II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 469

Liebelei
box 10/6
5. Snennn un
iein. Es steht fest, das.
Lenigsiens 42 Personen getödtet worden sind.
Theater, Kunst und Aneratur.
Burgtheater. Mit jeder neuen Rolle, welche
Fräulein Medelsky spielt, faßt die junge, begnadete
Künstlerin festeren Fuß in ihrem Beruf, wächst der an¬

fangs so eng umschrieben scheinende Kreis ihres Dar¬
1.)
stellungsvermögens, wendet sich ihr die Gunst des Publicums h.
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mit größerer Entschiedenheit zu. Erst neulich legte sie
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mit der Donna Leonor im „Mädchentraum“ eine wahr¬
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haft glänzende Probe ihrer ungewöhnlichen Begabung ab.
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Sie konnte die Zuschauer nicht mehr überraschen als jene
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aragonesische Prinzessin ihren Hof: beide sahen eine fertige
zeit
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Regentin vor sich, ein für den Thron gebornes, mit allen

Attributen der natürlichen Hoheit ausgestattetes weib¬
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liches Geschöpf, das den Hermelin mit königlichem
letzte
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Anstande trug. Die Mündigkeitserklärung der Fürstin
sprach auch die Schauspielerin los; sie hat ihre Lehrjahre
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hinter sich und ihre Meisterjahre beginnen. Was wir vor¬
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züglich an Fräulein Medelsky bewundern, ist der Instinct,
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mit welchem sie Uebergänge für das Sprunghafte und
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Unvermittelte findet. Man könnte meinen, daß, wo auch
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die feinste Kunst zu versagen droht, die glückliche Natur
leben
für diese bei ihr eintritt, wüßte man nicht, daß hier die
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eine mit der anderen ein unzertrennliches Bündniß geschlossen
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hat. Es war eine Freude, die geniale Schauspielerin gestern
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als Christine in Schnitzler's „Liebelei“ zu sehen. Gerade in
Hand
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Wien
diesem, durch das starke, in frappanten Wirklichkeitsbildern
sein,
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sich bethätigende Talent des Dichters zusar mengehaltenen
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Drama bedarf die Trägerin der führenden Rolle einer
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gleichsam auch zwischen den Acten fühlbar werdenden
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Kraft, welche die epischen Elemente des Stückes mit den
nicht
dramatischen verbindet. Fräulein Medelsky gab das
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moderne Wiener Gretchen (was Christine Weiring ja mutatis
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mutandis im Grunde genommen ist) mit hinreißender
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Wirkung; sie fing als Nulve an, ging zur Sentimentalen
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dem
über, um als tragische Heldin zu enden, und blieb doch
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immer dasselbe schlichte, herzige Mädel. Die Schlußseene,
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welche den täuschenden Eindruck eines furchtbaren Erlehnisses
die
machte, schlug wie der Blitz ein und erweckte donnernden
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Beifall. — Fräulein Lissitz fand in der Darstellung der
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gewissenlosen Mizi Schlager die leichtere Aufgabe, die sie
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nicht ungeschickt löste. Herr Gimnig verdarb sich als
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Rächer seiner Gattenehre das Spiel durch eine ungeschickte
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Maske.
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M. K.
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Carl=Theater. Wie Tegernseer gewinnen Au¬
.— —c WretroeeiBeutst
(Burgtheater.) Für das beurlaubte Fräulein Adele
Sandrock spielte Fräulein Medelsky gestern die Christine
in der „Liebelei“, und es war, als ob sie damit ein ange¬
borenes Recht ausüben würde. Einer höheren Gerechtigkeit
zuliebe sollte man ausnahmsweise über Anciennität hinweg¬
sehen und Fräulein Medelsky für immer im Besitze dieser
Rolle belassen, die ihr gebührt, weil ihre ganze äußere und
innere Art, ihre Herkunft und ihre Mittel, ihre Jugend
und ihre natürliche Sprache dem Wesen der Christine auf's
Innigste verwandt sind. Selten deckt sich die Individualität
einer Schauspielerin so glücklich und vollkommen mit der
einer Rolle. Die Christine und das Fräulein, beinahe hätte
ich gesagt „die Fräul'n“ Medelsky sind die engsten Lands¬
leute, „Nachbarskinder“ sozusagen. Das liebe kleine Vorstadt¬
mädel haftet der Medelsky noch in allen Kleidern
in ihrem Wienerisch klingen alle
Verkleidungen;
und
ihre Gefühlsaccente ungedämpft von den Vorschriften
der Sprachmeister. Mit dem Mutterdialect kann sie
ihre ganze Urwüchsigkeit entfalten, und so wirkte sie gestern
mit einer Echtheit, wie noch nie vorher. Ihre Gestalt ist so
sehr von junger Liebe und erster, schmerzlicher Zärtlichkeit
umduftet, daß sie dem Stück ein neues Blühen schenken
konnte und durch sie erst die „Liebelei“ in ihren wahren
Frühlingsfarben erschien. Im letzten Act erhöhte und er¬
wärmte sie die Rührung bis zur glühenden Temperatur des
Tragischen; es war das Beste, was sie seit dem Gretchen
geleistet hat. Die Schlager Mitzi war in Abwesenheit des
Fräuleins Kallina an Fräulein Littitz gerathen, die sich
nicht ungeschickt anstellte. Ein bischen zu derb, zu wenig
liebenswürdig und vor Allem ungraziös in ihren Bewe¬
zurück
gungen, blieb sie hinter ihrer Vorgänaerin
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„Eine
selnde abnehmende Bewölkung, warm, leichte Gewitterbildung
nicht ganz ausgeschlossen.
Wohl
Theater und Kunst.
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Im Hofburgtheater spielte gestern Frl. Medelsky (R
zum ersten Male das liebende und leidende Wiener Mädel Som
in Schnitzlers: „Liebelei“ mit bestem Erfolge. Jung Aben
und unerfahren sein und aussehen und Künstlerin dabei, Dien
das erfordert die Gestalt, das bringt ihr Frl. Medelsky als Biber
mäßi
Morgengabe. Sie hat die Rolle kürzlich, wir glauben in
Wiener=Neustadt, unter den Augen unseres Dichters gespielt, 28.,
und Arthur Schnitzler konnte nicht Gutes genug von ihr Krer
sagen. Mit ihm stimmten gestern auch die Besucher des tag,
bur
Burgtheaters überein.
Im Carl-TL¬
weiter
hrig abbnmten.
* Fräulein Medelsky hat gestern im Burg¬
stheater die Rolle der Christine in Schnitzler's
„Liebelei“ gespielt. Die bisherige Trägerin dieser
Partie war Adele Sandrock. Wir werden keine Vergleiche
anstellen, wir constatiren, daß Fräulein Medelsky einen
bedeutenden und verdienten Erfolg erzielte. Die junge,
begnadete Künstlerin tauchte anfänglich die Gestalt
des
„süßen, lieben Mädels“
in Sentimentalität,
bald fand
jedoch die richtigen Accente.
Fräulein Medelsky lieh der Figur keuschen Reiz, ihre
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Empfindung trug den Stempel der Wahrheit. Im letzten
Aufzuge riß das wirkungsvoll gesteigerte, ergreifende
Spiel das Publicum zu rauschenden Beifallskundgebungen
hin. Neu war auch Fräulein Littitz als Schlager
Mizzi. Sie bemuhte sich, zu charakterisiren, Farbe zu
geben blieb ihr versagt. Die unschönen Bewegungen muß
sich Fräulein Littitz abgewöhnen. Beiden Damen floß der
Wiener Dialekt leicht von den Livyen.