II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 376

Liebel
box 10/4
5. Lauesei
N St. 3/0 96.
M
Teufel, der auf die Spur gekommen zu sein scheint und um leicht nehme, wie er, damit er das bischen Gewissensbisse
los werde. Hermann Friedrichs brennt einer verführten
die Lasterhöhle herumschleicht, wie ein hungriger Löwe.
ton.
Sicilianerin durch und versichert, sie werde ihm zwar fluchen,
Aus diesem Verhältniß, das er (aus Höflichkeit gegen
aber ihr Herz werde ihn segnen; Annchen in Halbe's Jugend
den Freund) Liebe titulirt, will Freund Theodor seinen
Bühne.
Orestes durch eine Liebelei herausreißen, ein Verhältniß zu
will nichts anderes als die Versicherung, daß sie ihres Hans
ebelei).
einem ganz und gar nicht dämonischen Frauenzimmer, dasserste Liebe gewesen sei (die letzte sein zu wollen, ist in
von Anfang an nicht besonders ernst angelegt ist, rasch ge=diesem Falle viel natürlicher). Um weitere Beispiele wird
n Arthur Schnitzler.
schlossen und leicht gelöst. Aber wie ein derart veranlagtes Niemand verlegen sein, der in der modernen Literatur be¬
Favürek.
lesener ist, als ich.
und doch nicht verworfenes Geschöpf finden? Nichts leichter
um zwei Tage ist's her,
Aber das alles sind Fabulosa, wie Mädchenleiber mit
als das: ist der Vater Gutsbesitzer, Arzt, Advokat, Haus¬
Antrittsvisite an der
Fischschwänzen, das abstrahirt von der ganzen physiologischen
herr usw., dann ist die Tochter ernst zu nehmen, sie verlangt
h gespannter Erwartung
Verhältnisse, die auf die Ewigkeit berechnet sind, — ist der Verschiedenheit der Geschlechter: der Jüngling setzt so wenig
Eufen empfangen und zum
in das Liebeslotto, daß er mit einem kleinen sicheren Gewinn
Vater dagegen Hausmeister, Flickschuster, Chorist, dann nimmt
rdert worden ist. und
zufrieden sein kann, das Mädchen setzt sein Alles ein, der
sie's nicht so genau, dann hat sie ein anders konstruirtes
us Wien, eine ebenfalls
Hirn, dann verliebt sie sich mit dem Bewußtsein, daß sie auf Gewinn, den sie erwartet, kann nichts Geringeres sein als
bei modernen Dramen
Ewigkeit: Daß es in Wirklichkeit dann anders kommt, ist
Dauer des Verhältnisses keinen Anspruch machen kann. —
ein Jahr einer Smetana¬
ein anderer Punkt, es handelt sich um das Gefühl der er¬
Probatum est, dieses Recept befolgen neun Zehntel aller
Hofburgtheater, aber man
wachenden Mädchenliebe. Diese ganze Christine ist ja aus
ohne Begeisterung, ohne jungen Männer.
Reminiscenzen an Gretchen zusammengesetzt, und Gretchen ist
Friedrich kommt an die Unrechte, Christine (Frau
oder viermal wieder¬
doch wahrlich kein Frauenzimmer, das auf Versorgung aus¬
Koapil) weiß zwar theoretisch, daß das Verhältniß nicht für
nsere geringere Höflichkeit
ginge, aber Gretchen versteht das „Er liebt dich“ genau so,
immer ist, aber das ist eine blos eingeredete Ueberzeugung,
wie Faust es ihr erklärt:
t datirt das Eindringen
in Grunde gehört sie zu denen, die nur einmal lieben, sie
eine Wonne
nill das ganze Herz des Geliebten erfüllen, sie stirbt daran,
ater von dem Augenblicke,
Zu fühlen, die ewig sein muß!
als sie erfährt, daß sie ihm nichts gewesen ist. Und er wird
eine so dicke Freundschaft
Ewig!
Ihr Ende würde Verzweiflung sein.
der in ihrer Junggesellen= viel zu spät inne, was er an ihr besessen, als er es einsieht,
Nein, kein Eude! Kein Ende!
daß der Vorhang aufging,sia ist er bereits der Kugel des Herrn Dämon verfallen.
Und das unmoralische Klärchen, das sich dem großen
richtetes Atelier, sondern Dies der Inhalt.
Nun aber ein ernstes Wort von dieser theoretischen Egmont hingibt, der sie nie heiraten kann, es weiß doch
Parconwohnung eines ver¬
kiten; es hausen aber die=[Ueberzeugung! Wo hat Christine die her? Sie ist in einem vom Anfang an, daß nur der Tod das Ende ihres Glückes
sein wird.
llen Plafond wie unter anständigen Heim aufgewachsen, selbst ihre leichtsinnige
Ist nun diese ganze eingeredete Ueberzeugung Christi¬
wieder hinausgeschobene [Freundin Mizi (Frl. Vels) hat aus ihren Grundsätzen vor
neus, auf der ihr Verhältniß zu Friedrich beruht, unver¬
br ein dämonisches Weib, sihr ein Hehl gemacht, sie hat in ihrer Bibliothek einen
ständlich, so ist das ganze Verhalten Friedrichs oder vielmehr
die dämonischen Weiber (zerlesenen) Schiller und einen (halbverstandenen) Goethe
Abbrechen dieses Verhält= stehen; hat sie aus diesen ihre theoretische Ueberzeugung der ganze Kontrast von dämonischen und angenehmen Frauen¬
zimmern unklar.
schreckte weniger das geholt?
Unsere Jugend ist in der Liebe der Erbe der mittel¬
wird auch darnach sein;
Nein, aber Christine gehört in eine ganze Familie
in jeder schönen Frau allermodernster Ausgeburten von blutjungen Dichtergehirnen alterlichen Ritter; der junge Mann liebt, liebt ernsthaft,
cht), als eine viel konkre= zur Familie jener Liebchen, wie sie seit jeher der Student umso ernsthafter, je jünger er ist, eine „Dame“ mag sie
Teufelin hat einen Herrr sich träumt, der immer wünscht, daß sie die Sache ebenso auch noch kurze Röcke tragen, er liebt sie rein, aufopfernd,