II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 421

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Lieb
5. #belei box 10/5
Tägliche Illinois
für längere Zeit seinen Platz behaupten. In¬
Deutsches Theater.
teressirende, flott sich abspielende Handlung,
Zum ersten Male: „Liebelei“, Schallspiel von hübsche Personen= und Sittenschilderungen,
leicht fließende, ansprechende Verse, sicherten
Arthur Schnitzler.
dem nur unter einzelnen Längen leidenden
Werke die gute Aufnahme, welche durch eine
Ein Stück Wirklichkeitsleben aus den
von Direktor Steinert sorgfältig geleitete
Kreisen der jungen Lebemänner in der
Darstellung gehoben wurde.
„Weaner Stadt“ hat der Verfasser in den

drei Akten seines Schauspiels mit überra¬
schender Naturtreue festgehalten. In keiner
Kleinere Feuer.

Scene fordert dasselbe zu Deutungen und
Deuteleien heraus und dabei hat die nackte
Geri“
Realität der Schilderung der Liebeleien, die
durch das ganze Stück geht, in keiner Scene
etwas Gemeines oder Abstoßendes. Es han¬
delt sich in diesem Stück nämlich wirklich um
merk
Liebeleien, um eine ernstgemeinte, um eine
einst
sehr leicht geknüpfte und um eine verbotene.
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In die letzte ist, die Moral des Ganzen ge¬
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legt. „Du mußt Dein Glück suchen, wo ich
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#es bisher gesucht und gefunden habe, dort,
von
wo es keine großen Scenen, keine Gefahren, und
teine tragischen Verwicklungen giebt, wo der
Am
Beginn keine besonderen Schwierigkeiten und
an
das Ende keine Qualen hat“, läßt der Ver¬
fasser den einen Freund (Theodor) dem an=sder
deren (Fritz) als guten Rath ertheilen. Der ur
erstere handelt auch danach; der andere aber Ce
geräth in tragische Verwickelungen. Fritz ist din
unbedacht genug gewesen, mit einer verheira= ein
theten Frau ein Liebesverhältniß anzuknüp¬ Fe
fen und muß diese schwere Schuld mit dem ur
Tobe büßen, und zwar in einem Augenblicke, ein
da ihm das Glück der wahren Liebe zum er¬
sten Male in seinem Leben zu vollem Be=er
wußtsein kommt, Des von ihm verlassene N
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Mädchen aber die Zuneigung Fritzens H
ernst genomme## und durchaus e###arenC
Charakters ist, geht — wie der Sch## des e
Stückes wenigstens errathen läßt — an die¬
ser, seiner wahren Liebe zu Grunde. Der
Dichter erörtert somit einen socialen, sittli¬
chen Begriff, und zwar nach verschiedenen
Gesichtspunkten hin. Er läßt sogar den Va¬
ter des betrogenen Mädchens für die jungen
Leute Partei ergreifen, die aus ihrer Jugend
Erinnerungen mit in's spätere Leben brin¬
gen. „Wenn das ganze Leben nureso vorbei
gegangen ist, eine Tag wie der andere, ohne
Glück und ohne Liebe, dann ist's vielleicht
besser?“ läßt er ihn an der einen Stelle fra¬
gen und an der anderen erklären: „Ob's da¬
für steht, seine jungen Jahre so einfach zum
Fenster hinauszuwerfen?“ Wenn man den
tragischen Ausgang des Liebesverhältnisses
seiner Tochter mit dem jungen Lebemann in
Betracht zieht, möchte man dem Alten sogar
Recht geben.
Unzweifelhaft ist „Liebelei" das Werk eines
tief und wahr empfindenden Dichters, frei
von allem bombastischen Redegeflunkel, un¬
gemein spannend geschrieben, von knapper,
straffer Entwickelung der Hauptidee und na¬
turwahrster Charakterzeichnung. Die Ste%
gerung der Theilnahme des Publikums für
die Hauptpersonen erfolgt erst im letzten Akte,
und so kommt es, daß dieser, und nicht, wie
sonst bei Aufbau des Schauspiels üblich, der
zweite, von zündendster Wirkung ist. Die
lhalien eigentlich nichts