II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 506

Liebele
5. —1
box 10

0
Telefon 12801.
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
Ausschnitt
„OBSERVER“
Nr. 74
I. öste r. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31a. —
Ausschnitt aus:
OSt, Berl
vom 10½ 00
Lessing=Theater.
In dem feinsinnigen, zuweilen von echter dichteri¬
scher St mmung erfüllten Drama „Liebelei“ einem
der besten Erzeugnisse der neueren Wiener Schrift¬
stellerschule, zeigte Frau Sorma gestern wieder, wie
reich begabt sie ist, und wie sie es versteht,
jede Gefühlsnüance mit vollendetem seelischen Aus¬
druck darzustellen. Christine, die schlichte Heldin
der Liebelei, ist ein einfaches, gemüthvolles Wiener
Kind. umflossen von der Anmuth und stillen Grazie, die
bezaubernd wirkt, weil sie frei von aller Koketterie
ist. Sie liebt ihren Fritz, den feschen und liebens¬
würdigen Wiener jungen Studenten, mit all der
Hingabe und Treue, deren ihre reine Seele fäbig ist.
Für sie ist diese Liebe ihr Sein, und nichts wird mehr
nach dieser Leidenschaft ihr Herz ausfüllen können.
Aber für Fritz ist diese Affaire mit Christine
nur eine Episode unter vielen Liebesabenteuern,
deren eines mit der Frau eines andern zu einer
tragischen Katastrophe für ihn führt. Er muß sich
duelliren und fällt im Zweikampf. Und in
Christine als ihr bekannt wird, daß ihr
Fritz gefallen
für eine andere, ohne
ihrer zu denken, ohne ihr auch nur einen Gruß oder
ein schriftliches Wort des Abschieds zu hinterlassen,
stirbt aller Lebensmuth. Ihr ist Lebensinhalt ge¬
wesen was jenem nur Liebelei war. Unter
der Last des unstillbaren Leids bricht sie zu¬
dem Geliebten in den Tod
sammen, um
zu folgen. Frau Sorma verkörperte die Christine
so fein und so lieb, daß sie in den ersten Akten be¬
Fer 50 Zeitung
zaubernd wirkte. In der großen Sceue, als sie von
" 100
elus.ve
dem Tode ihres Fritz Bolschaft erhält, wuchs das sporto.
" 200
einfache Mädchen zu beldenhafter Größe. Die Töne, Gahlbar
„ 500
welche Frau Sorma für ihren Schmerz fand, waren) Voraus
„ 1000
so echt und ergreifend, daß der Beifall des Publikums
im Gegen sich zu höchster Begeisterung steigerte.
ist das
Abonnement dur
In dem Einakter „Jephias Tochter“ einem ht es den
graziösen Werk des Italieners Cavalotti, ern.
Abonnenten frei
welches der Liebelei vorangegangen war, planderte Frau
Sorma entzückend in der Rolle einer jungen Frau,
die sich durch List und Schönheit die Liebe ihres
Ebemannes, eines ehemaligen Don Juan, dauernd
erringt.
In beiden Stücken unterstützten die
übrigen Darsteller Frau Sorma nur wenig. Einige
Rollen in der Liebelei wurden sogar unter dem
Provinz=Niveau gespielt.
Dr. M. S.,