Liebe
5. LSei box 10/5
Budapester Tagblatt. Nr. 135. (Seite 6.
Budapest, Sonntag
nehmen Dame ist hinter die Liebelei Nummer
der Handlung nach in der Armseligkeit der Ausstattun
eins gekommen und es findet zwischen ihm
Für eine letzte Novität war das schon — das allerletz
(Die Theaterwoche.) Die Sommersaison ne
und Fritz ein Rencontre statt, das für den Letz¬
oder, besser gesagt, die Sommerferien sind im Anzu
teren sehr ernst endet. Und sehr ernst gestaltet
Die Theaterleitungen wollen für diese Spanne Z
sich nun auch die Liebelei Nummer zwei, denn als
nicht in den Säckel greifen. So bildet denn die klei
#r eine andere Frau todt¬
Christine erfährt, daß Frit¬
geschossen und begraben wurde, ohne daß sie ihn im
Varsänyi die einzige liebliche Sensation der Theate
woche, welche Samstag in der Rolle der „Trilby“ zu
Sarge gesehen hätte, sieht sie erst, wie gering ihre
als
ersten Male im Lustspieltheater auftreten wird. D
Rolle im Leben des Menschen gewesen, den sie
Wochenrepertoire ist folgendermaßen zusammengestell
ihren Gott angebetet. Verzweifelt rennt sie aus dem
Nationaltheater: Montag „Die Kamelie
elterlichen Hause und der arme Vater sinkt gebrochen
zusammen, denn er ahnt, sie werde nicht wiederkommen.
dame", Dienstag „Serafine“, Mittwoch „Demi-vierges
Donnerstag Die Großmama“, Freitag „Nora“. Sam
Die Darstellung des trotz der Schwächen des
zweiten Aktes brillanten Stückes war eine ausgezeich¬
tag „Eine Million“ (neu einstudirt), Sonntag dassell
Opernhaus. Dienstag „Bajazzo“ und
nete. Herr Franker machte den Fritz durch sein
rothen Schuhe“, „Mittwoch „Hänsel und Gretel“ Do¬
treffliches Spiel glaubwürdig, während Herr Zeska
nerstag „Der Evangelimann“, Freitag Prüfung di
sich als fescher Jurist in seinem Elemente fühlte. Herr
Opernkurses der kön, ung. Musikakademie, Samste
Altmann lieh dem alten Weiring Bonhomie und
„Die Hugenotten“, Sonntag „Bauernehre“ und „D
überzeugenden Schmerz, ebenso thaten Frau Röckl und
rothen Schuhe“
Volkstheater: Monta
Herr Gimnig ihr Bestes. Am meisten wurde das
Mittwoch und Freitag „Der Waldmeister“. Diensta
Stück aber von den Damen get## gen, von Frl. Kal¬
„A gyimesi vadviräg“, Samsta
und Donnerstag
lina, die als flotte Modistin ihrem guten Wie¬
Lustspiel
„Der Sultan“, Sonntag „Toloncz“.
nerisch erfreute und von Frl. Medelßky, die der
theater: Die ganze Woche über „Trilby“.
Christine ein Herz lieh, das den Weg auch zu den Lip¬
pen fand. Es wurden heute Abend im Lustspieltheater
viele Thränen vergossen.
Gerichtshalle.
(Volkstheater.) Im Volkstheater gelangte heute
Die Polizei und die Preßvergehen.
