II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 534

Liebelei
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Ausschaitt
105
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Ausschnitt aus: Sisleirter Wesen
vom //82)
Neurs Theater. Hundstagsschwüle, drückend,
bleiern. Trotzdem ein volles Haus. Wie ist das
Wunder zu erklären? Durch die Niese und durch
die Wahl des Stücks. Den Kobold, der auf den
Namen Hansi Niese hört, in einer ernsten, er¬
schütternden Rolle zu sehen, hat gewiß den Reiz der
Pikanterie für sich. Aber noch mehr; es ist ein
künstlerisches Ereigniß. Freilich kein neues. Denn
schon im vorigen Jahre hat die Niese in der „Liebelei“
dem zu Unrecht verhimmelten Schnitzlerschen Rührstück,
die Rolle der Christine gegeben und damit einen
vollen Erfolg erzielt. Auch gestern blieb ihr dieser
Erfolg treu und er war namentlich im dritten Akte,
in dem die Künstlerin ein Meisterstück packender
Seelenmalerei bot, ein vollauf verdienter. Trotzdem
ist mir „Das Abschiedssouper“ mit der Niese lieber,
als „eine Liebelei“ mit ihr, denn in dem Anatole¬
stück ist die Künstlerin so recht in ihrem Element.
und sie hält sich in der Wein stimmung dieser
prächtigen Scene für die „Wein“=Stimmung in dem
Rührstücke vorher so schadlos wie ihr Temperament
das verlangt.
A. B 1.
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vom /83)
Neues Theater.
Nachdem uns vor kurzem erst Adele Sandrock
fals Christine in Schnitzlers „Liebelei“ tödlich er¬
schreckt, trat gestern Hausi Niese in dieser sympa¬
thischen Rolle des Wiener Mädels auf. War die
Sandrock zu sehr Heroine in einem Stück, das nichts,
aber auch gar nichts Heroisches hat, so war
die Niese — nicht in ihrem Spiel, aber in ihrer
—ein wenig
Erscheinung und manchmal im Ton
zu soubrettenhaft. Sie kann eben nichts für ihr
0
frisches Gesicht und ihr fideles Näschen. Man er¬
wartete von dieser Cbristine immer ein helles Lachen,
einen tollen Streich, einen starken ulk
und es kam nichts als die vorgeschriebene
Aber
weiche, ergebungsvolle Sentimentalität.
diese liebe, treue Seele des Wiener Mu¬
sikantenkindes vermochte die große Künstlerin
nicht ganz auszuschöpfen. Sie kann die ganze
packende, urwüchsige Kraft ihrer Kunst nicht heraus¬
lassen, wo es der Aufgabe an jeder Möglichkeit
fehlt, den Humor zu entfalten, der in dieser
Künstlerin von seltener Frische und Drolligkeit das
Stärkste und Originellste ist.
So war sie eine gute, stellenweise eine er¬
greifende Christine; aber ihre Leistung vermochte
doch nicht die Höhe zu erreichen, die ihre aus¬
gelassene Laune mühelos, alles mit sich reißend in

dem folgenden „Abschiedssauper erreichte. Auch
in diesem Stückchen hat sich kurzlich die Sandrock
versucht. Aber ihre „Anni“ kam mehr aus der
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Schieß= oder Waffelbude, als vom Wiener Ballet. 50
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Die Niese spielt sie ganz anders; wohl, sie macht —
100 auch kein Geheimniß daraus, daß diese kecke, mun?—( Zahlbar
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fertige Tänzerin nicht allzuviel von Form und Bil¬ —
dung hält. Aber über alles breitet sie eine gewin. im Voraus.
1000
nende Liebenswürdigkeit; sie ist immer noch reizend,
wo sie schon nnausstehlich ist; und wo ihre Annz asschnitte ist das
nicht ganz manierlich bleibt, da ist sie wenigstens auch steht es den
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wirklich drollig. Auf die Nuancen der Sand= zu ändern.
Abonne
rock, mehrfach im Lachen über den ganzen Tisch zu
spucken und ähnliches, verzichtet die Niese, die selbst —
in ihrer tollsten Ausgelassenheit der Ansicht huldigt,
daß das Unappetitliche selten komisch zu sein pflegt.
unterstützt von dem in
So füllt
diesem Stückchen ganz besonders vorzüglichen
die handlungsarme Schnitz¬
Josef Jarno
lersche Canserie mit einer prächtigen Lustig¬
keit und verhilft dem Einakter, den wir schon
sanft und anfanft abgelehnt sahen, zu einem
rauschenden Erfolg.
Die „Liebelei“ war übrigens mit besonderer
Sorgfalt inscen Alle Darsteller — ausgenommen
vielleicht Harry Walden, der den Ton von vorn¬
herein ein bischen zu schwer nahm — gaben ihr
Bestes. Link als alter Geiger war von rührendes
Schlichtheit, Jarno ein prachtvoller Theodor,
geradezu vorbildlich in seinem trockenen Humor, der
sich hier an einer vornehmen Aufgabe bewähren
darf, und Frl. Kiß war als Mizzi Schlager be¬
R. P.
merkenswerth.