II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 498

Liebelei
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5. Jn eneetenn
Telefon 12801.
Ausschnitt
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte,
10
Nr.
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37
„OBSERVER“
32 J U Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschi I österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Nr. 2
„OBSERVER“
Filiale in Budapest: „Figyelö“. VIII. Josefsring 31a. —
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachricht
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Mänchner alsgemeine Zeitung
Ausschnitt aus:
— Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a. —
8./ 97.
Ausschnitt aus: Münchner Neueste Nachrichten

Feuilleton.
24. MAl 1898
vom
—e
Sch. Münchener Schauspielhaus. In Schuitzlers.
—1. h. Münchner Schauspielhaus. Sonntag, der
„Liebelei“ spielte Adele Sandrock die Christine. Das
22. Mai: „Liebelei“, Schauspiel in drei Akten vor
thur Schnitzler. — Das Stück ist von mehreren Auf¬
„liebe süße Mädel“, das sich der Autor gedacht haben mag,
ührungen im „Deutschen Theater“ unter der Direktion
war sie nicht, der zarte kindliche Zauber fehlte dieser Figur,
ßthaler bekannt: Ein guter Ausschnitt aus dem
die mehr Maria Magdalena als Christine war. Die ganze
udentenleben der modernen Großstadt mit Wiener Färb¬
Erscheinung des Gastes wirkt zu frauenhaft, das verträgt die
ig, reich an liebenswürdigen und wahren Zügen, wenn
herbe Hebbel'sche Gestalt viel eher. Frl. Sandrock hat als
auch nicht frei von Wienerischer Sentimentalität. Technisch.
geborene Holländerin die deutsche Sprache erst lernen müssen,
betrachtet ist jeder Akt ein gutgeschlossenes Ganzes mit
es ist begreiflich, daß sie auf den Wiener Dialekt ganz ver¬
wirkungsvoll vertheilten Stimmungskontrasten. Verun¬
zichtete und hochdeutsch sprach. Man vermißt ihn ungern,
glückt bleibt allein der Schluß: nicht ausreichend
motivirt in seinem tragischen Ausgang und der Vorgang
umsomehr, als die frühere Vertreterin der Rolle ihn voll¬
selbst nicht klar genug herausgestellt. Wenn es auch kein
kommen beherrschte. Das Spiel war besonders im letzten
Drama ist, und die anfängliche Ueberschätzung des
Akt herrlich. Einfacher, mit geringeren äußeren Mitteln läßt
Schnitzler'schen Sittenbildes sich rasch abgekühlt hat, so
sich diese rührende Figur kaum wiedergeben. Sehr interessant
möchte man sich immerhin mehr von der Sorte wünschen.
ist es, zu beobachten, wie Frl. Sandrock viele Sätze hinter¬
Wäre Schnitzler doch bei diesem Leisten geblieben! Man
einander trocken und ohne jeden Accent spricht, um dann
würde ihm dankbarer dafür sein als für „Freiwild“ u. dgl.
plötzlich im Affekt ihrem Temperament die Zügel schießen zu
Eine recht gute Aufführung brachte das Stück am Sonn¬
lassen, derartige Ausbrüche der Leidenschaft üben immer
tag Abend voll zur Geltung. Beherrschten auch die Dar¬
wieder dieselbe intensive Wirkung aus. Das Schönste aber
steller die Wiener Mundart nicht alle gleich gut, so hatten
kommt gewöhnlich nach dem Sturm; das stille Weinen und
die wichtigeren Rollen doch sämmtlich passende Besetzung
das Sprechen unter Thränen, nie haben wir es mit gleich
gefunden. Den Damen gebührt der Vortritt: Fräulein
Triesch spielte die Christine mit der ganzen Wärme ihres
erschütternder Echtheit gehört. Der Beifall war sehr stark.
weiblich=schmiegsamen Wesens. Den Dialekt verstand sie
Einige Aenderungen in der Besetzung waren uns neu.
namentlich in der schwierigen Leidenschaftsszene am Schluß
Der Fritz des Hrn. Rüst war recht gut und berührte sehr
mit sicherem künstlerischem Takt zu verwenden. Es war eine
sympathisch, hatte aber leider nicht gut gelernt. Frln.
Erquickung, die Künstlerin einmal wieder in einer mensch¬
Enzinger gab die Binder, wir sind in der angenehmen
lichen Rolle zu sehen und „Theodor“ hat auch vom künst¬
Lage, konstatiren zu können, daß sie unsres Erachtens für die
lerischen Standpunkt aus ganz Recht, in dem Stück zu
Rolle zu jung ist, sie aber dennoch geschickt durchführte. Hr.
Taltba
sagen: „So ein liebes Mädel ist zehnmal mehr werth
Sturm gab den Herrn, er dürfte weniger stark auftragen.
im Voraus
als alle dämonischen Weiber zusammen.“ Frln. Bré
22
Die famose Mizi des Frlu. Bré hatte wieder die Lacher auf
spielte die kleine Wiener Modistin „Mizi“ so ausge¬
ihrer Seite. Es folgte noch das „Abschiedssouper“ von
litte ist das
50 Zeit lassen und keck, wie es dieses in der modernen Wiener
inclusive
steht es den
demselben Verfasser, eine ungemein geschickt gemachte, launige
Literatur typisch gewordene „kleine süße Vorstadt¬
100
Porto.
mädel“ verlangt. Ihre Fertigkeit im Dialektsprechen
und humorvolle literarische Kleinig eit, die dank einem wahren jindern.
Zahlbar
200
hatte großen Erfolg. Das Freundespaar Fritz und
im Voraus
Kabinetstückchen trockener Komik, das Frln. Sandrock als
Theodor war durch die Herren Drach und Stock recht gut
Balletratte Annie lieferte, großen Erfolg hatte. Es wäre
1000
vertreten. Den alten Musikus Weiring gab Herr Wallner
ungeschickt, den Lesern, die diese reizende Scene aus „Anatol“
Im G
(wie immer vorzüglich in der Maske) in der ihm geläufigen hitte ist dar
noch genießen wollen, durch Erzählung des unbedeutenden
Sonnement
Spieltradition des Wiener Volksstückes. Noch sei der Regie steht es den
Inhalts die Pointen zu verderben, der Titel sagt ja wohl!
hninenten
des Herrn Stollberg gedacht, der wieder einmal ein ändern.
genug. Was der Gast darin bot, war wieder einmal¬
stimmungsvolles Interieur aus der Wohnung des Klein¬
bürgers in allen Details vortrefflich arrangirt hat. Das
vollendet. Dieses freche, dirnenhafte Phlegma, diese gemüth¬
Publikum spendete der Aufführung die Anerkennung, die
liche Dreistigkeit in jeder Bewegung und jedem Ton sind
sie verdient, in reichstem Maß.
nicht zu beschreiben. Dabei alles gesehen, beobachtet mit
[ungemeiner Schärfe und mit verblüffender Lebenswahrheit
wiedergegeben. Diese Tragödin hat viel mehr natürliche Komik
als die meisten Komiker, es gab auch diesmal im Zuschauer¬
raum Thränen, aber vom Lachen. Recht hübsch und elegant
führten die HH. Stock und Sturm ihre Rollen durch. Am
Schluß gab es für den Gast einen prächtigen Blumenkorb
und endlose Hervorrufe.—