die dreiaktige Operette „Waldmeister“ von Johann
Die große Frage, mit welcher sich der Reichstat
Strauß zur Aufführung, deren Libretto von Gustav
demnächst beschäftigen wird, ob es nämlich nicht gegen die
Davis gedichtet wurde. Die Operette wurde in
gesetzlich garantirte Preßfreiheit verstoße, wenn Preß
Wien vor einiger Zeit mit ziemlich bedeutendem Erfolge
übertretungen dem Geschwornengerichte entzogen und vo
aufgeführt, obwohl fast sämmtliche Stimmen der Presse
die Schwäche des Librettos konstatirten. Wir haben viel
ist für die Polizei gelöst. In der Motivirung eines in
weniger Ursache, diesem Werke mit Befangenheit gegen¬
solcher Angelegenheit erbrachten Bescheides erklärt der
überzustehen als die Wiener. Auch wir verehren in
Oberstadthauptmann heute als Appellbehörde, es sei
Johann Strauß einen begnadeten Komponisten, allein
„unzweifelhaft, daß selbst in den freiesten Ländern gewisse
der Lokalpatriotismus, welcher in Wien selbst die
Preßübertretungen zur Kompetenz der gewöhnlichen Ge¬
schwächeren Produkte seiner schöpferischen Kraft als
richte gehören“. Das ist jedenfalls schön vom Herrn
Muster der Vollkommenheit bezeichnet, ist bei uns nicht
Oberstadthauptmann, noch schöner aber ist, daß er so besorgt
vorhanden und deshalb können wir konstatiren, daß der
um die Preßfreiheit ist, daß er erklärt, die Ahndung solcher
„Waldmeister“, der heute unter dem Titel „Mäjusi
im Wege der Presse begangenen Uebertretungen solle
vor“ (Maiwein) im Volkstheater zur Aufführung gelangte,
nur in ganz unzweifelhaften Fällen vor die Uebertre¬
nicht zu den besten Werken des bedeutenden Kom¬
tungsgerichte gebracht werden. Wir haben es also glück¬
positeurs gezählt werden kann. Wie schon erwähnt
lich dahin gebracht, daß die Polizei das Gesetz über die
die Hauptursache dieses Umstandes in
wurde,
Preßfreiheit so zurechtlegt, wie es ihr eben in den Kran
der Banalität des Librettos zu suchen. Eine von
paßt, eine Auslegung, nach welcher die Preßfreiheit schon
der reizenden Sängerin Pauline (Frl. Küry) ange¬
heute theilweise konfiszirt ist. Ein klassisches Argument
sich
führte lustige Truppe Theaterdamen, welche
des Herrn Oberstadthauptmaimes aber können wir nicht
in einem kleinen „deutschmoralischen“ Städtchen nieder¬
ohne spezielle Bemerkung lassen. In seiner Motivirung“
gelassen hat, treibt mit einer ebenso übermüthigen Schaar
bringt er nämlich als Beispiel, daß es in der That
von Zöglingen der Forstakademie den tollsten Ulk, zum
solche Fälle gibt, wo die Polizei Preßübertretungen zu
Entsetzen der löblichen Behörde, welche in erster Reihe
ahnden hat, vor, daß dieser Fall eintreten muß, wenn
von dem Bezirkshauptmann Christoph Hefsele (Kassai)
Jemand sich in einer Zeitung als Arzt empfiehlt, der es
und seiner ehrsamen, in botanischen Entdeckungen ver¬
nicht ist. Nun sind wir der unmaßgeblichen Meinung,
sirten Gattin (Frau Csatai) vertreten wird. Ein
daß die Polizei allerdings das Recht hat, einen solchen
fideler Professor der Botanik (Herr Tollagi) und ein
Titelusurpator zu bestrafen, aber daß sie die betreffende
strenger Forstrath (Herr Solymossi) schürzen den
irreführende Verlautbarung nicht als den strafbaren:
Knoten der Verwicklung. Der Bezirkshauptmann hat
Thatbestand, sondern als Beweismittel zu betrachten hat,
eine junge Tochter Frida (Frau Bärdi), welche mit
ist eine Distinktion, deren Richtigkeit schon daraus er¬
dem Herrn Forstrath verloht werden soll. Ganz natür¬
hellt, weil die Polizei in solchem Falle doch nicht gegen
licher Weise liebt dieselbe aber den jungen Forstprak¬
das betreffende Blatt, sondern nur gegen den Titel¬
tikanten Boto (Herr Mihälyi). Als die Verzweif¬
usurpator einschreiten kann. Den Fall selbst, den wir
lung der Liebenden den Höhepunkt erreicht, erscheint die
als eine flagrante Verletzung der Preßfreiheit betrachten,
Primadonna Pauline als Retterin in der Noth, um
veröffentlichen wir in Folgendem:
Frida mit ihrem Boto zu vereinigen und den Forstrath
Wie erinnerlich, hat unlängst die 8. Bezirks¬
# sich selbst wegzufischen. Der lustige Kauz von einem
hauptmannschaft wegen einer in der Presse begangenen
Professor der Botanik findet sich auch rasch, indem er
„Uebertretung“ den Journalisten Max Duller zu
sich dem weiblichen Totumfaktum der Sängerin (Frl.
15 fl. Geldstrafe oder zu 2 Tagen Arrest verurtheilt.
Komäromi) um den Hals wirft. Herr und Frau
Der verurtheilte Journalist appellirte gegen dieses Urtheil
Bezirkshauptmann sagen aber zu diesem Komplex von
und bestritt zugleich die Kompetenz der Polizeibehörden,
unerwarteten Ereignissen Ja und Amen. Sie haben
Maiwein getrunken, welcher ihnen vum Herrn Pro=1 in Preßvergehen ein Urtheil zu fällen. Nun hat der
5. LSei box 10/5
Budapester Tagblatt. Nr. 135. (Seite 6.
