II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 418

5. Liebelei
box 10/5
LSDSTEI
S


nehmen scheint, stehen wir seinen letzten Werken zwar noch Liebe mit Füßen getreten, und das hat sich an ihm ge=seiner alten Pflegemutter sein. Er will genießen unt
geht mit einer jungen Wittwe auf und davon. Dami.
stürzen die Hoffnungen der Mutter in sich zusammen
mit der geziemenden Achtung gegenüber, die einem rächt. Er hat Ella Rentheim geliebt, aber um die Un¬
erstützung eines Advokaten für seine ehrgeizigen Pläne
Borkman seinerseits wird durch das Erscheinen Ellas aus
großen Dichter immer gebührt, aber die alte Begeisterung
zu erlangen, hat er sie preisgegeben und ihre Zwillings¬
seinen Träumen geweckt. Er will nicht mehr thatenlos
ist verflogen.
schwester Gunhild geheirathet. Ella aber weist die Be¬
träumen, er will sein Leben von Neuem anfangen und
Den Vorkman sollte nur eine Bühne vorführen, die ihr
werbungen Hinkel's ab und dieser, in der Meinung, daß
sich wieder emporarbeiten. Der Sohn will ihn nicht auf
Publikum mit Ibsens früheren Werken bis zur Wildente und
Borkman ihm im Wege steht, stürzt den Bankdirektor, in¬
seinem Wege begleiten. Da verläßt er mit der Geliebten
Rosmersholm vertraut gemacht hat. in deren Repertoire
dem er, was Vorkman ihm anvertraut hat, verräth, daß er
das Haus, das er seit 8 Jahren nicht verlassen hat, und
diese Stücke feste Bestandtheile sind, wie sie es verdienen.
Depots angegriffen hat, um eine großartige Spekulation ins
in einem letzten Aufwallen seiner Kraft zieht er in die
Nur dann ist das Publikum so weit geschult, daß es auch
Werk zu setzen. Borkmans Macht bricht zusammen. Er wan¬
Winternacht hinaus. Die alte Sehnsucht, die Schätze der
die eigenthümlichen Schönheiten dieses Stückes genießen
dert ins Zuchthaus. Sein Vermögen geht zu Grunde, wie
Berge zu erschließen, erwacht noch einmal in ihm, aber
kann, und nur dann sind die Schauspieler so weit ge¬
das derer, die ihm vertraut haben. Nur Ella rettet ihr
die kalte Winterluft tödtet ihn und über seiner Leiche
schult, daß sie das Stück so spielen können, daß seine
Eigenthum: denn Borkman hat das Vermögen der Ge¬
reichen sich die beiden Schwestern, die nun Alles verloren
Schwächen nicht beleidigend klar zu Tage treten. Für
liebten bei seinen Spekulationen geschont. Ella nimmt
haben, die Hände. Ist das Werk in seinen Grundgedanken
die Hosbühne treffen beide Bedingungen nicht zu. Ihr
sich der Schwester und ihres Knaben an, und als Bork¬
klar und sicher aufgebaut so ist es höchst ungleichmäßig
Stammpublikum ist an Ibsen nicht gewöhnt, und ihre
man das Zuchthaus verlassen hat, findet er, wie seine
in der Ausgestaltung. Namentlich der dritte und vierte
Schauspieler sind einem Drama wie Borkman absolut
Familie, auf einem Gute Ellas eine Zuflucht. Acht
Akt fallen stark ab, und hätten auch bei besserer Dar¬
nict gewachsen. Es muß rund heraus und mit aller
Jahre hat er nun dort verbracht, gemieden von der
stellung keinen großen Eindruck machen können. Groß
Schärfe gesagt werden, daß die Darstellung des Vorkman
Welt und gemieden von seiner Frau, die die Schande
und mit das Beste, was Ibsen je geschrieben, ist der
durchaus ungenügend war, sie war ungenügend im
des Hauses hart gemacht hat. Die Sehnsucht nach
erste Akt, die Exposition des Stückes, und ihm ebenbürtig
Ganzen und ungenügend im Einzelnen. Es rächt sich
Macht hat ihn auch jetzt noch nicht verlassen, aber in
sint einige Szenen des zweiten Aktes. Gleich nach den
hier die Gewohnheit der Direktion, von der modernen
der Einsamkeit hat sie krankhafte Formen angenommen.
