetzt von J. F. Javürek.
schlossen und leicht gelöst. Aber wie ein derart veranlagtes Niemand verlegen sein, der in de
Die Wiener sind höflich; kaum zwei Tage ist's her,
und doch nicht verworfenes Geschöpf finden? Nichts leichter
lesener ist, als ich.
daß unsere „Prodand nevésta“ ihre Antrittsvisite an der
als das: ist der Vater Gutsbesitzer, Arzt, Advokat, Haus¬
Aber das alles sind Fabulo
Wiener Hofbühne gemacht hat, nach gespannter Erwartung
herr usw., dann ist die Tochter ernst zu nehmen, sie verlangt Fischschwänzen, das abstrahirt von
mit Jubel und ungezählten Hervorrufen empfangen und zum
Verhältnisse, die auf die Ewigkeit berechnet sind, — ist der Verschiedenheit der Geschlechter: der
oftmaligen Wiederkommen aufgefordert worden ist: und
Vater dagegen Hausmeister, Flickschuster, Chorist, dann nimmt
in das Liebeslotto, daß er mit ein
schon bekommen wird Gegenbesuch aus Wien, eine ebenfalls
sie's nicht so genau, dann hat sie ein anders konstruirtes
zufrieden sein kann, das Mädchen
nicht mehr junge Novität — denn bei modernen Dramen
Hirn, dann verliebt sie sich mit dem Bewußtsein, daß sie auf Gewinn, den sie erwartet, kann ni
darf man füglich einen Monat für ein Jahr einer Smetana¬
Dauer des Verhältnisses keinen Anspruch machen kann. —
Ewigkeit! Daß es in Wirklichkeit
schen Oper rechnen — kommt vom Hofburgtheater, aber man
Probatum est, dieses Recept befolgen neun Zehntel aller
ein anderer Punkt, es handelt sich
jungen Männer.
empfängt sie mit bloßer Höflichkeit, ohne Begeisterung, ohne
wachenden Mädchenliebe. Diese ge
Beifallsstürme und bittet sie, drei= oder viermal wieder¬
Reminiscenzen an Gretchen zusamm
Friedrich kommt an die Unrechte, Christine (Frau
zukommen. Was ist schuld daran, unsere geringere Höflichkeit
Koapil) weiß zwar theoretisch, daß das Verhältniß nicht für doch wahrlich kein Frauenzimmer,
sder der Gast selbst?
immer ist, aber das ist eine blos eingeredete Ueberzeugung, ginge, aber Gretchen versteht das
wie Faust es ihr erklärk:
Ein ehrsamer Theaterabonnent datirt das Eindringen im Grunde gehört sie zu denen, die nur einmal lieben, sie
der neuen Richtung im Nationaltheater von dem Augenblicke, will das ganze Herz des Geliebten erfüllen, sie stirbt daran,
als Herr Vojan und Herr Sedläkek eine so dicke Freundschaft als sie erfährt, daß sie ihm nichts gewesen ist. Und er wird
Zu fühlen, die ewig sein muß
Ewig!
Ihr Ende würde
schloßen; sie waren richtig schon wieder in ihrer Junggesellen= viel zu spät inne, was er an ihr besessen, als er es einsieht,
Nein, kein Eude! Kein Ende
hude vollzählig beisammen, kaum daß der Vorhang aufging,da ist er bereits der Kugel des Herrn Dämon verfallen.
diesmal war's kein primitiv eingerichtetes Atelier, sondern
Dies der Inhalt.
Und das unmoralische Klärch
die mit allem Luxus eingerichtete Garconwohnung eines ver¬
Nun aber ein ernstes Wort von dieser theoretischen Egmont hingibt, der sie nie heira#
wöhnten und reichen Wiener Studenten; es hausen aber die=Ueberzeugung! Wo hat Christine die her? Sie ist in einem vom Anfang an, daß nur der Tod
selben Sorgen unter dem prachtvollen Plafond wie unter lanständigen Heim aufgewachsen, selbst ihre leichtsinnige sein wird.
jener verräucherten Decke, immer wieder hinausgeschobene Freundin Mizi (Frl. Vels) hat aus ihren Grundsätzen vor
Ist nun diese ganze eingerede
Rigorosen und Liebe. Friedrich liebt ein dämonisches Weib, sihr ein Hehl gemacht, sie hat in ihrer Bibliothek einen nens, auf der ihr Verhältniß zu
das ärgert den Freund, er mag die dämonischen Weiber (zerlesenen) Schiller und einen (halbverstandenen) Goethe ständlich, so ist das ganze Verhalte
nicht und dringt auf ein rasches Abbrechen dieses Verhält= stehen; hat sie aus diesen ihre theoretische Ueberzeugung der ganze Kontrast von dämonischen
nisses. Aber den guten Friedrich schreckte weniger das geholt?
zimmern unklar.
Dämonische des Verhältnisses (es wird auch darnach sein;
Nein, aber Christine gehört in eine ganze Familie
Unsere Jugend ist in der Lie
wir merken nichts Dämonisches als in jeder schönen Frau
alle,modernster Ausgeburten von blutjungen Dichtergehirnen,
alterlichen Ritter; der junge Man
steckt, die einen jungen Mann besucht), als eine viel konkre= zur Familie jener Liebchen, wie sie seit jeher der Student umso ernsthafter, je jünger er ist,
tere Unannehmlichkeit, die schöne Teufelin hat einen Herrn sich träumt, der immer wünscht, daß sie die Sache ebenso auch noch kurze Röcke tragen, er ###