Budapest, Sonntag
nehmen Dame ist hinter die Liebelei Nummer
der Handlung nach in der Armseligkeit der Ausstattun
eins gekommen und es findet zwischen ihm
Für eine letzte Novität war das schon — das allerletz
(Die Theaterwoche.) Die Sommersaison ne
und Fritz ein Rencontre statt, das für den Letz¬
oder, besser gesagt, die Sommerferien sind im Anzu
teren sehr ernst endet. Und sehr ernst gestaltet
Die Theaterleitungen wollen für diese Spanne Z
sich nun auch die Liebelei Nummer zwei, denn als
nicht in den Säckel greifen. So bildet denn die klei
#r eine andere Frau todt¬
Christine erfährt, daß Frit¬
geschossen und begraben wurde, ohne daß sie ihn im
Varsänyi die einzige liebliche Sensation der Theate
woche, welche Samstag in der Rolle der „Trilby“ zu
Sarge gesehen hätte, sieht sie erst, wie gering ihre
als
ersten Male im Lustspieltheater auftreten wird. D
Rolle im Leben des Menschen gewesen, den sie
Wochenrepertoire ist folgendermaßen zusammengestell
ihren Gott angebetet. Verzweifelt rennt sie aus dem
Nationaltheater: Montag „Die Kamelie
elterlichen Hause und der arme Vater sinkt gebrochen
zusammen, denn er ahnt, sie werde nicht wiederkommen.
dame", Dienstag „Serafine“, Mittwoch „Demi-vierges
Donnerstag Die Großmama“, Freitag „Nora“. Sam
Die Darstellung des trotz der Schwächen des
zweiten Aktes brillanten Stückes war eine ausgezeich¬
tag „Eine Million“ (neu einstudirt), Sonntag dassell
Opernhaus. Dienstag „Bajazzo“ und
nete. Herr Franker machte den Fritz durch sein
rothen Schuhe“, „Mittwoch „Hänsel und Gretel“ Do¬
treffliches Spiel glaubwürdig, während Herr Zeska
nerstag „Der Evangelimann“, Freitag Prüfung di
sich als fescher Jurist in seinem Elemente fühlte. Herr
Opernkurses der kön, ung. Musikakademie, Samste
Altmann lieh dem alten Weiring Bonhomie und
„Die Hugenotten“, Sonntag „Bauernehre“ und „D
überzeugenden Schmerz, ebenso thaten Frau Röckl und
rothen Schuhe“
Volkstheater: Monta
Herr Gimnig ihr Bestes. Am meisten wurde das
Mittwoch und Freitag „Der Waldmeister“. Diensta
Stück aber von den Damen get## gen, von Frl. Kal¬
„A gyimesi vadviräg“, Samsta
und Donnerstag
lina, die als flotte Modistin ihrem guten Wie¬
Lustspiel
„Der Sultan“, Sonntag „Toloncz“.
nerisch erfreute und von Frl. Medelßky, die der
theater: Die ganze Woche über „Trilby“.
Christine ein Herz lieh, das den Weg auch zu den Lip¬
pen fand. Es wurden heute Abend im Lustspieltheater
viele Thränen vergossen.
Gerichtshalle.
(Volkstheater.) Im Volkstheater gelangte heute
Die Polizei und die Preßvergehen.