ersten Sätzen des ersten Aktes ist die düstere Stimmung
Theaterliteratur nur die Geschäftstalente der Fulda,
Noch immer hofft er, daß die Stunde schlagen wird, wo
da, die uns ahnen läßt, daß bald das Schicksal mit
Schönthan, Koppel, Lothar, Philippi zu Worte kommen
er wieder ein König im Reiche des Kapitals werden
schwerem Tritt durch diese Wohnstätte verpfuschter Exi¬
zu lassen. Die Schauspieler der Hofbühne sind auf
wird, wo man ihn holen wird, da man ohne ihn nicht
stenzen gehen wird. Im zweiten Akt ist die Szene zwi¬
wirklich moderne Stücke, die literarischen Werth
auskommt. Sein einziger Umgang ist ein Schreiber, der
schen Vorkman und dem Schreiber, dem Borkmann den
haben, nicht eingespielt. Man stelle nur jetzt ein¬
sich für einen Dichter hält und gleichfalls hofft, daß ihm
Glauben an seine Dichterkraft nimmt, von grandioser
mal einen Vergleich zwischen der Hofbühne und dem
einmal die Stunde der Anerkennung schlagen wird. Bork¬
Wirkung. Aber im dritten Akt, in dem Erhard mit
Deutschen Theater an. Wie wollte denn die Hofbühne
man's Frau hat auch ihre krankhafte Hoffnung. Sie baut
der jungen Wittwe davon geht, fehlt die überzeugende
ein Stück wie Schnitz'ers Liebelei herausbringen? Ganz
auf ihren Sohn und erwartet von ihm, daßer einst die Ehre
Gestaltungskraft, und es war nur zu billigen, daß die
abgesehen davon, daß die Hofbühne keine Schauspielerin
der Familie wieder herstellen wird; das soll seine Mission
Regie am Schlusse einige Sätze gestrichen hatte, die auf
hat, die mit gleich elementarer Kraft wie Frl. Renier
sein, für die sie ihn erzieht. In den Kreis dieser
der Generalprobe stark komisch wirkten. Der letzte Akt,
die Christine im dritten Akte spielen könnte, hat sie keine
Menschen, die ihr Leben mit kranken Hoffnungen fristen,
in dem Borkman ins Gebirge geht, ließ mit seinen
Schauspielerin, die wie Frl Heböel die Mizi Schlager bewäl¬
tritt nun eines Tages Ella Rentheim, die lange Jahre
symbolistischen Motiven ganz kalt. Mehr denn je treten
#tigen könnte, und die andern Kräfte des deutschen Theaters
nicht mit ihnen verkehrt hat, und das Drama beginnt,
im Borkman einige Eigenthümlichkeiten des Ibsenschen
sind jetzt so gut eingespielt, daß die Hofbühne von dem
das einen einzigen kurzen Winterabend währt und in
Dialogs störend hervor, und es war kein Zufall, daß
Zusammenspiel dieser Kräfte zweiter und dritter Ordnung
dieser kurzen Spanne Zeit die Zerstörung aller Hoffnungen
mehr als einer der Zuschauer sich an Hartlebens Ibsen¬
lernen könnte. Es ist das eine bittere Wahrheit, aber
zeigt. Ella hat lange Zeit Berkmans Sohn bei sich
parodie „Der Frosch“ mit ihren drolligen Tiefsinnigkeiten
wer die Aufführung des Borkmann mit der der Liebelei
gehabt, ihn erzogen und als den Sohn des einstigen
erinnert fühlte. Daß sie so hervortreten wie am Samstag,
vergleicht, wird sich ihr nicht verschließen können. Wenn
Geliebten ihn herzlich liebgewonnen. Dann hat ihn die
daran war allerdings sehr viel die Darstellung schuld,
dem Deutschen Theater eine stetige Weiterentwicklung be¬
Mutter wieder reklamirt, um ihn für ihren Plan zu er¬
ziehen. Ella merkt aus seinen Briesen, daß er ihr all= über die hier weiter kein Wort verloren werden soll. Es
schieden wäre, so würde der Hofbühne, was die künst¬
war ein Labsal, Tags darauf ein schlichtes Trauerspiel
lerisch werthvollen modernen Stücke anlangt, eine gefähr¬
mählig fremd wird, und da kommt sie, als sie
ohne symbolistische Flecken wie die „Liebelei“ in einfacher,
liche Konkurrenz geschaffen werden.
G. M.
die Gewißheit erhalten, daß sie bald sterben wird,
natürlicher Weise gespielt zu :
John Gabriel Borkman hat wie alle Ibsen'schen
um Erhard wieder für sich zu gewinnen. Zwischen
Stücke der letzten zwanzig Jahre eine komplizirte Vor¬
den beiden Schwestern kommt es nun zu einem
geschichte, aus der im Drama selbst die letzten Schlüsse
leidenschaftlichen Kampfe um den Sohn. Aber der Kampf
gezogen werden. Borkman ist Bankdirektor gewesen.
ist aussichtslos. Der junge Mann hat den Egoismus!
Sein Traum ist es gewesen, ein König in der kapitalist¬
ischen Gesellschaft zu werden. Sein einziges Ziel ist die der Jugend, und will sich weder der Mission weihen,
Macht gewesen. Um diese zu erreichen. hat er seine die seine Mutter für ihn bestimmt hat, noch die Stütze