II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 504

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Liebelei
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Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“. VIII. Josefsring 31 a. —
Ausschnitt aus: 1
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Vor den Coulissen.
Im „Lessing=Theater“ kann sich das Sorma¬
ausgehungerte Publikum jetzt gütlich thun. Gestern
Abend spielte Frau Sorma sogar eine neue Rolle,
die Beatrice in Felices Cavalotti's fein¬
sinnigem Lustspiel „Jephta's Tochter“
Ein holdes, neckisches Kind mit großen, süßen,
räumerischen Augen, tritt sie zuerst über die Schwelle,
huscht sie herein und wieder hinaus, als Besuch im
Zimmer ihres Gatten ist. Dann ist es allerliebst zu
jehen, wie aus diesem anscheinend so unerfahren und
harmlosen Geschöpfchen sich eine kleine Kokette von
berückender Anmuth entwickelt, eine Schelmin, die den
Herrn Gemahl zappeln läßt und sich an seinen Sprün¬
gen ergötzt. Und dabei webt um diese Gestalt der
Beatrice etwas Frühlingswarmes ein zarter
Duft von Poesie. Endlich läßt uns die Sorma'sche
Darstellung mit ihrer wunderbaren, überzeugenden
Eindringlichkeit sehen, wie die jungfräuliche Gattin zum
Weibe wird, zum leidenschaftlichen, glühend liebenden;
Weibe, das sich den Gatten erkämpft und in der De¬
müthigung einer gefährlichen Nebenbuhlerin die Wonne
der völligen Besitzergreifung doppelt genießt. Das
entzückte Publikum rief die Sorma immer wieder an
die Rampe hervor. Die heikle Rolle der Baronin
Arsenia wurde von Rosa Bertens mit geistvoller;
Schärfe gespielt.
Auf den Einacter des Italiener's folgte Schnitzler's
50 21
Für
„Liebelei“. Als Christine übte Agnes Sorma wiever gelusive
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den ganzen Zauber ihrer großen Seelen=Kunst. Dieses Porto.“
Vorau:
200
Musikertöchterlein ist bei aller Zärtlichkeit von einer Pahlber¬
500
herben Keuschheit des Empfindens; der unsäglich weh¬
ist
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müthige Blick ihrer Augen, der warmzitternde Klang
Im
der Stimme läßt ahnen, daß die arme Christine zus##es¬
Abonnemer
denen zählt, „welche sterben, wenn sie lieben“. Manhrn.
Abonnente
weiß, mit wie herzzermalmender Kraft die Künstlerin
die seelische Vernichtung Christinens bis zum wilden
Aufschrei der Verzweiflung zum Ausdruck bringt.
Herr Alfred Halm war als Fritz etwas
hölzern. Der Theodor ist eine der echtesten und
liebenswürdigsten Leistungen Jarno's, die schon im
„Deutschen Theater“ verdienten Erfolg fand. Eine
ergreifende Gestalt von schlichter Lebenswahrheit war
der alte Weiring Hans Pagay's. Als Mizi
Schlager wirkte Fräulein Elvira Clemens
durch den naiven Leichtsinn und die drollige Feschheit
des echten wiener Madl's köstlich. Die bedeutsame
Episode des Rechenschaft fordernden Gatten wurde
von Herrn Pfeil vortrefflich zur Geltung gebracht.
J.

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3. 1
= Lessing=Theater. Viertes Gastspiel von Agnes:
Sorma: „Jephta's Tochter“, Lustspiel in einem Aufzuge
von Felice Cavalotti, in deutscher Bearbeitung von Alfred Halm,
und „Liebelei“ Frau Sorma zeigte sich gestern von zwei
Seiten: als Virtüosin mit all den kleinen Ungezogenheiten, die
einem so verwöhnten Glückskinde eigen sind und als wirkliche Künstlerin,
die sich durch die elementare Gewalt ihrer fascinirenden Darstellung
die Herzen des Publiums im Sturm erobert. In „Jephta's
Tochter“ das durch die Umarbeitung der Szenenführung und
des Dialogs nur gewonnen hat, spielte Frau Sorma die gescheidte
kleine Frau Beatrice mit all den traditionellen Mätzchen, die an¬
zuwenden eine nur noch gastirende Künstlerin für erlaubt hält.
Wie ein unklares Gewebe, aus dem hin und wieder ein ge¬
künsteltes Lächeln, ein unnöthiges Augenzwinkern auf¬
leuchtete, lag es über der Darstellung dieser warm empfindenden
Frauenseele. Nichts Festes, keine individualisirte Zeichnung, nur
Komödie und ab und zu ein wirklich packender Moment. Die
Augenblicke, in denen die Innigkeit und am Ende die mädchenhafte
Scham zum Durchbruch kommt, kamen sehr gut heraus, doch trugen
eben diese wenigen Lichtpunkte nur dazu bei, die Ungleichheit
u beleuchten. Als Christine in
der Leistung greller
hingegen vermochte Frau Sorma voll
„Liebelei“
und ganz zu befriedigen. Es war eine Figur aus einem Guß,
ein von Anfang bis zu Ende logisch entwickelter und mit
künstlerischer Vollendung durchgeführter Charakter. Die ganze
Skala der Empfindungen, die sich in der Seele dieses zum ersten
Mal mit der Gluth der Leidenschaft liebenden Mädchens abspielt,
die keusche Einfachheit, das stille Glück, die marternden
Zweifel und endlich der herzzerreißende Jammer des um sein;
Lebensglück betrogenen Weibes wurden von der Künstlerin mit
brillanter Auffassung und packender und tiefergreifender Seelen¬
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malerei geschildert. Im letzten Akt besonders hatte Frau Sorma
Porto.
Momente von erschütternder Tragik und es gab wohl
Zahlbar
Keinen, der sich dem Zauber ihres wunderbaren Spiels entziehen im Voraus
konnte. Der Bann, in den sie ihre Hörer geschlagen, löste sich nach
einer unheimlich langen Pause in nicht endenwollendem Beifall, der jite ist la¬
die Künstlerin immer und immer wieder vor die Rampe rief. steht es den
Auch die übrigen Darsteller gaben ihr Bestes. Hans Pagav adern.
als alter Violinspieler bot ein Kabinetstück von scharfer
und prägnanter Charakteristik. Joseph Jarno fand für
alle Seelenzustände des leichtlebigen Theodor Kaiser den
rechten Ton und Elvira Clemens zeichnete die
allzu fesche Mizi mit viel Temperament. Alfred Halm, der
h neben Rosa Bertens und Carl Waldow auch um die,
Darstellung von „Jephta's Tochter“ verdient gemacht hatte, fand
sich mit der undankbaren Rolle des Fritz Lobheimer eben ab. M. S