die dreiaktige Operette „Waldmeister“ von Johann
Die große Frage, mit welcher sich der Reichstat
Strauß zur Aufführung, deren Libretto von Gustav
demnächst beschäftigen wird, ob es nämlich nicht gegen die
Davis gedichtet wurde. Die Operette wurde in
gesetzlich garantirte Preßfreiheit verstoße, wenn Preß
Wien vor einiger Zeit mit ziemlich bedeutendem Erfolge
übertretungen dem Geschwornengerichte entzogen und vo
aufgeführt, obwohl fast sämmtliche Stimmen der Presse
die Schwäche des Librettos konstatirten. Wir haben viel
ist für die Polizei gelöst. In der Motivirung eines in
weniger Ursache, diesem Werke mit Befangenheit gegen¬
solcher Angelegenheit erbrachten Bescheides erklärt der
überzustehen als die Wiener. Auch wir verehren in
Oberstadthauptmann heute als Appellbehörde, es sei
Johann Strauß einen begnadeten Komponisten, allein
„unzweifelhaft, daß selbst in den freiesten Ländern gewisse
der Lokalpatriotismus, welcher in Wien selbst die
Preßübertretungen zur Kompetenz der gewöhnlichen Ge¬
schwächeren Produkte seiner schöpferischen Kraft als
richte gehören“. Das ist jedenfalls schön vom Herrn
Muster der Vollkommenheit bezeichnet, ist bei uns nicht
Oberstadthauptmann, noch schöner aber ist, daß er so besorgt
vorhanden und deshalb können wir konstatiren, daß der
um die Preßfreiheit ist, daß er erklärt, die Ahndung solcher
„Waldmeister“, der heute unter dem Titel „Mäjusi
im Wege der Presse begangenen Uebertretungen solle
vor“ (Maiwein) im Volkstheater zur Aufführung gelangte,
nur in ganz unzweifelhaften Fällen vor die Uebertre¬
nicht zu den besten Werken des bedeutenden Kom¬
tungsgerichte gebracht werden. Wir haben es also glück¬
positeurs gezählt werden kann. Wie schon erwähnt
lich dahin gebracht, daß die Polizei das Gesetz über die
die Hauptursache dieses Umstandes in
wurde,
Preßfreiheit so zurechtlegt, wie es ihr eben in den Kran
der Banalität des Librettos zu suchen. Eine von
paßt, eine Auslegung, nach welcher die Preßfreiheit schon
der reizenden Sängerin Pauline (Frl. Küry) ange¬
heute theilweise konfiszirt ist. Ein klassisches Argument
sich
führte lustige Truppe Theaterdamen, welche
des Herrn Oberstadthauptmaimes aber können wir nicht
in einem kleinen „deutschmoralischen“ Städtchen nieder¬
ohne spezielle Bemerkung lassen. In seiner Motivirung“
gelassen hat, treibt mit einer ebenso übermüthigen Schaar
bringt er nämlich als Beispiel, daß es in der That
von Zöglingen der Forstakademie den tollsten Ulk, zum
solche Fälle gibt, wo die Polizei Preßübertretungen zu
Entsetzen der löblichen Behörde, welche in erster Reihe
ahnden hat, vor, daß dieser Fall eintreten muß, wenn
von dem Bezirkshauptmann Christoph Hefsele (Kassai)
Jemand sich in einer Zeitung als Arzt empfiehlt, der es
und seiner ehrsamen, in botanischen Entdeckungen ver¬
nicht ist. Nun sind wir der unmaßgeblichen Meinung,
sirten Gattin (Frau Csatai) vertreten wird. Ein
daß die Polizei allerdings das Recht hat, einen solchen
fideler Professor der Botanik (Herr Tollagi) und ein
Titelusurpator zu bestrafen, aber daß sie die betreffende
strenger Forstrath (Herr Solymossi) schürzen den
irreführende Verlautbarung nicht als den strafbaren:
Knoten der Verwicklung. Der Bezirkshauptmann hat
Thatbestand, sondern als Beweismittel zu betrachten hat,
eine junge Tochter Frida (Frau Bärdi), welche mit
ist eine Distinktion, deren Richtigkeit schon daraus er¬
dem Herrn Forstrath verloht werden soll. Ganz natür¬
hellt, weil die Polizei in solchem Falle doch nicht gegen
licher Weise liebt dieselbe aber den jungen Forstprak¬
das betreffende Blatt, sondern nur gegen den Titel¬
tikanten Boto (Herr Mihälyi). Als die Verzweif¬
usurpator einschreiten kann. Den Fall selbst, den wir
lung der Liebenden den Höhepunkt erreicht, erscheint die
als eine flagrante Verletzung der Preßfreiheit betrachten,
Primadonna Pauline als Retterin in der Noth, um
veröffentlichen wir in Folgendem:
Frida mit ihrem Boto zu vereinigen und den Forstrath
Wie erinnerlich, hat unlängst die 8. Bezirks¬
# sich selbst wegzufischen. Der lustige Kauz von einem
hauptmannschaft wegen einer in der Presse begangenen
Professor der Botanik findet sich auch rasch, indem er
„Uebertretung“ den Journalisten Max Duller zu
sich dem weiblichen Totumfaktum der Sängerin (Frl.
15 fl. Geldstrafe oder zu 2 Tagen Arrest verurtheilt.
Komäromi) um den Hals wirft. Herr und Frau
Der verurtheilte Journalist appellirte gegen dieses Urtheil
Bezirkshauptmann sagen aber zu diesem Komplex von
und bestritt zugleich die Kompetenz der Polizeibehörden,
unerwarteten Ereignissen Ja und Amen. Sie haben
Maiwein getrunken, welcher ihnen vum Herrn Pro=1 in Preßvergehen ein Urtheil zu fällen. Nun hat der