II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 511

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Liebele
5.

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Ausschnitt aus-Norddeuisch ungimeme Mo¬
vom 7.MA11899
In zwei Stücken von Schnitzler. als Christine
in „Liebelei“ und als Annie in „Abschiedssouper“.
setzte am Freitaa Abend im Lessing=Theater Adele.
E ndrock ihr Gastspiel fort. In beiden Rollen hat die
teressante Schauspielerin schon fruher beim Berliner Publikum
ünstige Aufnahme gefunden, und von diesem Beifall, der
ezollt wurde, soll hier nichts Er¬
vorgestern wied
abgezogen werden. Das Bild der Christine ver¬
n den beiden ersten. Aufzngen mehr, als es in der
liegt, neben der erfrischend natürlichen Lustigkeit des
in Klemens (als Mizi Schlager). Adele Sandrock gab
sehr eine Vertreterin des „amour grin¬
cht
x“, der nörgelnden Liebe, würden wir im Deutschen
daß dieser Ausdruck den Tadel des
igen, ohne
Es fehlte etwas von der
Französischen erschöpft.
Naivetät des jugendlichen Mädchens aus dem Volke
ein Klärchen=Schimmer. Wenn aber Schnitzlers Christine
einen solchen nicht braucht, wenn es genügt, daß sie im dritten
Aufzug physiologisch echte Thränen vergießt und zwei=, drei¬
zgal aus verwundetem Herzen naturgetreu aufstöhnt, so kann
Fräulein Sandrock immer eines achtungswerthen Erfolges
sicher sein. — Herrn Jarno gelang der ironisch=heitere
Theodor besser als am Schluß der trauernde. Herr Pagay
s Christinens Vater und Sosie Pagay als Strumpf¬
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sfrau erfreuten wie oft, durch den redlichen Wirklich¬
nn ihres Spiels. — Die Annie im „Abschiedssouper“
war eine wohlgetroffene Enkanaillirung des Typus der ver¬
lassenden und verlassenen Weiblichkeit. Adele Sandrock kann.
Für
das also auch, aber — Hansi Niese kann es noch besser.

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vom 6/9%*)
Lessing=Theater. Arthur Schnitzler's
Christine
„Liebelei“ und „Abschiedssollder“;
und Annie: Frl. Adele Sandrock als Gast.
Nehmen wir zuerst den Einakter, denn in diesem zeigte sich
Adele Sandrock in ihrer ganzen Kunst. Sie stattete die
Annie mit so viel liebenswürdiger Lustigkeit, mit so viel
ausgelassener Heiterkeit aus, daß des Beifalls sowohl auf offener
Szene, wie nach dem Aktschlusse gar kein Ende war. Es war ein
wohlverdienter, großer Erfolg, so groß — daß er es uns fast ver¬
gessen ließ, daß der Gast in der vorhergegangenen
„Liebelei“ keine tiefere Wirkung hatte erzielen können. Adele
Sandrock hätte die Christine besser ihrem Repertoire nicht auf die
Dauer einverleiben sollen. Sie ist eine große Künstlerin des
Temperaments. Sie durchläuft die ganze Skala der Leidenschaft,
deren wildeste Accente ihrem Naturell entsprechen. Sie ist eine
Meisterin der Explosionen, von hinreißendem Feuer und einer
Gewalt der Töne, die betäubt und erschüttert. Aber auch der
Schmerz, der sich nach innen gräbt, die Raserei der Gefühle in das
eigene Gemüth zurückträgt, liegt im Bereiche ihrer Kunst. Doch nur als
das kleinere Theil. Sie wird darum niemals eine Gestalt verfehlen,
die ganz auf das Lyrische gestimmt ist, aber auch niemals mit ihr
eine so faszinirende Wirkung erzielen, wie sie es mit den Flammen
ihrer Reden und Geberden bewicken kann. Die Christine ist
eine milde, weiche Wienerin; Adele Sandrock ist eine herbe,
scharfgekantete Natur aus einem anderen Himmelsstriche. Sie
wird als Künstlerin das Wesen keiner darzustellenden Figur falsch
begreifen, aber die letzten und entscheidenden Wirkungen wird sie
bei so entgegengesetzter Artung nicht finden. Auch die Sorma
ist keine Christine gewesen, nicht einmal eine so interessante
Christiue wie Adele Sandrock, und vielleicht kam die geniale
Sonbrette Hansi Niese dem wienerischen Typus am nächsten. neiv¬
Für
1(Das süße Wiener Mädl, wie es Schnitzler gestaltete, wird wohl irto.
Zwwenig vollkommene Darstellerinnen finden. Die Figur wird uns albar
Rheim Lesen immer mehr entzücken als auf der Bühne. Vielleicht, soraus.
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daß das junge Genie der Medelsky sie ganz erfassen kann.
Ergriffen hat Adele Sandrock nicht. Es war ein wunderbar ist das
Aboungespielter Schmerz im Schlußakte, wo sie die ganze Virtnosität it es den
Abonnihres Beinens spielen ließ. Es ist ein ungemein fein durch¬
gearl er Akt, wie sie ihn führt, ein Beweis, wie sie sich auch
Gebiete mit künstlerischer Sicherheit bewähren kann —
auf
ts mehr. Die übrige Darstellung trug nicht die Kenn¬
Jabe
iner schnellen Einstudirung. Das Talent des Fräulein
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& Clemens ist schon früher sehr aufgefallen; es fehlte
E
er bis jetzt die richtige Bethätigung und darum über¬
gestern ihre M'zi Schlager. Ein ursprünglicher, naiver
wächst da aus einer jugendlichen Liebenswürdigkeit heraus,
le, frische Heiterkeit, der ganze tanzfrohe Leichtsinn des
Wiener Vorstadtmädels blühte in der Gestalt. Die junge
erin berechtigt zu sehr schönen Hoffnungen. Recht nett war
ritz des Herin Alfred Halm. In ergreisender Schlichtheit
ie Haus Pagan den alten Weiring. Zwei glänzende
stungen bot Josef Jarno; er war als Theodor und ald,
RK
natol gleich unübertrefflich.