II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 538

Liebelei
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5. LIESEIET
tragische Schuld? Der Geliebte mag untergehen, er1 Schicksal nicht mehr aus den Fingern

Während die Modistin Mizi Schlager in
hat es nicht besser verdient, die Heldin des Stückes
Beutitseton
ihrer „Erfahrungen“ das Verhältniß mit Th
aber, das treuliebende, aufrichtige Mädchen.
Kaiser nicht zu hoch anschlägt, setzt es sich
das dem Vater ihre ganze Liebe reuig eingesteht,
Danziger Stadttheater.
Freundin Christine Weiring in den Kopf.
dem Selbstmord in die Arme getrieben zu sehen,
Fritz“ möglichst lange an sich zu fesseln, da e
Dr. Arthur Schnitzler, dessen dreiactiges Schau¬
das mag ja naturalistisch und dem modernen
erste und einzige Liebe sein soll. Fritz schein
Leben entsprechend sein, wirkte trotz alledem aber
spiel „Liebele!“ gestern Abend vor einem recht
nicht gänzlich abgeneigt, jedenfalls spielt er
ungemein niederschmetternd und verstimmend.
mäßig besuchten Hause zum ersten Male hier in
verantwortlicher Weise mit den ehrlich gem
Da fehlte es denn doch zum guten Theiie an der
Scene ging, wird als das Haupt der jung-öster¬
Gefühlen des schlichten Mädchens. Es fol
Hauptvoraussetzung eines Dramas, der tragischen
reichischen Poetengeneration angesehen. Wollte
kleines reizendes Souper zu Vieren in Lobhe
man hieraus aber etwa schließen, Dr. Schnitzler
Schuld, denn unmöglich kann eine erste Liebe
Wohnung. Der Becher kreist, man tanzt
biete in raffinirter Weise, wie die Modernen es
selbst zu einem Mann, der auf einer höheren
musicirt, kurz, man amüsiri sich prächti
lieben, alles auf, nur durch nervenerschütternde
gesellschaftlichen Stufe steht, als ein Verbrechen,
taucht der beleidigte Gatte auf und unter
Scenen auf das Publikum zu wirken, so würde
das Sühne verdient, angesehen werden. Ferner
die kleine Feier. Schnell werden die Mä
man sich einer Täuschung hingeben. Der Wiener
vermißt man in dem Drama jeden ver¬
Fein anderes Zimmer geführt und aus der U#
söhnenden und idealistischen Zug, es baut sich auf
nichter, dessen Drajna „Freiwild“ zur Zeit des
redung zwischen Lobheimer und dem fre
Falies Brüfewitz so recht aus dem Bewußtsein
einer unsittlichen Basis auf und kann, grausam
Herrn ist so viel ersichtlich, daß ein Duel
der öffentlichen Meinung heraus geschrieben war
und kalt, wie das menschliche Leben, das so
mehr vermieden werden kann. Statt nu
manchen zertritt, niemanden erwärmen. Das
und daher viele Derehrer aufzuweisen hatte,
Duell auszuweichen und sich in frischem Le
neue Theaterstück gehört daher, trotzdem es sauber
spannt den Bogen wenigstens nicht allzu straff;
muth ein gesundes, kräftiges Glück mit de
immerhin ist seine Methode kraß genug, um keinen
gearbeitet und klug zugespitzt ist, zu dem Schlage
liebten Mädchen zu ertrohen, vertraut Lobt
von Neuheiten, auf die man gern verzichtet,
ungetrübten Genuß an seiner Dichtung auf¬
auf die brutalste Gewalt und wird sc
wenn es auch nicht unter dem Niveau dessen
kommen zu lassen. Wohl kann man seiner
Verräther an dem Vertrauen, das
steht, was der Zuschauer sich bieten lassen kann.
poesievollen Genrekunst in der Schilderung echten
Christine entgegenbringt. Am Abend vor
Der Inhalt des Stückes ist bald wiedergegeben.
Wiener Lebens und Treibens alle Anerkennung
verhängnißvollen Duell sucht Fritz seine G
Fritz Lobheimer, Reserveoffizier von den gelben
sollen, wohl hat der Dichter in der Bühnenfigur
in ihrer ärmlichen, aber doch anheime
Dragonern, hat ein bedenkliches Liebesverhältniß
des Wiener Kindes aus dem Dolke, das seine
Häuslichkeit auf, echt gentlemanlike kommt
mit einer verheiratheten Frau unterhalten, das
erste junge Liebe so bitter bereuen muß, da sie
eine Silbe von der bevorstehenden Gefahr
von dem unwürdigen Geliebten nicht in gleichem
ihm nachgerade doch zu aufregend und gefährlich
seine Lippen, aber die Lust, noch weiter zu
Maße getheilt, sondern lediglich als Liebelei auf¬
wird, da er sich von dem Gatten beobachtet
und die Sehnsucht nach einem stillen, wenn
glaubt. Um ihn von der „interessanten“ Frau
gefaßt wird, eine sympathische Gestalt geschaffen,
nicht übergroßen Glück spricht aus allen
zu curiren, die aus dem lebensfrohen jungen
deren Schmerz höchst menschlich und verständlich
Worten. Ein Weiterleben ist dem Eheb
Mann einen nervösen Kopfhänger gemacht, hat
erscheint, aber am Schlusse des trübseligen
aber nicht vergönnt, er fällt im Duell. Der
Kampfes, dem diese Mädchenseele schließlich erliegt,
sein Freund Theodor Kaiser ein paar fesche
Act bringt dann eine erschütternde Ausst
Wienerinnen aufgestöbert, mit denen nun eine
taucht doch unbewußt die pessimistische Frage auf:
zwischen Vater und Tochter, die verzweife
Weshalb wird denn das arme Ding von einem
kleine Liebelei regelrecht in Scene gesetzt wird.
so tragischen Schickjal betroffen ohne eigentliche Leider zu spät für Lobheimer, den das rächende ihr Geliebter nichts von sich hören läßt. Sch###